
Auf den ersten Blick könnte FlowGPT auch eine Website für Manga-Fanart sein – oder ein NFT-Marktplatz. Stattdessen verbirgt sich hinter jeder der Bildkacheln ein Chatbot. Jeder dieser Chatbots wurde von Nutzer:innen mit eigenen Prompts ausgestattet, um dann jeweils spezielle Aufgaben zu erledigen.
FlowGPT ist eine Art bizarrer Gegenentwurf zu OpenAIs GPT-Store. Nicht nur weil hier auch KI-Modelle anderer Hersteller zur Auswahl stehen, sondern vor allem, weil die Gründer Jay Dang und Lifan Wang nicht viel davon halten, der KI-Nutzung in nennenswerterweise Regeln aufzuerlegen.
„Als offene Gemeinschaft haben wir kein Recht, zu überwachen, wie Menschen mit KI umgehen, geschweige denn uns einzumischen“, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Blogbeitrag von FlowGPT. Lediglich bei strafrechtlich relevanten Inhalten, wie die sexualisierte Darstellungen von Minderjährigen, wolle man intervenieren, heißt es dort weiter.

FlowGPT unterscheidet sich schon auf den ersten Blick deutlich von OpenAIs GPT-Store. (Screenshot: FlowGPT / t3n)
Und tatsächlich dauert es nur ein paar Klicks, bis wir auf das KI-generierte Bild einer nackten Frau stoßen. OpenAI mag nach wie vor Probleme damit haben, die von Nutzer:innen erstellten GPTs zu moderieren. Bei FlowGPT wird das nicht einmal großartig versucht.
FlowGPT-Community steht auf KI-Freundinnen – und Jailbreaks
Chatbots sind bei FlowGPT nach Kategorien sortiert. So findet ihr hier Bots, die euch bei der Softwareentwicklung helfen sollen oder die Sprache eures Aufsatzes verbessern sollen.
Mit am beliebtesten ist aber die Charakter-Kategorie. Hier wurden den Chatbots mithilfe von Prompts die Persönlichkeiten von meist jungen, weiblichen Figuren mitgegeben. Viele davon sind ganz klar als virtuelle Freundinnen ausgelegt. Onlinedating ganz ohne menschlichen Kontakt.
Klickt ihr auf die Suchleiste, bekommt ihr die sechs aktuell am häufigsten gesuchten Begriffe angezeigt. Auf Platz 1: DAN. Das steht für „do anything now“. Mit dem Kürzel werden Prompts beschrieben, mit denen die üblichen Schutzmechanismen von KI-Modellen ausgehebelt werden sollen. Es sind also nicht nur KI-Freundinnen, die bei FlowGPT hoch im Kurs stehen, sondern auch Jailbreaks.
Bedenklich sind derweil auch die nicht wenigen Therapie-Chatbots, die auf der Plattform angeboten werden.
FlowGPT: Plattform sammelt 10 Millionen von Investoren ein
So bizarr die Werke der FlowGPT-Nutzer:innen bisweilen sein mögen, die anbieterunabhängige Plattform für Chatbots hat durchaus Potenzial. Das scheint zumindest das Risikokapitalunternehmen Goodwater Capital zu glauben. Zusammen mit anderen Investor:innen steckte das Unternehmen Ende Februar 2024 zehn Millionen US-Dollar in FlowGPT.
Das Geld soll den Ausbau der Plattform ermöglichen. Eine Mobile-App für iOS und Android befindet sich bereits in der Beta-Phase.