
(Foto: Shutterstock-GaudiLab)
So entsteht ein Umfeld, in dem jeder und jede für sich kämpft. Arbeit wird vielleicht umverteilt, wenn eine Person zu viel davon abbekommen hat. Aber aus fachlichen Gründen Unterstützung suchen? Das fühlt sich oftmals schlecht an. Als hätte man etwas verpasst, das für den Job doch wichtig gewesen wäre.
Dabei leben wir in einer Zeit, in der sich die Anforderungen ständig wandeln. Es gibt immer wieder neue Technologien zu bedenken, neue Gesetze zu beachten, neue Entwicklungen in der politischen oder wirtschaftlichen Welt zu berücksichtigen, in großen Konzernen können schon interne Anweisungen Veränderungen einleiten – die im Urlaub schnell verpasst sind. Dieses ungute Gefühl hat viele Mitarbeiter:innen davon abgehalten, in den ersten Monaten der Corona-Pandemie im Homeoffice zu arbeiten: Sie hatten schlicht Angst, Karriererelevantes zu verpassen.
So, dafür gibt es jetzt zwei Lösungen:
- Stets am Ball bleiben und alles allein schaffen.
- Um Hilfe bitten.
Ersteres führt – über viele komplizierte und sehr anstrengende Umwege – in den Burn-out. Es ist zu anstrengend, alles allein schaffen zu wollen, alles Wissen und alle Fähigkeiten bei sich zentrieren zu wollen. Das dient der Karriere nicht – da riskiert ihr ein frühes Ende.
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Das Arbeitsleben ist für die meisten Menschen nicht allein zu bewältigen. Und das ist in Ordnung. Schon die Struktur der Arbeitsbedingungen erfordert Kooperation. Doch Kooperation wird oft so verstanden, dass Aufgaben delegiert werden. Das funktioniert auf Management-Ebenen ziemlich gut: Keine Ahnung? Dann soll sich jemand anderes damit befassen.
Doch irgendwer ist immer ganz unten, von da aus lässt es sich schwer delegieren. Wieder andere Aufgaben erfordern eine gewisse Grundkompetenz. Der Orthopäde, der beim Richten der Rippen auf ein angekratztes Organ trifft, würde auch die Internistin dazu holen.
Nicht ganz so ernst wie in der Notaufnahme, aber dennoch wichtig, ist es in vielen Berufen, zu wissen und zu akzeptieren, was man nicht kann. In dieser Erkenntnis liegt erst die Möglichkeit, Probleme kundenorientiert zu lösen – oder eben so, wie die Führungskraft es haben möchte.
Alle Probleme selbst lösen zu wollen, ist in der Regel schlicht ineffektiv.
Deshalb lohnt sich eine Kultur, in der Mitarbeiter um Hilfe bitten. Denn wer fragt, der schränkt damit nicht seine Selbstständigkeit bei der Problemlösung ein – im Gegenteil. Er signalisiert, dass er das Produkt höher wertet als die eigene Person. Gute Fragen und der Mut, eigene Limitierungen anzuerkennen, sollten deshalb der Karrierefaktor schlechthin sein.
Wenn ihr in eurem eigenen Arbeitsbereich um Hilfe bittet, könnt ihr euch selbst diesen Schritt vereinfachen, wenn ihr eure Fragen vorher exakt festlegt. Im Gespräch, mit dem Hilfe gesucht wird, könnt ihr dann genau beschreiben, wie weit ihr gekommen seid und wo das Problem liegt. Präzise Fragen ermöglichen präzise, nützliche Antworten.
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Anstatt nach einem Urlaub alle E-Mails nachzulesen und zu versuchen, jedes Nachrichtenereignis zu erfassen, könnt ihr es in eurer Abteilung zum Standard machen, dass Kolleginnen und Kollegen nach längerer Abwesenheit gebrieft werden. Das stärkt auch den Zusammenhalt. Wer weiß, dass er einiges verpassen wird, kann um ein solches Briefing auch explizit bitten. Das zeugt eher von Umsichtigkeit, als von der Faulheit, im Urlaub nicht am Ball zu bleiben.
Entscheidend für den Umgang mit Unwissen ist, wie auf Fragen reagiert wird. Wer selbst Antworten möchte, der sollte auch entsprechend reagieren, wenn ihm Fragen gestellt werden. Freundlich, respektvoll, informativ – aber bitte nicht belehrend. Eine gute Frage-Kultur im Unternehmen braucht eben auch eine gute Antwort-Kultur.
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