
Das komplizierte Fachwort Anthropomorphismus beschreibt den Vorgang, wenn wir Dingen menschliche Eigenschaften zuschreiben und sie so humaner machen, als sie eigentlich sind. Neben Tieren und geliebten Gegenständen findet sich das Phänomen auch immer häufiger bei Technologien wieder.
ChatGPT und die Vermenschlichung von Tech
Eine besonders problematische Entdeckung haben Forscher:innen der Stanford Universität gemacht: In einer neuen Studie haben sie herausgefunden, dass wir Technologien immer menschlicher beschreiben – und dadurch auch sehen. Dafür untersuchten Myra Cheng und ihre Kolleg:innen mehr als 655.000 akademische Veröffentlichungen und 14.000 News-Artikel über Technologien von Mai 2007 bis hin zum September 2023. Das Ergebnis: Technologien werden immer häufiger beschrieben, als wären es Menschen.
Im Vergleich zu 2007 gibt es heute laut der Studie 50 Prozent mehr Anthropomorphismus. Besonders bei Nachrichten und Berichterstattungen sei das Phänomen stark ausgeprägt. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind der Studie zufolge, wie sollte es anders sein, die großen Sprachmodelle (LLM). Chatbots wie ChatGPT haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihnen menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden.
So haben die Forschenden gemessen
Ein Indikator für diesen Trend sind die Pronomen, die Forschende und Journalist:innen für die Technologien verwenden. Anstelle das im englischen für Gegenstände vorgesehene „it“ zu verwenden, werden immer häufiger „he“ und „she“ verwendet. Auch Verben, die menschliche Emotionen oder menschliches Verhalten voraussetzen, wie beispielsweise „suffer“, „learn“ oder „mislead“, werden immer häufiger im Umgang mit Technologien verwendet.