Das Unternehmen mit Hauptsitz in München hat jetzt angekündigt, den dortigen Marktführer Greyhound übernehmen zu wollen. Der seit 1914 existierende Busdienstleister Greyhound ist regelrecht legendär in den USA und betreibt die größte Fernbusflotte auf dem nordamerikanischen Kontinent sowie Buslinien in Australien und Großbritannien.
Flixmobility zählt mit seinen beiden Marken Flixbus und Flixtrain dagegen hierzulande zu den erfolgreichsten Startups und erreichte nach der letzten Finanzierungsrunde mit rund 600 Millionen US-Dollar eine Marktbewertung von drei Milliarden Euro. Rund 970 Millionen Euro Umsatz machte der Konzern 2019, Teile des Verkehrsbetriebs sind bereits heute profitabel. Das Unternehmen bedient seit 2018 den US-Markt und hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass man sich gerade hier Wachstum erhoffe.
Flixmobility ist vor allem Betreiber der Plattform
Die drei Gründer André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss halten noch gut ein Viertel der Anteile, der Rest ist bei zahlreichen Investoren verteilt, unter anderem bei General Atlantic, Blackrock und Permira. Dass Flixmobility so vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist und jetzt in dieser Größenordnung expandieren kann, hat auch mit der Rolle zu tun – man versteht sich eher als Initiator eines digitalen Geschäftsmodells und als Plattformanbieter, während der eigentliche Betrieb nach vorgegebenen Regeln an Busunternehmen ausgelagert ist, die auch für Fuhrpark und Fahrer:innen zuständig sind.
Die Übernahme könnte aber vor allem ein Zwischenschritt hin zum Börsengang sein. Denn auch wenn das Management angibt, diesbezüglich keine konkreten Pläne oder gar einen Zeitplan zu haben, gehen Marktexpert:innen schon seit längerer Zeit davon aus, dass dies der nächste schlüssige Schritt sein könnte.
Greyhound bringt Flixmobility Imagegewinn – und finanzielle Probleme
Doch Teil eines ausländischen Konzerns zu sein, ist für die Greyhound-Mitarbeiter nicht neu; schon seit 2007 gehörten sie zur britischen First Group. Die Greyhound-Flotte bedient mit ihren Bussen rund 2.400 Ziele in Nordamerika und beschäftigt etwa 2.500 Mitarbeitende (vor der Pandemie waren es noch gut doppelt so viele). Bei der Übernahme werden neben die Markenrechten auch die Busfahrer:innen und die Busse mit übernommen. Die Pensionsverpflichtungen und die zum Unternehmen gehörenden Immobilien gehören dagegen nicht zum Paket.
Jetzt hat Flixmobility erst einmal bei Greyhound mit der Krise zu kämpfen. Die sorgte nämlich dafür, dass gerade noch ein Viertel der sonst üblichen Fahrgäste die Überlandbusse nutzte, und bescherte der First Group im abgelaufenen Geschäftsjahr gut zwölf Millionen Dollar (10,4 Millionen Euro) Verlust. Doch bereits vor der Pandemie hatten die britischen Besitzer angekündigt, sich von Greyhound trennen zu wollen. Die Coronakrise hat wohl dazu geführt, dass Flixmobility jetzt eine günstige Gelegenheit hatte – und auch wenn über die Konditionen Stillschweigen vereinbart wurde, dürfte klar sein, dass der aktuelle gezahlte Preis vor der Krise nicht denkbar gewesen wäre.