Fotos vom Impfpass im Internet? Keine gute Idee, warnen Datenschützer

Impfpass – beim Fotografieren am besten nicht öffnen. (Foto: Shutterstock.com)
Bei der Diskussion um einen digitalen Impfpass in der EU, der künftig das Reisen erleichtern könnte, haben Datenschützer vor einem möglichen Abfließen persönlicher Daten ins außereuropäische Ausland gewarnt. Aber auch die analoge Variante hat offenbar das Potenzial, dass persönliche Daten an Dritte gelangen könnten. Jedenfalls, wenn Fotos davon ins Internet gestellt werden. Im schlimmsten Fall könnten solche Impfpass-Fotos sogar die deutsche Impfkampagne gefährden, heißt es. Wie das?
Vor dem Teilen solcher Fotos von Impfpässen in sozialen Medien nach einer Coronaschutzimpfung warnt etwa das Bundesgesundheitsministerium. Das gelte auch für die Daten aus dem persönlichen Impfpass, teilte das Ministerium gegenüber der Welt am Sonntag (Wams) mit. Laut dem Ministerium gehe es dabei vor allem um sensible Daten wie den Namen, Impftermin und die Chargennummer des Impfstoffs. Diese ließen sich missbrauchen, um falsche Impfnebenwirkungen an das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu melden.
Das PEI bestätigte zumindest, dass solche falschen Meldungen von Nebenwirkungen möglich seien. Geimpfte können derzeit laut Wams über das Internetportal nebenwirkungen.bund.de oder die Safevac-App des PEI eine Meldung abgeben, ohne dafür Namen oder Kontaktdaten hinterlassen zu müssen. Aber: Je plausibler die Meldung erscheint, desto wahrscheinlicher würde sie ernstgenommen, so offenbar die Befürchtung. Das könnte dann die Impfkampagne torpedieren. Ob es tatsächlich schon zu falschen Meldungen gekommen ist, ist aber nicht bekannt.
Zuletzt hatte ein Bericht des ARD-Politikmagazins Report Mainz für Aufregung gesorgt, laut dem in mehreren Telegram-Gruppen gefälschte deutsche Impfpässe zum Kauf angeboten werden – inklusive Stempel, Unterschrift und Aufkleber mit der Chargennummer des Impfstoffs. Ein Händler verlangte für einen solchen gefälschten Impfpass 150 Euro. Während Experten die Fälschung erkennen können, sei dies für Beamte an Landesgrenzen, die die Impfpässe kontrollierten, nicht ohne Weiteres erkennbar, schreibt die Berliner Zeitung.
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar sieht in der Veröffentlichung von Impfpass-Bildern im Netz aktuell noch ein anderes Problem in Sachen Datenschutz. Insbesondere bei jungen Menschen, die jetzt schon geimpft würden, ließe sich erkennen, dass diese höchstwahrscheinlich an einer ernsten Vorerkrankung leiden. Diese Informationen könnten unter anderem Social-Network-Betreiber verwenden, um daraus werberelevante Rückschlüsse zu ziehen – und diese zu verkaufen, so Caspar.
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