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Analyse

Was wird aus der Fritzbox? Der Verkauf von AVM ist mehr als ein Besitzerwechsel

Seit mehr als 35 Jahren gibt es AVM und die Fritzboxen. Die sind in Deutschland fast zum Gattungsbegriff für Modems geworden und haben die meisten von uns ins Netz gebracht. Wenn das Unternehmen jetzt verkauft wird, könnte das weitreichende Auswirkungen haben.

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In vielen deutschen Haushalten steht eine Fritzbox. Doch was wird aus dem Unternehmen AVM? (Foto: AVM)

Oft heißt es, dass aus Deutschland keine IT-Erfolgsgeschichten und keine Unternehmen kommen, die im internationalen Kontext „das große Rad drehen können“ und konkurrenzfähig sind. Dass es Ausnahmen gibt, zeigen neben den Großen der Softwarebranche von SAP bis Celonis, von Team Viewer bis United Internet aber auch Hardwareunternehmen wie AVM Deutschland.

Doch der Routerhersteller könne, so berichtete zuerst das Handelsblatt in der vergangenen Woche (und wir berichteten ebenfalls), bald zum Verkauf stehen. Die Gründer, die inzwischen mindestens das Rentenalter erreicht haben, planen laut Informationen aus Finanzkreisen den Verkauf.

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Mehrere Private-Equity-Netzwerke haben offenbar Interesse, doch ob ein Deal zustande kommt und was das für die Nutzer:innen bedeutet, steht noch in den Sternen. Und mit 620 Millionen Euro Jahresumsatz, rund 80 bis 90 Millionen Betriebsgewinn bei einer Bewertung von rund 800 Millionen Euro ist AVM als eher national und europäisch aufgestellter Anbieter auch nicht für alle Investoren interessant.

Die Informationen, die man aus dem Unternehmen hört (rund 800 Mitarbeitende, ein Großteil am Standort Berlin), decken sich mit den Medienberichten. Den Gründern, die stets mehr Techniker als Verkäufer waren und gerade die Fritzboxen über viele Jahre mit Updates versorgten, liegt auch beim Unternehmen die Nachhaltigkeit am Herzen. Nachhaltiges Geschäft im Sinne von langfristig zufriedenen Kund:innen. Wichtig sei dem Gründerteam bestehend aus Johannes Nill, Peter Faxel und Ulrich Müller-Albring, so formuliert es eine Führungskraft, dass all das weitergehe, was man über die Jahre geschaffen habe. Und das ist in den mehr als 35 Jahren, die die Berliner am Markt sind, einiges.

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Von DSL-Karte bis Kabelmodem: AVM brachte uns ins Netz

Dass AVM für Audiovisuelles Marketing steht und am Anfang BTX-Dienstleistungen gemacht hat, dürften wohl die Wenigsten gewusst haben. Dass der Hersteller mit seinem Routern und Modems der Fritzbox-Serie so ziemlich jedem in Deutschland irgendwann seit Mitte der 90er Jahre ins Internet geholfen hat, ist dagegen offensichtlich.

Anfangs kurz nach dem Fall des Postmonopols mit ISDN-Karten, später dann mit DSL-Lösungen aller Art war das Berliner Unternehmen oft technischen einen Schritt voraus – auch und gerade weil man sich zunächst vor allem auf den deutschen Markt fokussierte. Egal, ob ISDN, DSL, Kabelnetze oder LTE – AVM unterstützt die passenden Lösungen und wird aufgrund der guten Handhabung insbesondere weniger versierten Anwender:innen gerne empfohlen.

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Je nach Lesart verzeichnete AVM bis zu zwei Drittel Marktanteil auf dem deutschen Markt der Internetzugangs-Devices, immerhin 18 Prozent europaweit (laut IDC). Zugute kam AVM hier die früh eingeschlagene Strategie, mit den Internetserviceprovidern zusammenzuarbeiten. Denen kam ein gut zu administrierendes DSL- oder Kabelmodem natürlich auch entgegen. Denn wer schon einmal Leitungsprobleme hatte, kann nachvollziehen, wie schwierig es für den Provider ist, einen beim Kunden oder der Kundin auftauchenden Fehler zu lokalisieren.

Dass AVM im Bereich der Internethardware einen solchen bemerkenswerten Stand in Deutschland hat, dürfte aber vor allem auch mit der Einfachheit der Implementierung zu tun haben. Schon früh (und gerade in der Anfangszeit war das ein wichtiger Faktor) hat man sich auf einfache Schritt-für-Schritt-Anleitungen verlegt, die dann über eine CD-Rom umgesetzt wurden, und Themen wie die Zusammenführung und das Connecten von Router und USB-Dongle auf einfache Weise umgesetzt.

