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Interview
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Diese Führungstrends verändern die Unternehmenswelt radikal

Leadership entwickelt sich ständig weiter, denn gesellschaftliche Veränderungen verlangen nach neuen Perspektiven. Sechs Experten verraten, welche Führungstrends die Unternehmenswelt verändern.

6 Min. Lesezeit
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Führung entwickelt sich ständig, sie wird weiblicher und dezentraler. (Foto: SFIO CRACHO / Shutterstock)

Alles ist in ständiger Veränderung – auch die Unternehmenswelt. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen sorgen dafür, dass Führungskräfte sich neue Fähigkeiten aneignen müssen und auch Perspektiven infrage stellen. So wird vielerorts die Arbeit ortsunabhängiger, junge Nachwuchskräfte fordern zudem zeitgemäßere Handlungs- und Denkweisen ein und auch der Fachkräftemangel verlangt mehr Flexibilität auf der Arbeitgeberseite. Wir haben Führungstrainerinnen, Managerinnen und Manager sowie einen Wirtschaftswissenschaftler gefragt, welche Führungstrends die Welt nachhaltig auf den Kopf stellen. Dazu zählt, dass Führung weiblicher wird und dass Chefinnen und Chefs sich verstärkt um nachhaltige Mitarbeiterführung kümmern müssen. Sechs Expertinnen und Experten verraten, was noch.

Dezentralität: „Gleiche Ausgangslage für alle“

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Von Carolin Lessoued, Gründerin und Geschäftsführerin von Openers

Wer New Work leben will, muss an den Stellschrauben drehen – infrastrukturell, technologisch, kulturell. Wir haben verstanden, dass unsere Mitarbeitenden nur dann von überall verantwortungsbewusst und effizient arbeiten können, wenn wir ihnen neben unserem Vertrauen in ihre Arbeit und den gemeinsam definierten Regeln im Umgang mit dem „Digitalen Anderen“ auch die richtigen Tools an die Hand geben – die Implementierung eines Workflow-Managements ist das A und O. Mit Work from Home und Remote Work werden die Systemfehler erst richtig erkennbar, beispielsweise schlechtes Management, fehlender Headcount, schlechte Briefings oder auch schlicht und einfach die falsche Anzahl an Meetings. Die letzten Monate haben uns gezeigt, wo wir noch Potenziale haben. Das ist oft unbequem, da einmal etablierte Prozesse mit großer Anstrengung wieder neu gedacht werden müssen, aber der Schulterblick lohnt sich. Wichtig für eine ausgereifte New-Work-Kultur ist für uns auch die Ausstattung, sowohl was Tools als auch die Technik angeht. Bedeutet im Umkehrschluss auch, dass für Kolleginnen und Kollegen, die nicht über eine ausreichende IT zu Hause verfügen, gesorgt werden muss. Die gleiche Ausgangslage für alle muss Priorität haben.

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Mehr zum Thema: „Führen im Homeoffice – diese Expertin verrät größte Schwachstellen“

Diversität: „Führung ist keine Männersache“

Von Philip Meissner, Wirtschaftswissenschaftler und Professor der ESCP Europe

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Taiwan, Neuseeland, Finnland, Island, Dänemark und Deutschland haben alle zwei Dinge gemeinsam. Alle Länder haben eine weibliche Regierungschefin und sind bislang sehr gut durch die Coronakrise gekommen. Zufall? Ich denke nicht. Psychologische Forschung zeigt, dass Frauen weniger zu Denkfehlern wie Selbstüberschätzung neigen als Männer. Das kann gerade in Krisenzeiten helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Warum ist Führung also noch Männersache? Der kürzlich erschienene Bericht der Allbright Stiftung zeigt, dass weniger als sieben Prozent der Geschäftsführenden in Familienunternehmen tatsächlich Frauen sind. Bei börsennotierten Unternehmen ist die Quote mit zwölf Prozent ebenfalls miserabel. Die Coronakrise hat gezeigt, wie schnell alte Rollenmuster wiederkehren. In Krisen- und Strategiestäben der Unternehmen finden sich oft nur Männer. SAP entscheidet sich im Zweifel gegen Jennifer Morgan. Wir können uns diesen bequemen Status quo als Gesellschaft nicht mehr leisten. Eine aktuelle Umfrage von Handelsblatt und Stepstone hat gezeigt, dass 75 Prozent der Befragten diverse Führungsteams gerade in Krisenzeiten für wichtig erachten. Und das zu Recht. Frauen haben einen positiven Effekt auf die Profitabilität von Unternehmen.

