Facebook startet „Instant Articles“ – auf dem Weg zum Medienunternehmen der Zukunft [Kolumne]
Instant Articles gestartet. (Foto: Facebook)

Facebook-Fakten: Mark Zuckerbergs Plattform, ist die am zweithäufigsten besuchte Webseite der Welt. (Bild: Frederic Legrand – COMEO / Shutterstock.com)
Das Wall Street Journal hat es Anfang Mai bereits in einem Report angekündigt: Facebook wird Medienunternehmen einen „Instant Articles“-Bereich bieten, der es ermöglicht, Artikel und Videos auf dem Sozialen Netzwerk zu veröffentlichen, um sie dort direkt mit interessierten Nutzern zu teilen. Bislang hielt Facebook sich dazu bedeckt und gab keine offiziellen Informationen heraus, doch das ändert sich jetzt: Der Start des „Instant Articles“-Projekts wird derzeit von den USA aus eingeleitet.
Mit an Board sind unter anderem die New York Times, National Geographic und The Atlantic. Das „Instant Articles“-Projekt wird in den kommenden Wochen aber auch Stück für Stück in Europa ausgerollt. Medienpartner sind unter anderem der Guardian und die BBC. Auch deutsche Medienhäuser wie Bild.de und Spiegel Online werden mitmischen. Zunächst wird der Bereich auf Nutzerseite aber lediglich den iOS-Anwendern zur Verfügung stehen.
Mit Instant-Articles wird Facebook zur Medienplattform
Oberflächlich betrachtet handelt es sich bei „Instant Articles“ um eine vorwiegend technische Veränderung. Bislang konnten Medienunternehmen die Links zu den Inhalten ihrer Websites in Facebook teilen und das Soziale Netzwerk somit als reinen Distributionskanal ihrer Angebote nutzen. Der Traffic, der dadurch generiert wird, ist von großer Bedeutung für den Gesamterfolg digitaler Nachrichtenportale. das verdeutlicht auch der im vergangenen Jahr von Journalist Holger Schmidt veröffentlichte Report über Traffic-Quellen verschiedener Online-Publikationen.
Traffic-Quellen der Nachrichten- und Click-Baiting-Seiten aus dem April 2014. (Quelle: SimiliarWeb)
Etablierte deutsche Medienunternehmen wie Spiegel Online oder Focus.de erhielten demnach knapp fünf bis 15 Prozent des Traffics über Facebook. Ähnlich sah das bei englischsprachigen Medien wie dem Guardian und der New York Times aus. Medien, die häufig mit Clickbait-Methoden arbeiten, verzeichneten sogar einen Traffic-Anteil von bis zu 85 Prozent durch Facebook. Die Zeiten des reinen Distributionskanals will Facebook jetzt hinter sich lassen und zur Ausgangsplattform für Inhalte jeglicher Art werden.
Viele Vorteile für Medienseiten: Geringere Ladezeiten und eigene Vermarktung
Angesichts der Tatsache, dass Medienunternehmen derzeit auch ohne „Instant Articles“ von dem Besucherstrom profitieren, fragen sich Beobachter bereits seit Bekanntwerden der ersten Gerüchte, warum diese ihre Inhalte fortan direkt auf Facebook veröffentlichen sollten. Aus Sicht des Sozialen Netzwerks sollen vor allem zwei Umstände motivieren: Zuallererst geht es um den Kampf um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Vom Klick auf einen Link bis hin zum bloßen Lesen sollen durchschnittlich acht Sekunden vergehen, die viele kaum noch bereit sind abzuwarten. Das volle Potential diese Nutzer zu erreichen, wird demnach nicht ausgeschöpft.
Problematisch ist das vor allem angesichts der vielen mobilen Nutzer, die mit Smartphones und Tablets sowohl in Bus und Bahnen als auch auf dem heimischen Sofa ihre Newsfeeds lesen. Schlechte Mobilfunk- und Wlan-Verbindungen sowie lange Ladezeiten der Websites können zu hohen Absprungraten führen. Die eingesparten Ladezeiten sollen auf ein nie dagewesenes Minimum reduziert werden, argumentiert zumindest Facebook.

