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Kommentar

Elektromobilität: Nein, Volkswagen-Chef Blume sieht in E‑Fuels nicht die Zukunft

Dem Elektroauto gehört die Zukunft. Daran ändert auch ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat von Volkswagens neuem Chef Oliver Blume nichts.

Von Frank Feil
3 Min.
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Die Zukunft im Volkswagen-Konzern gehört der Elektromobilität, auch unter Oliver Blume. (Foto: Frank Feil)

Im Rahmen eines Gesprächs mit der Automobilwoche erklärte Porsche-Chef Oliver Blume, der ab September auch den Mutterkonzern Volkswagen leitet, dass „E‑Fuels eine sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität“ seien. Eigentlich keine große Sache, allerdings wurden in den Medien daraus schnell Überschriften wie „Oliver Blume bekennt sich zu E‑Fuels“ oder gar „Neuer VW-Chef korrigiert E‑Auto-Strategie“ gemacht.

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Man munkelt, dass sich der ein oder andere Elektroautogegner beim Anblick dieser Meldung an seinem Bier verschluckt und den 30 Jahre alten Opel Kadett an der Ampel abgewürgt hat. Kann das denn wahr sein? Hatte Manfred aus der Skatrunde doch recht, dass sich die umweltschädliche Elektromobilität nie durchsetzen wird? Haben sich am Ende die ganzen Anti-Elektroauto-Share-Pics bei Facebook und in der Familien-Whatsapp-Gruppe doch gelohnt?

Ganz so einfach ist es nicht.

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E‑Fuels sind und bleiben energetischer Unsinn

Werfen wir zunächst noch einmal einen Blick auf das Thema E‑Fuels. Bei der Herstellung der synthetischen Kraftstoffe wird im ersten Schritt Wasser per Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Im Anschluss wird der Wasserstoff mit Kohlendioxid verbunden. Die so entstehenden E‑Fuels können dann beispielsweise in den Verbrennungsmotoren von Autos verwendet werden.

So weit, so gut. Das Problem an der Sache: E‑Fuels sind nicht von Haus aus klimaneutral, sondern nur, wenn sie unter bestimmten Voraussetzungen produziert werden. Beispielsweise wenn der verwendete Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt – und selbst dann haben sie noch einen weitaus schlechteren CO₂-Abdruck als Elektroautos.

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Darüber hinaus haben E‑Fuels einen miserablen Wirkungsgrad. Das liegt ganz einfach daran, dass es beim Herstellungsprozess zu hohen Wirkungsverlusten kommt. Während bei einem Elektroauto bis zu 80 Prozent der ursprünglich eingesetzten Energie „am Rad“ ankommen, sind es bei synthetischen Kraftstoffen lediglich 10 bis 15 Prozent.

Zusammengefasst: E‑Fuels haben eine fragwürdige Klimabilanz, einen schlechten Wirkungsgrad – und sind darüber hinaus auch noch teuer in der Herstellung.

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Warum also sind synthetische Kraftstoffe im Jahr 2022 überhaupt noch ein Thema?

Volkswagen bleibt der Elektromobilität treu

In erster Linie liegt das an der geschickten Lobbyarbeit großer Mineralölkonzerne, die das Thema nicht nur in die Medien, sondern auch in die Politik tragen. Und wenn sich dann auch noch der heutige Porsche- und zukünftige Volkswagen-Chef zu dem Thema äußert, wird daraus gern mal eine Meldung gemacht, die gar keine ist.

Es ist fast schon grotesk, aus Oliver Blumes Worten „Wir sehen E‑Fuels als sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität“ Überschriften wie „Neuer VW-Chef spricht sich für E‑Fuels aus“ oder „Blume korrigiert E‑Auto-Strategie von Diess“ zu machen, die in eine völlig falsche Richtung führen.

