Niu, Unu, Coup und weitere: Elektroroller kommen jetzt erst richtig in Fahrt
Elektroroller stellen in vielen Teilen Europas immer noch einen kleinen Bruchteil der auf den Straßen befindlichen Verkehrsmittel dar. Doch glaubt man Joseph Constanty, der für die internationale Expansion des E-Roller-Herstellers Niu verantwortlich ist, wird es bis 2019 einen massiven weiteren Schub geben.
In China sieht das schon anders aus: 26 Millionen E-Scooter würden in China jährlich verkauft, erklärte Constanty auf der Digital-Konferenz TOA 2018 in Berlin. E-Scooter seien im Vergleich zum Auto allerdings die bessere, weil umweltverträglichere Option im Individualverkehr. Sie würden weniger Platz auf den Straßen und beim Parken verschwenden.
Niu Elektroroller: Partnerschaft mit 8 Sharing-Anbietern in Europa
Seit rund einem Jahr ist der nach eigenen Angaben größte Elektroroller-Hersteller der Welt, Niu, auch in Europa aktiv und setzt in den nächsten Monaten auf Wachstum. Niu verkauft seine Roller bei über 500 stationären Partnerhändlern und in Flagship-Stores – darunter auch Barcelona, Wien und Amsterdam –, weitere sind unter anderem auch in Berlin und anderen europäischen Metropolen angedacht. Außerdem habe Niu Partnerschaften mit insgesamt acht Sharing-Anbietern europaweit geschlossen.
Die ersten Sharing-Anbieter in Madrid und Wien vermieten die vernetzten Roller bereits. Laut Constanty handelt es sich zurzeit um Testphasen mit einem großen und einem kleineren Sharing-Unternehmen. Wer die sechs weiteren Sharing-Partner seien, wollte Constanty noch nicht verraten. Für den deutschen Markt habe Niu ein großes Unternehmen an Bord geholt. Es werde eine große Überraschung werden, meinte der Verantwortliche für die Expansion. Constanty schätzt, dass der Einstieg in die Sharing-Plattformen binnen 24 Monaten ein Umsatzplus von rund 40 Prozent für Niu ausmachen könnte.
Niu: Wir ziehen zusammen mit Unu und Coup an einem Strang
Auf Mitbewerber wie Coup oder das Berliner Mobilitäts-Startup Unu angesprochen entgegnet Constanty, dass man sich nicht als Konkurrenz sehe. Je mehr E-Roller es gebe, desto besser sei das für den Verkehr.
Der Markt befinde sich in einem starken Wachstum, dabei wolle Niu mit den anderen Anbietern zusammenarbeiten. „Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit.“ Denn auch ein elektrisch angetriebenes Auto löse das Mobilitätsproblem in den Städten nicht, ist der Niu-Mann überzeugt. Schließlich sitze darin auch wieder in der Regel eine Person auf vier Rädern und erzeuge genauso viele Staus. Daher ist seine These: „Wir müssen Mobilität anders denken.“
Elektroroller: Niu mit eigener Plattform, Unu arbeitet daran
Dass Niu neben Gogoro, die das Bosch-Unternehmen Coup mit E-Rollern ausrüsten, in den Sharing-Markt einsteigen kann, liegt an der eigens entwickelten Plattform. Die Roller sind allesamt vernetzt, besitzen GPS und lassen sich per App orten, zudem ist es möglich, sich Verbrauchsdaten, Akkustand und mehr anzeigen zu lassen. Sharing-Anbieter können per Schnittstelle auf die Niu-Plattform zugreifen und die Rollerflotte verwalten. In künftigen Modellen soll sich der E-Roller auch per App starten lassen.
Niu bezeichnet sich in erster Linie als Technologie-Unternehmen und nicht als E-Roller-Hersteller. Constanty sagt, man habe erst die Plattform entwickelt und anschließend die E-Roller als Technologieträger gebaut. Das Unternehmen sei außerdem dabei, Fahrzeuge zu entwicklen, die mehr als nur zwei Räder haben. Weiter ausführen wollte er die Pläne nicht – Einsatzzwecke für kompakte Elektrogefährte wären indes Logistikdienste oder ähnliches.
