Ex-Mitarbeiter verrät: So ist es wirklich, für OpenAI zu arbeiten

Wie ist es wirklich, in einer der ambitioniertesten KI-Firmen der Welt zu arbeiten? Calvin French-Owen weiß das genau. Wie Techcrunch berichtet kam er im Mai 2024 zu OpenAI, war maßgeblich an der Entwicklung des Coding-Agenten Codex beteiligt – und hat das Unternehmen nach nur einem Jahr wieder verlassen. In einem ungewöhnlich offenen Blog-Beitrag will er einige Mythen über den KI-Pionier gerade rücken.
Ehemaliger Mitarbeiter gibt spannende Einblicke
French-Owen hat Segment mitbegründet, ein Startup, das sich auf Kund:innendaten spezialisierte und 2020 für 3,2 Milliarden Dollar an Twilio verkauft wurde. Bei OpenAI hat er zuletzt die Einführung von Codex mitverantwortet, einem Coding-Agenten, der für die Softwareentwicklung konzipiert wurde. Für das Projekt kehrte er sogar frühzeitig aus seinem Vaterschaftsurlaub zurück. Am Ende wurde das neue Produkt innerhalb von nur sieben Wochen entwickelt, was French-Owen als einen der Höhepunkte seiner Karriere beschreibt.
Trotzdem hat er das Unternehmen jetzt nach nur einem guten Jahr wieder verlassen. Grund dafür sei allerdings kein „persönliches Drama“ gewesen, wie er in seinem Blog-Post schreibt. Tatsächlich habe er sich mit der Entscheidung sehr schwergetan. Was ihn letztlich doch zu dem Schritt bewegte, war sein Gründungsdrang: „Es ist schwer, vom Gründer seines eigenen Unternehmens zum Angestellten in einer Organisation mit 3.000 Mitarbeiter:innen zu werden. Im Moment sehne ich mich nach einem Neuanfang.“
Der Startup-Charakter ist bis heute spürbar
OpenAI zählt zu den spannendsten Unternehmen der Gegenwart. Wie der Spiegel berichtet, stieg der Wert des KI-Startups im Rahmen einer Rekord-Finanzierungsrunde auf eine Gesamtbewertung von 300 Milliarden Dollar an. Der Einfluss von OpenAI ist schon heute global – trotzdem herrsche intern eine seltsame Mischung aus Startup-Kultur, Forschungslabor und Entwicklungschaos. Die „bottom-up“-orientierte Kultur sei dabei bewahrt worden: Gute Ideen dürfen direkt umgesetzt werden – selbst wenn mehrere Teams am gleichen Problem arbeiten, ohne es voneinander zu wissen.
Innerhalb des Jahres, in dem French-Owen für OpenAI arbeitete, stieg die Zahl der Mitarbeiter:innen von 1.000 auf 3.000 an – eine Entwicklung, die intern zu massiven Reibungsverlusten führte: „Natürlich bricht alles zusammen, wenn man so schnell wächst: die Kommunikation innerhalb des Unternehmens, die Berichtsstrukturen, die Auslieferung der Produkte, die Personalverwaltung und -organisation, die Einstellungsverfahren und so weiter.“ Slack sei das zentrale Nervensystem der Firma. Das könne aber auch schnell dazu führen, dass Mitarbeiter:innen von Notifications erdrückt werden.
Fokus auf praktische Sicherheit – nicht nur Apokalypse
Technisch operiert OpenAI auf einem riesigen Python-Monorepo. Neben Code, der von erfahrenen Ex-Google-Mitarbeiter:innen entwickelt wurde, seien genauso auch Fragmente zu finden, die von jungen Doktorand:innen nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt sind. Auffällig sei der hohe Anteil ehemaliger Meta-Angestellter: Der interne Tech-Stack erinnere an eine frühe Version von Facebook, so French-Owen.
Und er räumt auch mit einem Vorwurf auf, mit dem OpenAI häufig konfrontiert wird: Tatsächlich spiele Sicherheit eine größere Rolle, als viele glauben. Dabei liege der Fokus aber eher auf praktischen Risiken wie missbräuchlicher Nutzung. Theoretische Gefahren – zum Beispiel, dass die KI die Weltherrschaft übernimmt – stünden weniger im Fokus, was aber nicht bedeute, dass sich niemand bei OpenAI damit beschäftige.
Die beste Entscheidung seines Lebens?
French-Owen gibt zu, dass er anfangs skeptisch war, ob es für ihn das Richtige wäre, bei OpenAI anzufangen und seine Freiheit als Gründer aufzugeben, um Teil eines größeren Teams zu sein. Heute rät er auch anderen dazu, in einem großen KI-Labor zu arbeiten, um die Zukunft der Technologie aktiv mitzugestalten. Rückblickend beschreibt er die Entscheidung, für OpenAI zu arbeiten, sogar als eine der besten seiner Karriere.