
60 Jahre alter Chatbot: Forscher bringen Eliza zum Laufen. (Symbolbild: Peshkova/Shutterstock)
Als der in Berlin geborene Joseph Weizenbaum 1966 das Programm Eliza veröffentlichte, existierte der Begriff Chatbot noch nicht. Aus heutiger Sicht aber gilt Eliza als erster Chatbot der Welt.
Eliza-Originalcode im Archiv gefunden
Erst 2021, 13 Jahre nach Weizenbaums Tod, wurde der verschollen geglaubte Originalcode in den Archiven des MIT-Wissenschaftlers entdeckt. Jetzt ist es Forscher:innen aus Großbritannien und den USA erstmals gelungen, Eliza auf dem ursprünglichen Betriebssystem zum Laufen zu bringen.
Entwickelt hatte Weizenbaum Eliza als eine Art künstliche Psychotherapeutin, die auf Fragen der Nutzer:innen antwortet. Der Name ist dem Schauspiel Pygmalion von Bernard Shaw entlehnt, in dem der Sprachwissenschaftler Henry Higgins der Blumenverkäuferin Eliza Doolittle den Akzent der Londoner High-Society beibringt, um sie als Herzogin auszugeben.
Auf dem Stoff basiert das Musical My Fair Lady. Eliza wird in dem Schauspiel als Person gezeichnet, die zwar mit feinem Akzent sprechen kann, aber von dem, was die hohe Gesellschaft spricht, wenig versteht.
Psychotherapie per Chatbot
In Anlehnung daran soll es auch den Nutzer:innen von Weizenbaums Programm so vorkommen, als würde Eliza die Fragen verstehen und echte Gespräche führen können. Stattdessen kommt bei dem Programm ein strukturiertes Wörterbuch zum Einsatz. Eliza durchsucht dieses nach Wörtern, die in der Frage vorkommen und von da aus nach Synonymen und Oberbegriffen.
Entsprechend dem Gefundenen ruft das Programm eine Sammlung von Phrasen zu verschiedenen Themengebieten ab, das vor allem aus offenen Fragen oder Aufforderungen besteht. Findet Eliza nichts Passendes, antwortet sie ausweichend, etwa mit Sätzen wie: „Das habe ich nicht verstanden. Könnten Sie das bitte genauer erläutern?“
2.600 Zeilen Code wiederherstellen
Bisher gab es zwar schon einige Eliza-Klone, die aber durchwegs in anderen Programmiersprachen geschrieben wurden, wie techxplore.com berichtet. In mühsamer Kleinarbeit haben es die Forscher:innen geschafft, das aus 2.600 Zeilen Code bestehende und in der Sprache MAD-SLIP geschriebene Programm wieder auf dem ursprünglichen Betriebssystem CTSS (Compatible Time-Sharing Systems) und einem emulierten IBM 7094 zum Laufen zu bringen.
Dazu mussten sie nicht nur die insgesamt 53 ausgedruckten Seiten Code händisch in den Computer eingeben. Sie mussten die großteils undokumentierten Codezeilen auch verstehen und einige Fehler ausräumen sowie Lücken stopfen. Immerhin 96 Prozent des jetzt verwendeten Codes sollen aber original sein.
Eliza auf dem eigenen Computer nachbauen
Wer Interesse und genügend Fachkenntnisse hat, kann Eliza auf dem eigenen Computer (Linux oder MacOS) nachbauen. Das Forschungsteam hat entsprechende Daten auf Github veröffentlicht.