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Hinzu kamen aber auch Eigenheiten der Deutschen Telekom, die sich für den DSL-Standard Annex-B entschied, sodass die meisten weltweit verkauften Modems anderer Hersteller für den deutschen Markt angepasst werden mussten, was viele Hersteller über kurz oder lang nicht mehr einsahen.

Zusätzliche Devices von Telefon bis Home-Automatisierung

Und schon seit Mitte der Nullerjahre sorgte AVM mit den Fritzboxen für das Rundum-Sorglos-Paket in der Internetwelt. DECT-Telefone ließen sich nicht nur integrieren, sondern der Berliner Hersteller brachte auch schnell eigene Fritz-Fon-Varianten auf den Markt, die mit IP-Sonderfunktionen ausgestattet waren. In den letzten Jahren kamen dann naheliegenderweise auch zahlreiche Smarthome-Devices und netzwerkbasierte Automatisierungslösungen hinzu. Nicht alles konnte insbesondere in den letzten Jahren gegen die internationale Konkurrenz bestehen, wobei diese auch dank Google und Amazon immer übermächtiger wurde.

Dabei ist AVM über die Jahre stets eine technisch ausgerichtete und orientierte Company geblieben. Vieles wurde interessierten Anwender:innen früh bereitgestellt – mit dem Hinweis, dass es sich dabei um Beta-Stadium handelte.

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Und zumindest in den frühen Jahren flossen auch reichlich Vorschläge der Community in die Entwicklung ein. Hinzu kam eine linuxbasierte, gut anpassbare Firmware, die so manche undokumentierte Erweiterung der Fritzboxen ermöglichte und zumindest bei gewerblichem Umfang der Anpassungen auch die Gerichte beschäftigte.

AVM-Übernahme ist auch ein politisches Thema

Noch ist nicht öffentlich, wer sich für die Berliner AVM Deutschland überhaupt interessiert und was man danach damit vorhat. Problematisch wäre in jedem Fall, wenn ein Investor nur an einzelnen Patenten und Technologie-Features Interesse hätte und die gerade in Deutschland populäre Marke eher als Anhängsel verstanden würde, das weitergeführt werden muss. Denn auch wenn das Gründerteam hier die besten Absichten hat, werden sie die Geschicke der Fritzbox nicht dauerhaft in ihrem Sinne lenken können.

Wenn es zu einer Übernahme durch externe Partner kommt – „wenn“ eher im Sinne von „sobald“ als von „falls“ –, steht viel auf dem Spiel. Für die Kund:innen, die über viele Jahre die Produkte in dem Bewusstsein kauften, auch den nächsten oder übernächsten Web-Standard über ein Firmware-Update mitnehmen zu können, wenn das hardwareseitig möglich ist. Für die Internetprovider, die eigentlich nie an den Fritzboxen vorbeikamen, weil die Kund:innen sie verlangten und weil auch für sie als Unternehmen die gute Dokumentation ein Vorteil war.

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Und da ist noch eine Partei, die nicht übersehen werden sollte: die Gesellschaft, die mit AVM-Produkten zumindest bei den entscheidenden Komponenten stets deutsche Hardware am Start hatte, der man vertraut. Wir sehen bei der Netzinfrastruktur, dass nicht jede ausländische Lösung gleichermaßen vertrauenswürdig ist. Auch wenn die Politik hier möglicherweise nicht am Verhandlungstisch sitzt, wird sie spätestens danach mitentscheiden müssen, um die IT-Sicherheit zu gewährleisten.

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17 Kommentare
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Dein t3n-Team

Cpt.OYZO

Hoffentlich bleibt alles so wie es ist und war

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Tobias Thomas

Bei dem Gendertext bekomme ich Augenkrebs. Ein Warnhinweis am Anfang wäre nett gewesen.

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Steven

Ein Warnhinweis auf zwei verlorene Sekunden Lebenszeit hätte bei deinem Kommentar auch nicht schaden können.

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Dude

Da liest man doch so drüber weg. Wichtig ist doch, wie es mit den Router:innen weitergeht!

Antworten
Nebelchen

Einfach ein entsprechendes Firefox-Addon installieren und schon muss man kann man den Text wieder normal lesen (=

Antworten
Joachim Bergmann

Bei ihrem sinnfreien Gebrabbel hätte ich gerne eine Warnung gehabt.

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Peter

Ich möchte aber kein „Kund“ sein. Finde das herabwürdigend.

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Rene

Nachhaltigkeit? Schlechter Witz? AVM hat mit seiner ach so großen Nachhaltigkeit einen Aufkäufer von Routern rechtlich gezwungen die gekaufte Vodafone Hardware zu verschrotten und wir reden hier von 20000 Geräten. Man kann sich viel auf die Fahne schreiben, aber Taten sagen eben mehr als Worte. Lieber gebrandete Geräte verschrotten… das ist sehr Nachhaltig. Entweder recherchieren oder als Werbung markieren.

