Forscher lösen Jahrhundert-Rätsel um die Milchstraße

Es schien eines der großen ungeklärten Rätsel der Astronomie zu sein: Warum liegen die Satellitengalaxien der Milchstraße augenscheinlich auf einer Linie, anstatt sich – wie es das kosmologische Standardmodell nahelegen könnte – gleichmäßig zu verteilen?
Die Antwort scheint gefunden zu sein – und sie klingt nicht halb so spektakulär, wie man es vermuten könnte: Internationale Forscher:innen halten die Anordnung kurz gesagt für einen Zufall. Und doch sind die Ergebnisse bahnbrechend.
Die Forschungsarbeit, die im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht wurde, befasst sich mit der „angeblich außergewöhnliche[n] Anisotropie“ der elf Milchstraßensatelliten. Ihre Orbitalpolausrichtung kommt demnach „viel häufiger […] als bisher berichtet“ vor, und die Satellitenebene ist „vorübergehend und nicht rotationsunterstützt“.
In anderen Worten: Die Anordnung ist reiner Zufall und wird sich über kurz oder lang wieder auflösen.
Für ihre Arbeit nutzten die Forscher:innen Daten des Weltraumteleskops Gaia der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, das Positions- und Bewegungsdaten von etwa einer Milliarde Sterne liefert. Bei der Auswertung fanden die Astronom:innen heraus, dass sich die kleinen Galaxien nicht wie bislang angenommen stets auf Bahnen innerhalb der Scheibe bewegen. Die derzeit beobachtete Konzentration der Satellitengalaxien in einer Scheibe ist vielmehr zufällig.
Mehr noch: Die heutige ungewöhnliche Position dürfte sich durch die Bewegung der Galaxien innerhalb einiger Hundert Millionen Jahre wieder auflösen, die Scheibe wird dann verschwinden.
Dem Forschungsteam zufolge lassen sich solche zufälligen Scheiben auch in Computersimulationen der Galaxienentstehung nachweisen. Bislang waren derartige Zufallserscheinungen offenbar übersehen worden, weil die Suche auf gleichmäßig rotierende Scheiben aus Satellitengalaxien ausgerichtet war.
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