Abkehr von fossilen Brennstoffen könnte fast 9 Millionen Leben retten – im Jahr
Noch bis zum Freitag, 12. November 2021, wird auf der COP26, der Klimakonferenz im schottischen Glasgow, diskutiert, ob und wie die Klimakatastrophe noch aufzuhalten ist. Klimaschützer:innen zeigen sich bereits jetzt wenig optimistisch – auch von Deutschland sind in Bezug auf das Ergebnis wohl eher keine großen Schritte zu erwarten.
Abkehr von fossilen Brennstoffen hätte sofort positive Auswirkungen
In einer Art Brandbrief weisen die Geowissenschaftler:innen Eloise Marais und Karn Vohra darauf hin, dass die komplette Abkehr von fossilen Brennstoffen das Leben sehr vieler Menschen praktisch sofort verbessern würde. Der Anteil an verschmutzenden Partikeln in der Luft würde damit nämlich drastisch sinken – aktuell sind die laut einer Studie von Marais und Vohra für 20 Prozent der vorzeitigen Todesfälle weltweit verantwortlich. Auf ein Jahr gerechnet sind das 8,7 Millionen Menschen.
Die luftverschmutzenden Partikel sind extrem klein – ihr Durchmesser beträgt gerade einmal 2,5 Mikrometer. Mindestens 800 dieser Partikel fänden aneinandergereiht Platz auf einem Stecknadelkopf – sie sind also wirklich sehr winzig. Das ermöglicht es ihnen auch, besonders tief in die Lunge vorzudringen und dort großen Schaden anzurichten. Zu den häufigsten durch sie verursachten Krankheiten gehören Herzerkrankungen und Lungenkrebs.
Der positive Effekt wäre wahrscheinlich noch größer
Tatsächlich gehen die Forscher:innen sogar davon aus, dass ihre Studienergebnisse den Effekt einer Abkehr von fossilen Brennstoffen eher unter- als überschätzen. Schließlich haben sie nur die Auswirkungen einer einzigen Sorte luftverschmutzender Partikel untersucht, die entsteht, wenn fossile Brennstoffe verbrannt werden. Tatsächlich entstehen die gefährlichen Partikel aber auch schon bei der Gewinnung, Weiterverarbeitung und Lagerung fossiler Brennstoffe.
Ebenfalls haben die Wissenschaftler:innen in ihrer Studie nur die Auswirkungen auf Erwachsene untersucht. Wie genau sich luftverschmutzende Partikel auf Kinder auswirken, ist nicht abschließend erforscht, aber Studien deuten beispielsweise darauf hin, dass sie zu Wachstumsstörungen führen und sich negativ auf die Entwicklung von Gehirn und Lunge auswirken könnten. Im Februar 2013 war in London die damals neunjährige Ella Kissi-Debrah an akutem Lungenversagen gestorben. Ihr Tod war eine direkte Folge der Luftverschmutzung, der sie ausgesetzt war.
Marais und Vohra beenden ihren Brief mit einem eindringlichen Appell: „Der Wechsel zu sauberer Energie führt zu substanziellen gesundheitlichen Vorteilen, die auch schnell eintreten. Das ist eine einmalige Chance für Politiker:innen, die Lebensqualität ihrer Wähler:innen sofort zu erhöhen.“