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Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass Oliver Blume die Elektrostrategie von Volkswagen zu 100 Prozent umsetzen wird. In der ganzen Branche gibt es inzwischen keinen Autohersteller mehr, dessen langfristige Strategie nicht auf die Elektromobilität setzt.

Selbst bei einem Sportwagenhersteller wie Porsche zählt der Taycan inzwischen zu den erfolgreichsten Modellen. Vom vollelektrischen Macan, der ab 2023 produziert wird, will man jährlich 80.000 Einheiten verkaufen. Und ab 2025 wird dann auch die 718-Baureihe (Cayman und Boxster) elektrifiziert.

Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist Quelle: husjur02 / shutterstock

Volkswagen investiert derweil Milliarden in die Elektromobilität: Sechs Gigafactories mit 240 GWh Gesamtkapazität werden bis 2030 gebaut, existierende Fabriken werden zu reinen E-Standorten umfunktioniert oder sind es bereits – und auch bei der Ladeinfrastruktur engagiert sich der Konzern in zahlreichen Joint Ventures überall auf der Welt.

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E‑Fuels sind für den Automobilmarkt bedeutungslos – mit einer Ausnahme

Der einzige Grund, warum das Thema E‑Fuels vor allem bei Porsche eine Rolle spielt, ist der Fahrzeugbestand. Denn natürlich möchte man es der Kundschaft ermöglichen, die historische 911er-Sammlung auch 2040 noch auf Deutschlands Straßen fahren zu dürfen. Und dabei spielt es dann auch überhaupt keine Rolle, ob E‑Fuels pro Liter 2,50 Euro oder 6 Euro kosten.

Ob E‑Fuels auch für den Verbrenner von Otto Normalverbraucher relevant sein werden, hängt in erster Linie davon ab, ob es gelingt, die Herstellung so kostengünstig und klimaneutral zu gestalten, dass synthetische Kraftstoffe nicht länger in Gold aufgewogen werden müssen. Dann hätten diese tatsächlich das Potenzial, den letzten Benzinern und Dieseln einen nahezu CO₂-neutralen Betrieb zu ermöglichen, bis selbige irgendwann schrottreif sind.

Festzuhalten bleibt: Neuwagen wird es schon in wenigen Jahren nur noch vollelektrisch geben. Daran wird sich weder bei Volkswagen noch sonst irgendwo etwas ändern. Wenn überhaupt, werden E‑Fuels (außerhalb der Luftfahrt und Schifffahrt) nur für den Fahrzeugbestand eine Rolle spielen, quasi als letzter Rettungsanker vor der Schrottpresse.

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Andreas V.

Und selbst wenn e-Fuels irgendwann in ferner Zukunft kostengünstig und klimaneutral verfügbar sein sollten, ist es im Vergleich zu direkter Nutzung des Stroms immer noch reine Energieverschwendung.
Und das können wir uns nicht leisten.

Antworten
Beate Taufer

Die Synthese von Wasserstoff mit CO2 aus Biomasse ist total klimagefährdend. Dieses „biologische“ CO2 sei angeblich „klimaneutral“, weil die Biomasse in diesem Herstellungsprozess nur so viel CO2 an die Umwelt abgeben würde, wie die dafür verwendeten Pflanzenstoffe zuvor aus der Umwelt absorbiert hätten. Doch damit wird die Funktion der CO2-Senken annulliert, das grösste natürliche Aufnahme- oder Absorbtionssystem der Erde: die Ozeane, die Erdflächen mit einer (noch) intakten Bewaldung und Bepflanzung, die Bakterien der natürlichen intakten Böden…sie alle sorgen für einen permanenten Reinigungsprozess der Luft und der Atmosphäre durch ihre CO2-Aufnahme, das damit definitiv aus der Umwelt entfernt werden soll. Doch bei erneuter Rückgabe in die Atmosphäre wird der – definitive -Prozess rückgängig gemacht. Das CO2 sammelt sich in der Atmosphäre an und verstärkt den Treibhauseffekt.

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