Anzeige
Anzeige
News

Es holpert beim E-Rezept: Jetzt steigt auch die letzte Testregion aus

Das Chaos ums E-Rezept geht weiter. Jetzt hat auch die letzte Kassenärztliche Vereinigung ihren Ausstieg aus der Testphase verkündet – weil eine Einlösung der Rezepte per elektronischer Gesundheitskarte derzeit nicht sicher umgesetzt werden kann.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Neben der E-Rezept-App sollen die Rezepte künftig auch per Gesundheitskarte abrufbar sein. Bei der Umsetzung hapert es allerdings noch. (Grafik: Gematik)

Der Plan zur Erprobung des E-Rezepts klang sinnvoll. Im Juli 2021 hatte die Region Berlin-Brandenburg einen ersten Probelauf gestartet, ab Dezember 2021 folgte dann schrittweise die Ausweitung auf ganz Deutschland. So wirklich glatt lief das aber alles nicht – und  jetzt hat auch die letzte teilnehmende Kassenärztliche Vereinigung beschlossen, die Anwendung erst einmal auf Eis zu legen.

Anzeige
Anzeige

E-Rezept: Es hapert weiterhin am Datenschutz

Schon im August dieses Jahres hatten die Kassenärzt:innen in Schleswig-Holstein ihren Ausstieg aus dem Testverfahren für das E-Rezept verkündet. Grund dafür war eine Einschätzung der schleswig-holsteinischen Landesbeauftragten für Datenschutz, Marit Hansen. Hansen hatte die Übermittlung des E-Rezept-Tokens per SMS und E-Mail auf Anfrage der Kassenärztlichen Vereinigung geprüft. Weil sie dabei feststellte, dass der Token über unverschlüsselte E-Mails abgegriffen werden kann, hatte sie Bedenken bezüglich des Datenschutz geäußert.

In Schleswig-Holstein fiel daraufhin die Entscheidung, aus der Pilotphase auszusteigen. Die zweite beteiligte Kassenärztliche Vereinigung aus Westfalen-Lippe (KVWL) beschloss dagegen, vorerst im Projekt zu bleiben und das E-Rezept wie geplant zum ersten September auszurollen. Mit dem Entschluss kam allerdings auch eine Bedingung: „Wir erwarten von der Gematik, dem Bundes­gesundheitsministerium und den Apothekenverwaltungssystem-Herstellern, dass das E-Rezept spätestens in drei Monaten mit der eGK [elektronische Gesundheitskarte] übertragen und eingelöst werden kann.“

Anzeige
Anzeige

So sollte die Handhabung der E-Rezepte weniger kompliziert und bürokratisch werden. „Das ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Einführung des E-Rezepts und nicht ver­handelbar“, so KVWL-Vorstand Thomas Müller.

Drei Monate später hat sich so einiges beim E-Rezept getan – allerdings so gar nicht in die Richtung, die sich die KVWL das erhofft hatte. Zwar hat die Gematik mittlerweile eine Spezifikation entworfen, wie das E-Rezept auch via Gesundheitskarte eingelöst werden könnte, nach massiver Kritik von mehreren Seiten ist die ursprünglich für November geplante Einführung dieser Option allerdings vorerst gescheitert.

Anzeige
Anzeige

Das Ultimatum der KVWL ist damit geplatzt – und der Rollout des E-Rezepts in der Region Westfalen-Lippe wird dementsprechend gestoppt.

Gematik hält an E-Rezept-Plänen für 2023 fest

In einer Pressemitteilung zur Aussetzung des Rollouts kritisiert die KVWL vor allem das Veto, das der Bundesdatenschutzbeauftrage Ulrich Kelbe bezüglich der eGK-Spezifizierung eingelegt hatte. Aus Kelbes Sicht sei unter anderem das Risiko, dass sensible personenbezogene Daten missbraucht werden, „vor dem Hintergrund eines zentralen E-Rezepte-Speichers für alle deutschen versicherten Personen sehr hoch“.

Anzeige
Anzeige

Der Bundebeauftragte hatte im Zuge seiner Absage auch verschiedene Ansätze aufgezeigt, wie die Gematik ihre Entwürfe sicherer machen könnte. Dafür braucht es allerdings technische Nachrüstungen und infrastrukturelle Änderungen.

„Die vom Bundesdatenschützer erteilte Ablehnung des eGK-Wegs bedeutet eine eklatante zusätzliche Verzögerung bis Mitte 2023. Denn jetzt sind zusätzliche technische Anpassungen in den Apotheken-Verwaltungssystemen und in den Konnektoren für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur erforderlich“, fasst KVWL-Vorstand Thomas Müller die Situation zusammen. Aus Müllers Sicht dauere das zu lange, die Position des Datenschutzbeauftragten sei eine „Bankrotterklärung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen generell und speziell in der ambulanten Versorgung“.

Kelbe war mit seiner Ansicht, dass die Gematik-Pläne mit Blick auf den Datenschutz mangelhaft umgesetzt seien, allerdings nicht alleine: Auch der Chaos Computer Club und das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) hatten deutliche Kritik an der geplanten Spezifizierung geäußert und Anpassungen gefordert.

Anzeige
Anzeige

Von der Gematik selbst heißt es jetzt gegenüber Heise, man bedauere die Entscheidung der KVWL und werde in den nächsten Gesellschafterversammlungen über das weitere Vorgehen entscheiden. Insgesamt hält die Nationale Agentur für digitale Medizin aber an ihrem Ziel fest, das E-Rezept 2023 flächendeckend einzuführen. Außerdem soll die Einlösung per Gesundheitskarte bis Mitte 2023 umgesetzt werden – dafür stehe man „im engen Austausch mit den Gesellschaftern, dem BfDI und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)“.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige