
Gestartet ist die Fidor Bank 2009 als vielversprechendes Community-Banking-Projekt – initiiert von Matthias Kröner, der in den 90ern mit der Direkt Anlage Bank schon als Erster das Brokerage-Geschäft über eine Direktbank per Telefon erledigte. Vor mehr als zehn Jahren war es neu, dass sich Nutzer:innen über ihre Geldanlage austauschen, über neue Funktionen einer Banking-Anwendung (erst später als App) diskutierten und überhaupt vieles auf Community-Basis ablief.
2016 kaufte die französische Großbank BPCE das Münchner Unternehmen auf, schaffte es aber nicht, eines der leistungsfähigen und agilen Fintechs daraus zu machen, obwohl das gerade in dieser Zeit möglich gewesen wäre. Vielmehr, so formulierte es der Gründer und damalige CEO Matthias Kröner, habe die Bank nicht so genau gewusst, was sie mit dem Know-how, das sie da erworben hat, anfangen soll. „Unterm Strich haben hier zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen nicht optimal zusammen gefunden. Wir haben dadurch nicht die Effizienz und die Flughöhe erreicht, die wir uns alle erhofft hatten, weswegen andere vergleichbare Mitbewerber aktuell schneller gewachsen sind als wir“, erklärte Kröner im Interview.
Die letzten Jahre der Bank waren eher beschwerlich – für die Kund:innen sowieso, die mit schwieriger Erreichbarkeit und teils unzureichenden Workflows zu kämpfen hatten, aber auch für die Besitzer. Die BPCE schaffte es trotz zahlreicher Versuche nicht, das Endkundengeschäft weiterzuverkaufen und lediglich die Softwaresparte Fidor Solutions konnte an den Dienstleister Sopra Steria verkauft werden. Über die Solutions-Sparte lief auch eine prominente Kooperation mit dem Mobilfunkanbieter O2, der sich nach vier Jahren der Zusammenarbeit 2020 aber bei seiner O2-Money-App für einen anderen Dienstleister, die Comdirect, entschied.
Das Ende der Fidor kommt nicht unerwartet
Jetzt hatten in den letzten Wochen nicht nur viele Kund:innen mit Login-Problemen zu kämpfen, sondern erhielten auch erste Nachrichten mit Hinweisen auf die Kündigung und Abwicklung der Bank, die zum Jahresende 2023 anstehen sollte. Seit kurzer Zeit wurde zudem die Website angepasst und mit einer FAQ zur Abwicklung versehen. Die meisten Kund:innen werden für die Übertragung ihrer Guthaben allerdings lediglich zwei Monate Zeit haben, wobei sich das Unternehmen mit diesbezüglichen Angaben allgemein zurückhält und auf den individuellen Schriftverkehr verweist.
Man werde, heißt es jetzt, bis zur Abwicklung natürlich den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und „sicherstellen, dass wir jederzeit alle unsere Verpflichtungen in Ihrem besten Interesse erfüllen“. Entsprechende Kredite müssen freilich auch bis zu dem entsprechenden Kündigungszeitraum bedient werden. Das kann bedeuten, dass sie früher als Kund:innen es erwarten zurückgezahlt werden müssen. All das ist zugleich aber auch ein Zeichen, wie ein Unternehmen, das für einen offenbar nicht geringen Preis mit Ambitionen übernommen wurde, komplett scheitern kann.