Die Berliner von Unu arbeiten ebenso seit einer Weile daran, ihre Roller zu vernetzen. Statt mit einem Schlüssel sollen sich die E-Roller künftig über eine App öffnen lassen, sagte Mitgründer Pascal Blum der dpa. Damit solle auch die Möglichkeit des Teilens mit Freunden vereinfacht werden. Die Vernetzung könne Potenziale eröffnen, die mit Benzinern nicht möglich wären. Neben der Elektromobilität setzt Unu auf die weiteren Säulen „autonomes Fahren“, „Vernetzung“ und „Sharing“. Das Unu-Entwickler-Team arbeite derzeit an einer eigenen Software-Plattform, mit der sich die Roller beispielsweise auch für Sharing-Dienste eignen würden, sagte Blum gegenüber t3n.de. Nius Constanty deutete ebenso Entwicklungen in Richtung Autonomie an.
Gemessen an den Verkäufen von E-Rollern liege Deutschland im europäischen Vergleich an dritter Stelle hinter Holland und Frankreich, so Blum. Das 2013 gegründete Unternehmen verkauft seit rund vier Jahren seine E-Roller ausschließlich online und will über diesen Vertriebsweg besonders günstige Preisen ermöglichen. „Unsere Startpreise haben fast E-Bike-Niveau.“
Elektroroller: Starkes Wachstum in Deutschland und Europa
Die Unternehmen scheinen zum rechten Zeitpunkt den Markt betreten zu haben: Im ersten Quartal Jahres 2018 wuchs der Markt für E-Roller dem europäischen Verband ACEM zufolge um 51 Prozent. Das Interesse an den Mopeds mit Verbrennungsmotor ging laut den Ende Mai veröffentlichten Zahlen des Verbands dagegen um 40 Prozent zurück. Unu wachse dabei deutlich stärker als der Markt, erklärt Blum.
Zur Sichtbarkeit der E-Roller in den großen Städten sorgt vor allem die Bosch-Tochter Coup mit ihrem Sharing-Angebot. Die kleinen schwarz-grünen Flitzer, gebaut vom taiwanischen Hersteller Gogoro, gehören in Berlin bereits fest zum Straßenbild. „Nach nicht einmal zwei Jahren in Berlin sind wir zu einer echten Alternative im Berliner Mobilitätsangebot geworden“, erklärt Sprecherin Julia Grothe. Neben Berlin mit 1.000 Rollern will Coup noch in diesem Jahr in Paris 1.700 und in Kürze auch in Madrid 850 E-Scooter auf die Straßen bringen.
Auch der Mitbewerber Emmy ist mit 350 Rollern und nach eigenen Angaben 20.000 Kunden in der Hauptstadt aktiv. Das Berliner Startup will derzeit mit einer Marketing-Kooperation mit Vattenfall seine Flotte deutlich aufstocken. Insgesamt habe man bundesweit gerade die Marke von 100.000 Kunden erreicht, meldete Emmy im Juni.
Der E-Scooter-Sharing-Markt ist bei weitem noch nicht so überlaufen wie der Bikesharing-Sektor, der von unzähligen Anbietern aus Asien regelrecht „zugemüllt“ wird. Bei Elektrorollern ist die Gefahr einer Überschwemmung weit geringer, schließlich sind die Anschaffungskosten der Fahrzeuge um ein Vielfaches höher. In den kommenden Monaten werden wir mit der Ankündigung mindestens eines neuen Sharing-Anbieters auf dem deutschen Markt rechnen. Wir sind schon sehr gespannt, wer dieses ominöse Überraschungs-Unternehmen sein wird.
Mit dpa-Material.
Ich finde ein E-Roller ist auf jeden Fall die bessere Alternative. Bin jahrelang Moped gefahren und der Motorenlärm und die stinkenden Abgase haben mich auch schon immer gestört!
Ich kann Alex R nur zustimmen! Ich finde die Entwicklung auch super. Nur eines stelle ich mir schwierig vor: Dass die Roller so leise sind, dass man sie nicht oder kaum noch hört, ist ja auch nicht ganz ungefährlich. Man übersieht sie ja so schon recht leicht. Aber vielleicht lässt sich dieses Problem noch lösen. Lustigerweise habe ich gelesen, dass sogar Harley Davidson ein E-Motorrad rausbringen wil (siehe <diese Elektromotorräder gibt es). Da bin ich ja mal gespannt :-)
E-Roller sind viel besser. Die 2 Takter Mopeds sind extrem schlimm für die Gesundheit und die Umwelt. Der Smog der 2 Takter ist extrem Krebs erregend.
Aber warum fahren die Roller den nicht 50 statt 45 km/h ? So sind Sie ein Verkehrshindernis.