Warum ESG ein integraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie sein muss
Fakt ist: Erst hat die Corona-Pandemie erhebliche Veränderungen in Hinblick auf Strategie und logistischen Fußabdruck ausgelöst, dann kamen Chipkrise und erhebliche Energiepreiserhöhungen auf die Unternehmen zu. Mit der seit dem 1. Januar 2022 anzuwendenden EU-Taxonomie-Entscheidung ist eine Initiative in Gang gesetzt worden, die die operative Resilienz und damit die Zukunftsfähigkeit deines Unternehmens betrifft.
Dabei geht es einerseits um Überzeugung und Vertrauen aller Stakeholder – von Investor:innen über Kund:innen bis zu Mitarbeiter:innen – in die durch ESG neu definierte Wettbewerbsfähigkeit deines Unternehmens sowie dessen Produkte und Lösungen.
ESG ist die englische Abkürzung für „Environment, Social, and Governance“. Die drei Buchstaben stehen also im Deutschen für Nachhaltigkeit in Bezug auf die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. E – also Umwelt – steht für Umweltschutz (auch Energieeffizienz, Treibhausgasemissionen, Entsorgung von Rohstoffen und Abwasser). S – also Sozial – steht für Arbeitssicherheit und Arbeitnehmerschutz (auch Gesundheitsschutz, Diversity, Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement). G steht für verantwortungsvolle Unternehmensführung (transparente Unternehmenssteuerungs- und Kontrollprozesse). Neben Renditegesichtspunkten spielen diese ESG-Kriterien zukünftig eine wesentliche Rolle für Unternehmensentscheidungen.
Die größte Herausforderung für ESG liegt in der Nachhaltigkeit über die gesamte Wertschöpfungskette. Das Thema ESG ist viel mehr als nur ein neues Gesetz, es wird für dich zum Goldstandard, einem neuen Handlungsdruck aus regulatorischer Sicht und zunehmenden Qualitätsanforderungen.
Nachhaltige Ausrichtung öffnet dir als Unternehmenschef:in aber auch neue, signifikante Geschäftschancen. An dem Thema Nachhaltigkeit kommst auch du unter Renditegesichtspunkten und Erwartungen der Investor:innen auf Dauer nicht vorbei.
Kriterien gewinnen zunehmend an Bedeutung
So gewinnen die ESG-Kriterien in allen Bereichen der Wertschöpfungskette an Bedeutung – vom eingesetzten Rohstoff über die Steuerung der Lieferketten, die Produktion, den Transport und den Verkauf bis hin zur Kreislauffähigkeit und dem Recycling von Produkten.
Auch bei der Unternehmensberichterstattung und bei jeder Art von Finanzierungen gewinnt die ESG-Konformität für dich an Relevanz.
Nachhaltiges Wirtschaften wird neben Profitabilität der neue Imperativ für jede:n Unternehmenschef:in und nimmt in der Entscheidungsfindung aller Stakeholder (Investor:innen, Banken, Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Lieferant:innen) einen neuen Stellenwert ein.
Immer schärfere Umweltgesetze, Compliance- und Qualitätsrichtlinien, aber auch eigene ethische Ansprüche der Unternehmensleitung, der Mitarbeiter:innen und der Kund:innen werden immer relevanter für dich und deinen Konzern, wenn es um Umweltverschmutzung, CO₂-Emissionen, den Ressourcenverbrauch sowie den Umgang mit Mitarbeiter:innen, Geschäftspartner:innen und anderen Stakeholdern geht.
Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks ist unabdingbar
Um ein Weiter-so zu verhindern und eine Antwort auf die Fehlentwicklungen der Wirtschaft zu finden, hat die EU die am 1. Januar 2022 in Kraft getretene Taxonomie für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten festgelegt.
Sie impliziert eine Transformation der gesamten Wertschöpfungsketten vom ersten Lieferanten über das Unternehmen und seine Geschäftspartner bis hin zum:zur Endkund:in. Auch wenn es zunächst nur die großen börsennotierten Konzerne getroffen hat, werden auf Basis der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auch alle nicht kapitalmarktorientierten Betriebe erfasst, wenn sie zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Die Bilanzsumme liegt über 20 Millionen Euro, der Nettoumsatz über 40 Millionen Euro und die Anzahl der Beschäftigten über 250 Personen.
Schätzungsweise werden damit rund 50.000 Unternehmen in der EU und 15.000 Unternehmen in Deutschland betroffen sein. Die CSRD fordert in der Berichterstattung Angaben zu Nachhaltigkeitszielen, der Rolle von Vorstand und Aufsichtsrat, den wichtigsten nachteiligen Wirkungen deines Unternehmens und zu noch nicht bilanzierten immateriellen Ressourcen.
Jüngste Ankündigungen großer Unternehmen zeigen nun, wie wichtig die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks auch für dich geworden ist. Apple zum Beispiel hat sich verpflichtet, seine Lieferkette bis 2030 klimaneutral zu stellen.