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DJBushfunk

Vodafone ist voll Schrott!!! Oder bist du Hacker? 20000 Nutzer bei 80 Millionen Einwohner verdammt wenig

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t3n

Aha, t3n nutzt jetzt also auch keine richtige deutsche Sprache mehr #Genderschrott

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Oskar

Das liest sich ja schon wie ein Nachruf. Schade wär’s – von allen Geräten, die auf und unter meinem Schreibtisch gewohnt haben, haben die wenigen Fritzboxen wahrscheinlich den wenigsten Ärger gemacht. Und die Dinger leben bestimmt dreimal so lange wie Drucker oder Scanner und was man sonst so nutzt.

Und der Sicherheits-Aspekt ist sicher nicht zu vernachlässigen. Ich bin sicher, wenn es keine Fritzboxen mehr gibt, findet sich guter Ersatz bei Huawei, Xiaomi, Google oder Amazon – mit Sprachsteuerung, KI und allen Annehmlichkeiten, und einem Türchen, durch das China oder der Weltkapitalismus (wird sich zeigen was schlimmer ist) direkt in mein Privatleben gucken kann.

Auch spannend fand ich jetzt, dass sich die meisten Kommentare mit dem Gendern beschäftigen. Wenn ich Reptiloid wäre und Deutschland übernehmen wollte, würde ich Gendersternchen in der Bild einführen, danach sind alle beschäftigt und merken nix mehr. Man muss doch nicht über jedes Stöckchen springen, was einem hingehalten wird…

Antworten
Fried Lintzen

In Zeiten von Sommerhaus u.ä. sollte man sich nicht wundern, wenn die Kernthemen ausser acht gelassen werden und das Gendern wichtiger ist als die Kernaussage

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Helge- Reihnhold Gibbs

Beifall!!! …besonders zum letzten Absatz.
Irgendwann merken Er, Sie, Es vielleicht…obwohl, ein wenig habe ich da die Hoffnung aufgegeben.

Antworten
Udo

Jetzt wird wohl Marketing und Co jedes Jahr eine neuen Router herausbringen. Und merkwürdigerweisen werden dann immer zu selben Zeit die alten gehackt. Es wird wohl teurer und es wird ganz sicher ein Abo.

Ihr wart wie VHS gegen Betamax. Das bessere Marketing setzt sich durch

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DasGibtEsDochGarNicht

Bestätigen kann ich was man im Artikel lesen kann. AVM Router haben eine leicht verständliche Oberfläche und sind somit sehr einfach zu konfigurieren. Ebenso einfach kommt man an die Diagnosedaten. Die Heimautomatisierung in Verbindung mit weiteren Produkten für die Heizung, schaltbare Stromdosen, Repeater jeder Art, auch Formschön und kompakt wie DECT Telefone gehört ebenso dazu. Daneben ist die Telefonie via Router leicht programmierbar, auch die inzwischen notwendigen Rufsperren, die lästige Anrufer aussperren sind ebenso gut gelöst wie eben die Programmierbarkeit der SMARTHOME-Geräte. Das ganze gibt es dann auch noch als kostenlose Software auf dem SMARTPHONE. Fernwartung gibt es auch, Reporting in regelmäßigen Abständen zum Stromverbrauch, Temperaturverhalten usw. etc. pp. Das alles bekommt man inklusive einer Wissensdatenbank und einen Mail- bzw. Telefonsupport, der in Zeiten schlechten Service ganz und gar nicht schlecht sondern gut ist. Auf Mails habe ich stets binnen 48 Stunden eine Antwort bekommen. Die aktuell wohl entdeckte Sicherheitslücke, über deren Ausmaß und Technik (zum Glück) geschwiegen wird, ist sogar für Router, die seit 15 Jahren nicht mehr produziert werden, geschlossen worden. Welcher anderer ROUTER-Hersteller weltweit vereint diese Eigenschaften? Ich kann die Beweggründe (das Alter) verstehen, doch wenn dieses Filetunternehmen den Besitzer wechselt, kann man nur hoffen, dass der neue Besitzer keine Heuschrecke ist, sich das Beste greift und das Unternehmen untergehen lässt. Wer sonst noch würde Produkte fixen, der er seit 15 Jahren nicht mehr verkauft, also damit keinerlei Profit mehr macht?

Antworten
Fried Lintzen

Genau so ist es!

Antworten
mikemarkus

In einer Meldung hieß es: „Wenn aber ein Private-Equity-Investor ein Unternehmen übernimmt, könnte die Gewinnmaximierung im Vordergrund stehen und nicht mehr die Qualität der Produkte.“

Also wie überall.

Antworten

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