Dieses Startup zähmt Kunden aus der Hölle
Jeder Webdesigner kennt das: Eigentlich soll für ein Unternehmen nur eine neue Website gestaltet werden. Doch das anfangs so klar umrissene Briefing entpuppt sich schnell als Luftnummer. Das Logo ist dem Kunden plötzlich zu klein, die Farbtöne gefallen nicht mehr, es soll jetzt doch ein moderner Slider eingebaut werden – und wenn man glaubt, das Projekt sei endlich fertig, flattert kurz vor Feierabend noch eine E-Mail mit der Bitte um „eine wirklich letzte kleine Änderung“ ins Postfach.
Genervt von 50 E-Mails
Auch Niklas Dorn und Maël Frize kennen diese Kunden aus der Hölle nur zu gut. Die beiden Absolventen der Hochschule für Medien in Stuttgart haben schon während ihres Masterstudiums an gemeinsamen Projekten gearbeitet und standen als Marketing- und Designfachleute lange vor der Herausforderung, Kundenfeedback per E-Mail abzustimmen. Und das mit kleinen Mittelständlern genauso wie mit internationalen Konzernen.
Eine zeitraubende Aufgabe. „Selbst für eine banale Änderung an einem Imagefilm wurden nicht selten bis zu 50 E-Mails hin- und hergeschickt“, sagt Dorn. Ständig wechselnde Ansprechpartner hätten die Verwirrung noch vergrößert. „Das war für uns der Startschuss, nach einer geeigneten Lösung zu suchen“, so Dorn.
Doch fündig wurden die beiden nicht. Keine der bestehenden Lösungen am Markt sei ihren Wünschen gerecht geworden. Also führten sie Gespräche mit über 30 Agenturen und entwickeln selbst ein Konzept für eine Feedback-Software. Dorn und Frize holten sich noch den Entwickler Simon Kontschak dazu und gründen Filestage.
Feedback nach dem Soundcloud-Prinzip
Mit der Webanwendung können Videos, Grafiken und Dokumente im Browser geteilt und gemeinsam mit Kunden bearbeitet werden. Die im Vergleich zur E-Mail einfache Abwicklung von Feedbackschleifen soll vor allem durch die integrierte „Klick-in“-Lösung ermöglicht werden. Wie bei Soundcloud können Nutzer beispielsweise eine bestimmte Stelle einer Tonspur markieren und mit einem Kommentar versehen.
„Missverständnisse zwischen Auftraggeber und -nehmer werden so vermieden“, erklärt Filestage-Gründer Dorn. Teil von Filestage sei auch ein Ampelsystem, das Nutzern anzeigt, ob Änderungen vom Kunden bereits abgenickt wurden oder die Freigabe noch aussteht. Zwischen 89 und 179 Euro kostet die Software im Monat.
Auch wenn Dorn gerne über die Vorteile seiner Software spricht, so hat das Unternehmen durchaus einige Wettbewerber. Wipster und frame.io beispielsweise bieten ebenfalls umfassende Lösungen für vereinfachte Abstimmungsschleifen an – dies jedoch hauptsächlich für Videos, wie Dorn betont. „Filestage richtet sich mit Agenturen und Freelancern an eine breitere Zielgruppe“, sagt er.
Filestage hat bereits namhafte Kunden
Ein Blick auf die Kundenliste bestätigt das. So wird Filestage unter anderem von der Werbeagentur Jung von Matt genutzt, die Lufthansa ist dabei und neuerdings auch die Deutsche Fußballliga. Mitarbeiter der DFL nutzen die Software beispielsweise, um die Anfertigung von Bannern und Videos für die Website intern abzustimmen. Insgesamt, so gibt Mitgründer Dorn an, zahlen bereits mehrere hundert Unternehmen für die Nutzung der Software. Pro Monat liege das Wachstum bei 20 Prozent.
Das hat zuletzt auch das Interesse von Investoren geweckt. Der Hightech-Gründerfonds steuerte vor anderthalb Jahren eine Anschubfinanzierung von rund 600.000 Euro bei. Für den Bonner Frühphaseninvestor kam die Idee von Filestage genau zur richtigen Zeit. „Die Nachfrage nach effizienten Lösungen in diesem Bereich ist riesig“, ließ sich Sebastian Suhr, Senior Investment Manager beim HTGF in der entsprechenden Mitteilung zitieren. „Wahrscheinlich hat jeder einmal eine Serie oder eine Werbung gesehen, die mit Filestage abgestimmt wurde“, so Suhr.
Für Niklas Dorn, Maël Frize und Simon Kontschak eine komfortable Situation. Sie können ihre Software nun stetig weiterentwickeln und das Team vergrößern. Eine weitere Finanzierungsrunde schließt Filestage-Gründer Dorn deshalb nicht aus, nötig sei diese aber nicht zwingend. Das Startup arbeite seit kurzem profitabel.
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Vielen Dank an Daniel Hüfner für den Artikel. Wirklich sehr gut auf den Punkt gebracht.
Das ist wirklich eine super Lösung! Bin schon gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Kenne die Gründer persönlich und weiß wieviel Herzblut drin steckt.