Esa will auch auf dem Mond für saubere Unterwäsche sorgen
In einer Pressemitteilung hat die Europäische Weltraumorganisation Esa (European Space Agency) auf ein ganz spezielles Problem von Weltraumfahrer:innen hingewiesen. Darin sagte die Material- und Prozessingenieurin Malgorzata Holynska: Dank Waschmitteln, Waschmaschinen und Trocknern sei das Sauberhalten von Unterwäsche im Alltag eine ganz einfache Aufgabe – „aber in Lebensräumen auf dem Mond oder darüber hinaus ist es möglicherweise nicht praktikabel, die Innenräume von Raumanzügen regelmäßig zu waschen.“ Das ist vor allem tendenziell eklig, nicht nur vor dem Hintergrund, dass Astronaut:innen ihre Anzüge auch teilen müssen.
Spezielle Materialien sollen das Wachstum von Mikroben verhindern
Zum Wohle der drei Männer und einer Frau, die im kommenden Jahr im Rahmen der Artemis-II-Mission den Mond umrunden sollen, ist eine Lösung des Problems aber schon in Sicht. Im Rahmen des Esa-Projekts Planetary Exploration Textiles (Pextex) und unter Leitung des Österreichischen Weltraumforums läuft aktuell ein Programm mit der Abkürzung Bacterma (Biocidal Advanced Coating Technology für Reducing Microbial Activity).
Ziel der österreichischen Wissenschaftler:innen ist die Herstellung neuartiger biozider Textilien, die das Wachstum von Mikroben im Innenfutter der Raumanzüge verhindern sollen. Das Österreichische Weltraumforum schreibt auf seiner Website, dass die Raumanzüge bei zukünftigen Mondmissionen für lange Zeit genutzt werden und dabei unweigerlich mit Mikroorganismen der menschlichen Haut in Berührung kommen würden.
Gestank und gesundheitliche Gefahren
Die möglichen Folgen: „Unkontrolliertes mikrobielles Wachstum in oder auf dem Anzug kann zur Materialschädigung, schlechten Gerüchen oder sogar gesundheitlichen Gefahren für die Astronauten führen.“
Um das zu verhindern, hätten die Wissenschaftler:innen gemeinsam mit dem Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck getestet, wie gut Mikroben wie Bakterien und Pilze auf den Textilien haften und wachsen. Dabei wurde auch geprüft, inwiefern sich die Mikroben durch die einzelnen Stofflagen der Anzüge hindurch ausbreiten.
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Matthias Maurer spricht von einem entscheidenden Schritt
Neben der antimikrobiellen Wirkung werden die Anzüge auch in Bezug auf Belastungen wie großen Temperaturschwankungen, Mondstaub und Strahlung getestet.
Der Esa-Astronaut Matthias Maurer, der in Zukunft ebenfalls von den neuen Raumanzügen profitieren könnte, sagte in der Esa-Mitteilung: „Die von der Esa finanzierte und in Europa entwickelte Weltraumtechnologie ist ein entscheidender Schritt zur Stärkung des Fachwissens der europäischen Industrie und Wissenschaft für die künftige bemannte und robotische Planetenerkundung.“