Einkaufsbegleiter mit Indoor-Navigation: Auf diesen Einkaufswagen haben wir gewartet

Schon vor einigen Monaten machte die Discounterkette Netto (die bayerische Variante ohne Hund mit Hauptsitz in Bayern), die zur Edeka gehört, Schlagzeilen mit einem intelligenten Einkaufswagen. Der lässt sich mithilfe einer App entsperren und könnte deutlich besser die Bedürfnisse und Vorlieben der Kund:innen erfassen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Jetzt hält Rewe mit einer Einkaufswagenlösung dagegen, die noch deutlich mehr draufhat.
Rewe testet den digitalen Einkaufsbegleiter in Form eines am Einkaufswagen angebrachten Tablets zunächst in einem Markt in Köln-Bickendorf. Dahinter steht die Technik des Dienstleisters Catch, einem aus Israel stammenden Unternehmen, das sich auf personalisierte Medien im Einzelhandel spezialisiert hat.
Damit will man dem sehr unterschiedlichen Einkaufsverhalten der Kund:innen entgegenkommen: Während die einen sich inspirieren lassen wollen, lassen sich andere durch den Laden treiben und wieder andere tätigen zielsicher ihren Wocheneinkauf. Die Technologie hinter Catch basiert auf künstlicher Intelligenz und kann den Einkauf der Kund:innen begleiten. Catch lernt dabei die Einkaufsrouten, ohne jedoch personenbezogene Daten langfristig zu speichern. Auf Basis der Daten erstellt das System Prognosen für den Weg durch den Markt und unterbreitet in Echtzeit Vorschläge für Produkte, die zum Einkauf passen.
Das Tablet liest handschriftliche Einkaufszettel ein
Kern der Anwendung ist ein besonders robustes, am Griff des Einkaufswagens befestigtes Tablet, das mit dem Kund:innenkonto verknüpft werden kann. Das liest über die Kamera gegebenenfalls digitale Einkaufszettel und Barcodes ein, verarbeitet angeblich sogar handgeschriebene Listen und übersetzt diese in zugeordnete Produktvorschläge. Wie souverän das funktioniert, bleibt abzuwarten, spannend ist die Anwendung aber in jedem Fall.
Außerdem kann der Wagen über eine Funkverbindung metergenaue In-Store-Navigation bieten und ist somit ideal für alle, die ständig in einem größeren Supermarkt nach den gewünschten Artikeln suchen. Hat man einen bestimmten Gang oder eine bestimmte Abteilung erreicht, zeigt der Wagen hier entsprechende Sonderangebote oder rabattierte Produkte, die zum Einkauf der Kund:innen passen könnten.
Der Testmarkt in Köln-Bickendorf, für den all das entwickelt wurde, musste dafür natürlich umfangreich katalogisiert und mit der entsprechenden Technik ausgestattet werden. Eine besondere Herausforderung für die Navigationsfähigkeiten war hier, dass der Markt zweigeschossig ist.
„Wir kennen die Wünsche und Einkaufsgewohnheiten unserer Kund:innen in unserem Markt sehr gut und können das Sortiment entsprechend gut steuern. Mit diesem Pilotprojekt wollen wir noch einen Schritt weitergehen und prüfen, ob wir noch bessere Insights erhalten und den Kund:innen noch mehr Service anbieten können“, erklärt Kaufmann Boris Dugandzic, der das Rewe Center zusammen mit seinem Bruder führt.
Man betont aber auch gleich, dass die „engagierten Mitarbeiter:innen weiterhin auf der Fläche ansprechbar bleiben“, was angesichts des aktuellen Fachkräftemangels im Retail-Umfeld auch naheliegend ist. Damit will das Unternehmen offenbar gleich den Bedenken, hier würde Personal eingespart werden, entgegentreten.
Datenschutz: Rewe gibt sich zurückhaltend
Niederschwellig und vorsichtig ist Rewe auch, ähnlich wie bei den Rewe-Pick-&-Go-Märkten, beim Thema Datenschutz. Zu groß wäre das Risiko, die Kund:innen zu verschrecken. Daher ist keine Kund:innenerkennung über eine App vorgesehen. Sie könnte aber natürlich in Zukunft einen Mehrwert bieten, etwa bei Hinweisen auf Produkte, die man in der Vergangenheit erworben hat.
Ideen für die Zukunft des digitalen Einkaufswagens gibt es allerdings reichlich – angefangen bei Rezeptvorschlägen über Warenkunde bis hin zur (freiwilligen) Vernetzung mit dem Konto der Rewe-App.
Eine spannende Anwendung, die Vor- und Nachteile hat, ist der digitale und smarte Einkaufswagen auf jeden Fall. Ob sich die Technologie durchsetzen wird, dürfte vor allem vom Nutzen abhängen, den das System den Märkten bringt. Die teure Technik soll ja nicht unbedingt dazu führen, dass wir schneller und effizienter unseren Wocheneinkauf schaffen, sondern sie soll vor allem für volle Einkaufswagen und mehr Umsatz sorgen.