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Analyse

ETF immer beliebter: Platzt bald eine Blase?

ETF boomen – sie gelten als sichere und kostengünstige Geldanlage. Doch kann es auch gefährlich sein, wenn immer mehr Geld in passive Finanzprodukte fließt?

3 Min.
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Platzt die Blase? (Foto: Roman Samborskyi / Shutterstock)

Sie sind kostengünstig und leicht verständlich: Sogenannte Exchange-Traded Funds, kurz ETF, scheinen wie geschaffen für Kleinanleger, die breit in den Aktien- und Anleihenmarkt investieren, aber nicht zu viel Zeit in ihre Anlagestrategie stecken wollen.

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Kein Wunder, dass sie so beliebt sind wie nie zuvor: Nachdem der Markt im vergangenen Jahr weltweit wegen der schwachen Entwicklung des Aktien- und des Anleihemarkts leicht zurückging, wurde aktuell laut dem britischen Beratungshaus ETFGI mit einem Volumen von 10,32 Billionen US-Dollar weltweit ein neuer  Höchststand bei den ETF-Investitionen erreicht.

Die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman geht in einer Studie sogar davon aus, dass das von den börsengehandelten Fonds verwaltete Vermögen in Europa und den USA bis 2027 auf 12 bis 16 Billionen Dollar steigen könnte. Demnach wächst das ETF-Volumen auch schneller als aktiv gemanagte Fonds, bei denen ein Fondsmanager die Zusammensetzung des Portfolios steuert.

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Doch wo ein Boom ist, ist auch das ungute Gefühl nicht weit, vielleicht einer Blase aufzusitzen, die bald platzen könnte. Kritiker vergleichen die vermeintliche Marktdominanz der ETF schon mit der von Tech-Aktien in der Dotcom-Blase oder von CDO in der Finanzkrise von 2008. Was ist also dran an der Angst vor einer ETF-Blase?

Was für die Theorie einer Blase spricht …

Eine Sorge ist, dass ETF derzeit vor allem unbedarfte bis unkundige Anleger anlocken – die dann bei einem Börsencrash leicht die Nerven verlieren könnten. Sie könnten das Herdenverhalten an der Börse  negativ verstärken, wenn sie bei einem plötzlichen Markteinbruch massenhaft versuchen, ihr Geld aus den ETF abzuziehen. ETF-Anbieter müssten dann die Aktien aus den Fonds verkaufen, was die Kurse an der Börse weiter nach unten treiben würde.

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Tatsächlich gab es 2015 schon einmal einen solchen ETF-Flash-Crash. Eines der Probleme damals: Die Market-Maker für ETF konnten kaum noch Preise stellen, weil viele der Wertpapiere, die in den Aktienkörben lagen, von der US-Börse vom Handel ausgesetzt worden waren. Viele Anleger hatten zudem sogenannte Stop-Loss-Orders gesetzt, um Verluste zu vermeiden. Die ETF wurden automatisch verkauft, als diese Schwellen erreicht wurden – woraufhin der Kurs des ETF plötzlich einbrach. Später untersuchte der Interna­tionale Währungs­fonds (IWF) allerdings genauer, was damals passiert ist, und kam zu dem Schluss, dass ETF solche Crashs auch nicht stärker als aktiv gemanagte Fonds beschleunigen oder Aktienmärkte nach oben treiben.

Zudem sind ETF ja nur eine Verpackung für Aktien und Anleihen. Sie können daher eigentlich keine Blase bilden, denn so eine Fehlentwicklung am Aktienmarkt entsteht durch Preisübertreibungen und die kann es nur bei originären Anlageklassen geben.

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Doch sie könnten trotzdem die Preisfindungsmechanismen am Aktienmarkt verzerren und damit gefährlich für den gesamten Aktienmarkt sein – so ein weiteres Argument für die durch ETF erzeugte Blase. Wenn alle nur noch in ETF investieren, treibt das den Börsenwert der in den großen Indizes enthaltenen Unternehmen in die Höhe, ohne dass deren tatsächlicher Unternehmenswert genauer betrachtet wird. Ihre Aktienkurse würden durch den Mittelzufluss aus den ETF immer weiter steigen, obwohl ihre Performance dies eigentlich nicht rechtfertigt. ETF könnten also die Bewertung von Unternehmen verzerren. Die in den großen Indizes enthaltenen Aktien würden überwertet, was die Bildung einer Aktienblase antreibt.

Gleichzeitig würden kleinere Unternehmen, die nicht in den großen Aktienindizes gelistet sind, unterbewertet. Ein prominenter Vertreter dieser These ist der Hedgefonds-Manager Michael Burry, der durch die Finanzkrise 2008 bekannt geworden ist, weil er den Crash vorhersah.

… und was dagegen spricht.

Ist also der Mechanismus, den Burry beschreibt, so bedrohlich, dass daraus eine Blase entstehen könnte? Würden wirklich alle nur noch passiv in ETF investieren, wäre der Markt wohl tatsächlich irgendwann nicht mehr funktionstüchtig.

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Doch davon sind wir noch weit entfernt, denn am Aktienmarkt sind auch viele aktive Anleger unterwegs, beispielsweise Hedgefonds und Private-Equity-Investoren, die sich die Bewertungen an der Börse und den Realwert der Unternehmen sehr genau anschauen und als Korrektive bei der Preisfindung agieren können. Selbst unter den ETF-Investoren sind nicht alle passiv investiert. Viele verfolgen aktive Strategien und nutzen dazu ETF als Hülle, so wie es beispielsweise Star-Investorin Cathie Woods mit ihrem ARK Innovation ETF tut.

Natürlich ist es grundsätzlich möglich, dass es zu einem Börsencrash kommt und dann auch ETF an Wert verlieren. Aber neben Kleinanlegern legen auch viele institutionelle Investoren ihr Geld in ETF an – und die folgen nicht blind dem Herdentrieb an der Börse.

Und auch wenn der ETF-Markt boomt: Ihr Anteil ist trotzdem noch viel zu gering, um den Aktienmarkt zu dominieren. Im vergangenen Jahr machten sie gerade einmal vier Prozent des Marktes aus.

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