Ello: Das DHDL-Startup mit dem „unsexiest product alive“
Als Benjamin Rudolph (30), Max Keßler (30) und Matthias Geertsema (29) von der Oma eines Freundes gehört haben, die auf der Schwäbischen Alb wohnt und Schwierigkeiten hatte ihre Einkäufe auf den hügeligen Straßen zu transportieren, kam den drei Stuttgartern die Idee für Ello: Einem elektrischen Rollator. Mit diesem wollen sie älteren Menschen das Leben leichter machen.
Viele Menschen tun sich mit einem herkömmlichen Rollator noch schwer, Steigungen und Berge zu überwinden. Für dieses Problem hat das Gründerteam eine Lösung gefunden: Ihr Rollator mit Elektro-Motor lässt sich nur mit einem Finger anschieben und ohne große Anstrengung nutzen. Dadurch werde älteren Menschen mehr Mobilität ermöglicht, sind sich die Gründer sicher.
Ello: Der Tesla unter den Rollatoren
Mit dem Ello sollen sich Benutzer vollständig auf ihre Schritte konzentrieren können. Der elektrische Rollator schützt vor dem Hinfallen und unterstützt Bergauf und -abfahrten automatisch. Zusätzlich sind noch eine Hupe, Licht, eine Festellbremse sowie ein patentierter SOS-Knopf verbaut. Wird der Knopf gedrückt, wird die aktuelle Position des Nutzers über einen Google-Maps-Link an definierte Nummern als SMS oder E-Mail übertragen. Möglich wird das durch einen integrierten GPS-Sensor sowie eine SIM-Karte.
Die Zielgruppe des Startups ist klar definiert: Ältere Menschen, die einen Rollator benötigen. In Deutschland ist dieser Markt nach Einschätzung der Gründer groß. So werden etwa 650.000 Rollatoren im Jahr verkauft. „86 Prozent der Benutzer haben trotz Rollator jedoch Schwierigkeiten einen Berg zu überwinden“, sagt Ello-Mitgründer Benjamin Rudolph.
Entwicklungskosten unterschätzt
Der Preis für einen Ello ist hoch – so kostet ein Exemplar stattliche 2.890 Euro. Zum Vergleich: Herkömmliche Modelle ohne Elektro-Antrieb gibt es bereits ab 60 Euro.„Ello ist vergleichbar mit einem Einsteiger E-Bike. Wir legen Wert auf hohe Qualität. Außerdem entsteht unser Ello in Handarbeit“, erklärt Ex-Unternehmensberater Rudolph den hohen Anschaffungspreis.
Gegenüber t3n geben die Gründer zu, die Kosten der Entwicklung unterschätzt zu haben: „Wir erarbeiten deshalb Modelle wie einen Online-Ratenkauf ab 92 Euro im Monat.“ Neben diesem Ratenkauf ist laut Benjamin Rudolph auch ein Mietmodell geplant: „Hieran arbeiten wir aber noch. Ein Leasing für Fachhändler, Kliniken, Pflege- und Rehaeinrichtungen haben wir aber bereits erreicht.“
Wettbewerber haben die Gründer nach eigenem Bekunden nicht. „Es gibt keine Konkurrenz. Nur die Zeit und die Assoziation mit dem Rollator. Wir müssen den Markt entwickeln und erklären, warum ein elektrischer Rollator die Lebensqualität erheblich steigert“, sagt Rudolph. Ausreichend hohe Stückzahlen sollen dabei helfen.
Den Markt der Rollatoren beherrschen bisher Hersteller wie Bischoff und Bischoff oder Dietz. Elektro-Antriebe haben diese Unternehmen bisher nur in Rollstühlen verbaut. Die elektrischen Motoren auch auf Rollatoren auszuweiten, sollte für die etablierten Anbieter jedoch ein leichtes Spiel sein, wenn sich der erhoffte Erfolg von Ello einstellt.
Benjamin Rudolph und seine beiden Mitgründer Max Keßler und Matthias Geertsema planen übrigens nicht, Folgeprodukte in Form von elektrischen Rollstühlen anzubieten.“Wir wollen ja, das unsere Zielgruppe geht, sich also bewegt“, so Rudolph.
1,5 Millionen Euro von der Crowd
Über 1,5 Millionen Euro wurde bisher in das Startup gesteckt. „Wir haben neben verschiedenen Förderungen wie Exist, Junge Innovatoren, Innovationsgutschein BW, Preisgelder und dem Accelerator des Energiekonzerns Eon größere Summen durch einen stillen Gesellschafter und die zwei Crowdinvesting-Plattformen Aescuvest und Seedmatch erhalten,“ sagt Rudolph. Die Jungunternehmer selbst haben dazu noch ihre Ersparnisse für ihren Lebensunterhalt und kleinere Einlagen wie der GmbH-Gründung investiert.
Erste Rollatoren verkauft das Gründerteam bereits an Sanitätshäuser. Um ihr Endkunden-Marketing noch weiter auszubauen erhoffen sie sich von den Löwen ein Investment von 250.00 Euro. Dafür bieten sie im Gegenzug zehn Prozent der Firmenanteile an.
Millionenumsatz geplant
Bisher konnte das Team um die 100 Stück verkaufen. „Wir glauben dieses Jahr die halbe Million Euro Umsatz zu knacken und im nächsten Jahr die zwei Millionen Euro“, so Rudolph. Auch wenn es ein Produkt dieser Preisklasse und Nische noch nicht in der Geschichte von DHDL gab, ist das Gründertrio auf ein hohes Bestellungsaufkommen gewappnet: „Wir haben fleißig vorproduziert, 80 Händler ausgestattet und zudem noch eine Menge Material auf Lager.“ Im nächsten Schritt sollen die Rollatoren an Sanitätshäuser und Reha-Kliniken verkauft werden.
Benjamin Rudolph, Max Keßler und Matthias Geertsema sind überzeugt: „Unser Produkt kann Menschen Lebensqualität schenken. Deswegen wollen wir über die Höhle der Löwen noch mehr Menschen zeigen, dass es den Ello gibt.“ Es sei ihnen wichtig einen Löwen zu gewinnen, der ihnen hilft den Ello noch schneller weiter zu entwickeln.
Zum Weiterlesen:
- Frank Thelen rechnet mit Jochen Schweizer ab
- Gearflix: „Wir sanken in eine Todeszone“
- Ein 20-Jähriger verblüfft die Löwen mit einem Adapter für Staubsauger
- In „Die Höhle der Löwen“ schafft man es nur per Bewerbung? Weit gefehlt!