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Kommentar

Elektromobilität: Das Verbrenner-Aus ist auch ohne Verbot längst besiegelt

Das von der EU beschlossene Verbrenner-Verbot erhitzt derzeit die Gemüter – und das, obwohl das Verbrenner-Aus auch ohne Verbot längst feststeht.

Von Frank Feil
2 Min.
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Die CO2-Bilanz eines Elektroautos hängt maßgeblich vom Strommix ab. (Foto: Frank Feil)

Als im 18. und 19. Jahrhundert die Industrialisierung technische Neuerungen wie den Webstuhl und die Dampfmaschine hervorbrachte, gefiel das nicht jedem. Innerhalb der Bevölkerung kam es schnell zu Protesten und Aufständen. Ähnliches widerfuhr dem Automobil Anfang des 20. Jahrhunderts: Wer damals ein Auto besaß, musste mit Drohungen und gewalttätigen Übergriffen rechnen. Nicht zu vergessen: die Proteste gegen den Tonfilm in den 1930ern.

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Wie wir alle wissen, hat nichts davon den technologischen Fortschritt aufgehalten – und trotzdem ist die Technologiefeindlichkeit in Deutschland noch immer stark ausgeprägt. Sogar die Wortwahl ist gleich geblieben: Während Kritiker den Tonfilm vor 100 Jahren als „wirtschaftlichen und geistigen Mord“ bezeichnet haben, spricht im Jahr 2023 ein gewählter bayerischer Minister im Zuge des von der EU beschlossenen Verbrenner-Verbots von einem „Anschlag auf den Wirtschaftsraum Europa“.

Ob man lachen oder doch lieber weinen soll? Man weiß es nicht.

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Ein Verbrenner-Verbot ist überflüssig

Der eigentliche Witz an der Sache ist, dass sowohl die Debatte als auch das Verbot ab 2035 völlig überflüssig sind. Schon Ende dieses Jahrzehnts werden Benziner und Diesel im Neuwagenbereich ein Nischenprodukt sein. Natürlich wird es noch Sportwagenhersteller geben, die für Nostalgiker ein oder zwei Verbrenner im Portfolio vorhalten, aber das war es dann auch schon.

Inzwischen haben alle Autobauer verstanden, dass dem batterieelektrischen Antrieb die Zukunft gehört. Nach und nach werden sämtliche Fahrzeugkategorien elektrifiziert. Ein Hersteller nach dem anderen verkündet das baldige Verbrenner-Aus – und selbst Toyota musste jüngst einsehen, dass kein Weg am Elektroauto vorbeiführt. Sogar Marken wie Lotus oder Maserati haben bereits erste vollelektrische Modelle im Sortiment. Ganz zu schweigen von den ganzen neuen chinesischen Elektroauto-Herstellern, die den deutschen Autobauern zunehmend Konkurrenz machen.

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Es ist geradezu grotesk, wenn einige deutsche Politiker im Zusammenhang mit dem Verbrenner-Aus von einer „Gefahr für die Wirtschaft“ sprechen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Zulieferer, die schon früh die Zeichen der Zeit richtig gedeutet haben, profitieren bereits jetzt von der Antriebswende – und werden es auch zukünftig. Diejenigen jedoch, die noch immer am Verbrennungsmotor festhalten, werden schon in wenigen Jahren am Weltmarkt keine Chance mehr haben.

Wie Technologieoffenheit zur Floskel wurde

Wenn man dieser Tage Unions- oder FDP-Politiker über das Verbrenner-Aus reden hört, fällt stets der Begriff „Technologieoffenheit“. Dieser wurde von den Parteien in den vergangenen Jahren derart inflationär benutzt, dass er zu einer inhaltsleeren Phrase verkommen ist.

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Immer dann, wenn Studien klar belegen, dass der batterieelektrische Antrieb in den nächsten Jahren die effizienteste und umweltfreundlichste Antriebsform im Pkw-Bereich darstellt, kommt irgendjemand um die Ecke und erklärt: „Wir dürfen nicht ideologisch an die Sache herangehen, sondern müssen technologieoffen bleiben.“

Die Ironie an der Sache: Technologieoffenheit bedeutet eben gerade, dass man sich unterschiedliche Technologien anschaut und sich dann für die beste entscheidet. Und genau das ist passiert. Ideologisch verblendet wäre es hingegen, wider besseren Wissens im Neuwagenbereich auf Wasserstoff oder E-Fuels zu setzen.

Zumal Wasserstoff in Zukunft durchaus eine wichtige Rolle spielen wird, beispielsweise im Schwerlastverkehr (Lkw, Schiffe etc.). Und obwohl sie energetischer Unsinn sind, werden sicherlich auch E-Fuels in Zukunft eine Daseinsberechtigung haben, aber eben nur, wenn es um die Dekarbonisierung des Fahrzeugbestands geht.

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Es würde der Debatte insgesamt jedenfalls gut tun, wenn man den Fortschritt nicht bekämpfen und billigen Populismus nicht über wissenschaftliche Fakten stellen würde.

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Kantenhuber

„Zumal Wasserstoff in Zukunft durchaus eine wichtige Rolle spielen wird, beispielsweise im Schwerlastverkehr (Lkw, Schiffe etc.). Und obwohl sie energetischer Unsinn sind, werden sicherlich auch E-Fuels in Zukunft eine Daseinsberechtigung haben, aber eben nur, wenn es um die Dekarbonisierung des Fahrzeugbestands geht.“

Nein, das ist ganz gewiss nicht so.
E-Fuels werden in der Luftfahrt zunehmend der Energieträger für den Flugverkehr und in Verbindung mit hybriden Antrieben. Das ist längst eingetütet, auch wenn das derzeit möglichst geräuschlos abgeht.

Beim Schiffsverkehr zeichnet sich eine Lösung mit Ammoniak ab, soweit es sich um Ferntransporte handelt, aber darüber hinaus kommen absehbar Windkraft in Form von Dynariggs für alle möglichen Arten von Schiffen, sowie die elektronische Strömungs- und Windkartierung der Fahrtrouten zum Einsatz.

Das von der EU beschlossene Aus für den „Verbrenner“, also dem Hubkolbenmotor an der Antriebsachse als klassische Variante ist damit definiert worden. Aber dass ausschließlich der Akku als einziger Energieträger für die Automobilität in Frage kommt, ist noch längst nicht ausgemacht.

Es wird sich zeigen, welche Technologie letztendlich im Dreieck Verbrauch, Handling, Kosten die Nase vorne hat und ob es überhaupt die eine einzige zulässige Technik gibt. Das Universalauto, das sich viele wünschen, ist eigentlich nicht die Ideale Form der Automobilität, eher so die Sorte Einliniendenke um sich den eigentlichen Problemen wie Verbrauchs- und Gewichtsreduzierung, sowie der Entscheidung welcher Einsatz von welchem Fahrzeug und zu welchem Zweck von vorneherein aus dem Weg zu gehen. Ganz abgesehen davon, dass es ja auch noch rein grundsätzlich andere Möglichkeiten gibt.

Fest steht nur Eines: das was sich die Autoindustrie in Sachen alternative Antriebe/Automobilität ausgedacht hat, ist das bestenfalls im Ergebnis mangelhaft.

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