Wie die Welt berichtet, läuft es schlecht im kassenlosen Aldi-Markt in Utrecht. Das erstaunt auf den ersten Blick, weil die niederländische Stadt eine große Universität und entsprechend viele Studierende beherbergt, die wiederum als neuen Technologien besonders zugewandt gelten.
Kunden lehnen kassenlosen Laden ab
Trotz einer der bargeldlosen Zahlung affinen Einwohnerschaft will der in Kooperation mit dem israelischen Self-Shopping-Experten Trigo aufgezogene Markt nicht in Gang kommen. Bei näherem Hinsehen ist das indes gar nicht so erstaunlich.
Zwar bietet der modernste Aldi-Markt der Welt eine völlig bruchlose Einkaufserfahrung. Kundinnen und Kunden betreten den Laden, legen ihre Einkäufe beobachtet von Kameras und allerlei Sensorien direkt in ihre mitgebrachten Behältnisse und verlassen den Laden ohne Kassenvorgang. Den Bon gibt es per App.
Der Weg dahin ist allerdings nicht ohne Herausforderungen. Und so scheinen es vor allem zwei wesentliche Punkte zu sein, die dem Erfolg des kassenlosen Aldi im Weg stehen.
Zähe Registrierung, kaum Zahlungsarten – keiner will die Aldi-App
Zunächst müssen sich die potenziellen Käuferinnen und Käufer eine App herunterladen. Darin müssen sie sich umfangreich registrieren. Der Vorgang dauert nach Angaben einiger jener, die es getan haben, durchaus bis zu zehn Minuten.
Dann, und das scheint als schlimmer empfunden zu werden, müssen Nutzende eine Zahlungsart hinterlegen, wobei Aldi ausschließlich Kreditkarten akzeptiert. Darüber verfügt gerade einmal jeder zweite Niederländer und die, die eine nutzen, verwenden sie eher zur Buchung von Reisen und ähnlichem, aber nicht zur Zahlung im Alltag.
Das in den Niederlanden verbreitetste Zahlsystem, das bereits mit dem eigenen Begriff „pinnen“ versehen wurde, wird hingegen von Aldi nicht unterstützt. Ebenso ist es nicht möglich, gängige Verfahren wie Apple Pay oder Google Pay zu verwenden.
Neben den technischen Voraussetzungen und der limitierten Zahlungsverfahren stören sich wohl auch etliche an der ständigen Beobachtung durch Kameras und andere Sensoren, ohne die natürlich das gesamte Konzept nicht funktionieren würde. Kritisiert werde ebenso, dass der Bon teils mit deutlicher Verzögerung nach dem Verlassen des Ladens erteilt werde, was die Kontrolle der richtigen Abrechnung erschwere.
Utrechter verspotten Aldi
So soll der Utrechter Aldi-Markt, der zudem schon um 18 Uhr schließt, nur sehr wenige Kunden sehen. Es wird spekuliert, dass regelmäßig große Mengen an Frischeartikeln vernichtet werden müssen. Das Geschäft gilt als Flop.
Aldi kennt die Probleme genau und will sie gezielt adressieren. Von Kapitulation ist der Discounter weit entfernt. Als Nächstes soll die App vereinfacht und mit den gängigsten Zahlungsmethoden ausgerüstet werden. Zudem will das Unternehmen weitere Nutzungsschwellen absenken.
Es bleibt abzuwarten, wie standfest sich Aldi wirklich zeigen wird. Die Kostenvorteile der kassenlosen Märkte könnten bei entsprechender Skalierung natürlich immens sein. Da dürfte auch eine längere Durststrecke nicht abschrecken.
Kassenlos ist die Zukunft, allerdings muss das System opimiert werden durch alternative Zahlungsmethoden und MFC-Chips in den Produkten, das würde vieles einfacher machen.
Fehler machen, aus Fehlern lernen.
Jemand mit nur etwas Niederlande-Erfahrung hätte aber doch gleich das ‚Pinnen‘ ermöglicht.