„Instant Articles“-Feature soll Ladezeiten verringern und Medien die Möglichkeit geben ihre Inhalte auf Facebook selber zu vermarkten. (Foto: Facebook)
Doch Schnelligkeit ist das eine, viel wichtiger sind die generierten Umsätze – und genau damit will Facebook ebenso punkten. Das Soziale Netzwerk bietet den teilnehmenden Medien die Möglichkeit, ihre Inhalte eigenständig auf der Plattform zu vermarkten. Sie können begleitende Werbung entlang ihrer Inhalte selbst verkaufen und die Einnahmen ohne Provision einbehalten. Wer das nicht möchte, nutzt Facebook als Vermarkter und gibt 30 Prozent ab.
Aufmerksamkeit verschafft Werbegelder – doch zu welchem Preis?
Die Faustregel im Web ist ganz einfach: Aufmerksamkeit verschafft Werbegelder. Im besten Fall wird die schnellere Distribution und der direkte Zugang demnach für mehr Beachtung seitens der Rezipienten führen und mehr Umsätze einbringen. Und: Im besten Fall werden die Werbeeinnahmen, die auf der Website verloren gehen, nicht nur ersetzt, sondern signifikant erhöht.
Tatsächlich entstände eine Win-Win-Situation, die lediglich durch einen einzigen Schatten getrübt werden könnte: Der daraus resultierenden und wesentlich stärkeren Abhängigkeit der Medienunternehmen von den strategischen Entscheidungen der Kalifornier. Schon jetzt verbindet Facebook und viele Medienunternehmen eine Hassliebe, die bislang nur die Beziehung zu Google übertrifft.
Der Suchmaschinenriese sorgt ähnlich wie Facebook für enormen Traffic, lässt Seitenbetreiber aber bei jedem Update seines Algorithmus zittern. Auch in Bezug auf Facebook ist nicht garantiert, dass die Provisionsfreiheit oder die 30-Prozent-Klausel bis ans Ende aller Tage garantiert bleibt. Ferner stellt sich die Frage, welchen Einfluss die ausgelagerten Inhalte auf den Traffic von Suchmaschinen haben, wenn die Artikel nicht sowohl auf der eigenen Website als auch Facebook veröffentlicht werden.„Die Faustregel im Web ist ganz einfach: Aufmerksamkeit verschafft Werbegelder!“
Facebook will das Medienhaus der Zukunft werden

Das neue Facebook-Hauptquartier. Sitzt hier das Medienunternehmen der Zukunft? (Foto: Facebook)
Facebook unternimmt mit dem heute veröffentlichten Angebot einen weiteren Versuch, sich als erste Anlaufstelle für digitalen Nachrichtenkonsum zu positionieren. Bereits vor drei Jahren hat das Unternehmen eine „Social Reader“-Funktion an den Start gebracht. Nach ersten Erfolgen – der Guardian und die Washington Post testeten das Feature und verzeichneten zunächst hohe Zugriffsraten auf ihre Websites – floppte der Vorstoß jedoch. Nur ein halbes Jahr später hat Facebook das Projekt eingestampft. Ähnlich auch bei der Reader-Applikation „Paper“. Das Projekt ist noch immer am Leben, es gibt jedoch kaum Hinweise auf großen Erfolg.„Facebook hat seinen Kurs eingeschlagen und das Ziel fest im Visier!“
Weitere Ansätze in diese Richtung finden sich zudem in den jüngsten Änderungen am Newsfeed – etwa die „Related“-Boxen, die themenrelevante Artikel anzeigen. Oder die Bevorzugung auf Facebook hochgeladener Videos gegenüber geteilter YouTube-Clips. Zudem gab es einige Anpassungen im Algorithmus, die seriöse Nachrichten gegenüber unterhaltsamen Meme- und Bilder-Postings priorisieren sollen.
Facebook hat seinen Kurs eingeschlagen und das Ziel fest im Visier. Ob „Instant Articles“ den gewünschten Erfolg auf beiden Seiten bringt, zeigen die kommenden Monate. Sollte das Projekt ein Erfolg werden, beobachten wir ganz nebenbei jedoch auch eines der schwersten Kapitel in der jungen Geschichte des Internets – das fortschreitende Sterben des Hyperlinks durch Walled-Gardens. Eine der ursprünglichsten Funktionen des freien und offenen Webs.
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Endlich haben Käseblätter wie Spiegel Online, Bild.de etc. ein Plätzchen gefunden. Bitte nicht vergessen, die Websites abzuschalten. Damit wird das richtige Internet wieder ein Stück angenehmer, denn es kam schon immer sehr gut ohne die Agenturmeldungen wiederkäuende Mainstream-Presse aus.
Interessant wie Facebook Druck auf die großen Konzerne ausüben kann, denn wenn sie die Wahl hätten, würden die bestimmt darauf verzichten sich von Facebook abhängig machen zu lassen.
Muss Facebook da auch Leistungs-Schutz-Gebühren zahlen ? oder kriegen die Rabatt ?
Kennt ihr schon meinen guten Freund Wayne? Wayne Juckts?
Danke, dass ich jetzt weiß, warum in auf der Welt bin. Meine Aufgabe liegt also darin, Facebook zu dienen. Danke, und nochmals Danke. Vielen Dank, ihr seid so nett, sorry, ich muss gerade heulen….