Neun weitere große Unternehmen (darunter Starbucks, Microsoft, Unilever und Nike) sind Gründer von Transform to Net Zero, einer Initiative, deren Ziel es ist, den Übergang zu einer CO₂-neutralen Wirtschaft zu beschleunigen.
Wir erinnern uns: Kohlenstoffemissionen sind derzeit für rund 80 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich, und die Unternehmen verursachen einen großen Teil davon. Der Rest der Emissionen sind Methan, Distickstoffoxid und fluorierte Gase. Die Unternehmen müssen ihre CO₂-Emissionen überwachen und melden – der erste wichtige Schritt zur Verringerung des Ausstoßes.
Nachhaltige Investitionen zahlen sich aus
Eine Vielfalt von Programmen und Initiativen wird aktuell verabschiedet oder angestoßen, um regulatorische Ziele und Kriterien für Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext beziehungsweise ESG (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) zu definieren.
Auch dein Unternehmen muss die Wirkungen und Folgen seiner Tätigkeit künftig in der Rechnungslegung in finanzieller Hinsicht, aber auch in nicht finanzieller Form integrativ, transparent, über die Zeit vergleichbar und extern überprüfbar machen (Sustainable Reporting).
Nachhaltigkeitsstandards wie die EU-Green-Deal-Taxonomie sollen es Investor:innen zudem erlauben, ihre Ressourcen in nachhaltigere Anlagen zu lenken oder Banken ermöglichen, bei weniger nachhaltigen Investitionen deutliche Risikoaufschläge zu verlangen oder auf eine Finanzierung im Sinne eines nachhaltigen Finanzwesens (Sustainable Finance) zu verzichten.
Die Relevanz und die Folgen dieser Richtlinien und Taxonomien sind für Unternehmen und vielleicht auch für dich bislang oft nur punktuell und schrittweise zu erschließen. Wie groß der ökologische, soziale und ökonomische Fußabdruck deines Unternehmens tatsächlich ist, wissen die meisten deiner Mitarbeiter:innen wahrscheinlich nur in Ansätzen.
Die Ausrichtung mit Blick auf eine Strategieformulierung im ESG-Kontext wird daher als Erfolgskriterium für die Zukunftsfähigkeit deines Unternehmens unerlässlich sein.
Chancen durch neue Geschäftsmodelle
Angebote für Fördermittel sind höchst komplex und verfolgen unterschiedliche Ansätze. Fördermittel der KfW, der jeweiligen Bundesländer, des Bundes sowie der EU verfolgen in der Regel das übergeordnete Ziel, die Umweltbelastungen zu verringern.
So werden beispielsweise sowohl im Inland als auch im Ausland vor allem integrierte Umweltschutzmaßnahmen unterstützt. Zukunftsorientierte Unternehmen, die innovative Mobilitätstechnologien entwickeln, können von Fördermöglichkeiten profitieren.
Aber auch auf EU-Ebene fließt rund ein Drittel der Investitionen aus dem Aufbaupaket „Next Generation EU“ und aus dem Siebenjahreshaushalt der EU mit einem Umfang von insgesamt 1,8 Billionen Euro in den Grünen Deal.
All das zeigt: Nachhaltiges Denken und Handeln erzeugt Chancen für dein Unternehmen, etwa durch neue Geschäftsmodelle. Maßnahmen im Bereich ESG sind damit auch Innovations- und Wachstumstreiber.
ESG als Wachstumstreiber
Am Beispiel Energie und Versorger lässt sich das gut veranschaulichen. Der Umbau der Energiewirtschaft und der Abschied von fossilen Brennstoffen hat dazu geführt, dass ein Dax-Konzern das Zubautempo bei erneuerbaren Energien um 70 Prozent erhöhen möchte, was bis 2030 einem Portfoliozuwachs um durchschnittlich 2,5 Gigawatt pro Jahr entsprechen würde.
Die nicht nur, aber überwiegend durch den russischen Krieg gegen die Ukraine hervorgerufene Energiekrise eröffnet zudem auch neu gegründeten Unternehmen besondere Wachstumschancen, grünen Wasserstoff zu denselben Preisen anzubieten wie die Angebote aus dem Nahen Osten oder Australien.
Die Einbeziehung der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen ist für die Wirksamkeit deiner ESG-Maßnahmen wesentlich und erfordert ein hohes Maß an Transparenz, Steuerungsmechanismen und Kreativität.
Drei Bereiche solltest du im Rahmen deiner Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigen: zum einen Treibhausgase, zum anderen indirekte Emissionen und hinzu kommen noch all die restlichen Emissionen, die indirekt durch dein Unternehmen verursacht werden.
Gelingt es dir, alle drei Bereiche im Blick zu behalten und nachhaltig damit umzugehen, verschaffst du dir und deinem Unternehmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil.
Beispiel: Bei Apple steht das Thema auf der Agenda. Es kommt aber ein iPhone 14 auf den Markt.
Das ist eben die Realität. Wer Nachhaltigkeit richtig ernst nimmt baut nicht alle 2 Jahre ein neues Phone oder ein ein neues Auto.
G E N U G !