Mehr zum Thema: „Musst du zur Führungskraft geboren sein?“

Vertrauen: „Micro-Management funktioniert nicht“

Von Inga Höltmann, Journalistin und Gründerin der Accelerate Academy

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Loszulassen ist eine Führungsfähigkeit, die immer wichtiger werden wird im Umgang mit Mitarbeitenden. Das haben die vergangenen Monate gezeigt: Die Zeit der gemeinsam abgesessenen Arbeitsstunden im Büro ist vorbei. Wir arbeiten zunehmend zeit- und ortsflexibler und das heißt für jede Führungskraft, dass sie anders handeln und vor allem Vertrauen schenken muss. Micromanagement funktioniert immer weniger, je mehr Kontrolle ausgeübt werden muss. „Enges Führen“ haben wir das früher manchmal allzu euphemistisch genannt. Doch jetzt ist Vertrauen angesagt: Jetzt können und müssen Manager und Managerinnen zeigen, ob sie das können. Dadurch entstehen Räume, die gefüllt werden wollen. Neue Führungschancen gehen auf und wo sich Hierarchie darauf zurückzieht, müssen wir sie mit einer neuen Art des Managements füllen: selbstverantwortlich, transparent, digital – und das durch Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermaßen. Diese multidirektionale Führung auf Augenhöhe, die geprägt ist von Werten und die Lust auf Veränderung hat, nenne ich schlicht Digital Leadership. Und das ist für mich die einzige Art der Führung, mit der es uns gelingen wird, erfolgreich in einer VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit) zu bestehen.

Weiterbildung: „Virtuelle Trainings sind akzeptiert“

Von Katrin Grunwald, Führungskräfte-Trainerin bei The Globe Team

Löste das Angebot, ein Führungskräftetraining oder Teamentwicklungsworkshop komplett live in virtuellen Räumen durchzuführen, vor sechs Monaten noch großes Kopfschütteln aus, so hat sich das inzwischen verändert. Wie ich in der Zusammenarbeit mit Kunden in den letzten Monaten festgestellt habe, hat sich das Bild im Bereich der digitalen Weiterbildung enorm gewandelt: Früher galt Weiterbildung nur dann als wertig, wenn man vor Ort in einem Raum saß. Doch das hat sich binnen der letzten Monate aufgrund positiver Erfahrungen in der virtuellen Arbeit geändert. Meine Beobachtung hat sich zudem auch anderorts bestätigt. Wie ich einem Whitepaper von Linkedin kürzlich entnahm, soll der Trend erkennbar sein, dass sowohl Managerinnen und Manager als auch Personalabteilungen es schätzen, dass Führungskräfte sich in „Virtual Instructor-Led-Trainings (VILT)“ mit einem für sie ähnlichen Mehrwert wie beim Vor-Ort Training weiterbilden können – und das auch noch bei wesentlich niedrigeren Kosten durch das Wegfallen unter anderem von Reiseausgaben. 66 Prozent der von dem Karrierenetwerk befragten Personaler gaben an, dass sie davon ausgehen, in Zukunft mehr für VILT auszugeben im Vergleich zu 2019.

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Mehr zum Thema: „E-Learning – ohne diese Fähigkeit wird es nicht klappen“

Nachhaltigkeit: „Gute Führung kümmert sich“

Von Andreas Lenz, Gründer und Geschäftsführer von t3n

Wer an Nachhaltigkeit denkt, dem gehen vor allem Gedanken zur Klimafrage durch den Kopf. Nachhaltige Unternehmensführung wird nicht mehr allein mit ökonomischen, sondern auch ökologischen Zielen in Verbindung gebracht. Das allein ist schon ein Megatrend. Zu einem nachhaltigen Wirken gehört jedoch auch der Blick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Oder anders ausgedrückt: Es geht nicht nur darum, Ressourcen nicht zu verbrauchen, es geht auch darum, Menschen nicht zu verbrennen, wie es in vielen Unternehmen leider immer noch getan wird. Um zum einen die Arbeitsfähigkeit und zum anderen die Motivation zu erhalten, müssen Führungskräfte sich kümmern – und zwar nicht nur in Form eines hohen Gehalts. Um ersteres zu adressieren, braucht es auch ein vernünftiges Gesundheitsmanagement. Wir sorgen insofern dafür, dass Mitarbeitende nicht nur gesund essen können, sondern dass sie auch durch zugebuchte Yogakurse oder Achtsamkeits-Coachings etwas für sich tun. Um letzteres zu adressieren, arbeiten wir konstant an einem guten Teamgefüge, veranstalten Mitarbeiterevents sowohl während als auch außerhalb der Arbeitszeit. Denn wer sich zugehörig fühlt, bringt sich selbst auch leidenschaftlicher ein.

Eigenverantwortung: „Nur so ist Erfolg möglich“

Von Birte Hackenjos, CEO der Haufe Group

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Manchmal wird aus einem Trend eine Notwendigkeit: wenn etwa die lang diskutierte Digitalisierung durch Krisen die Gewohnheiten deutscher Unternehmen umkrempelt oder Absatzmärkte über Nacht wegbrechen. Unternehmen müssen dann in der Lage sein, sich anzupassen und zugleich den Wandel aktiv zu steuern. Hier ist Führung, die gestaltet und Raum für dynamische Entwicklungen zulässt, ein wesentlicher Faktor, an dem sich die Zukunftsfähigkeit entscheidet. Denn um Zukunft bestmöglich zu gestalten, braucht es menschliche Vielfalt und eine Unternehmenskultur, die Individualität fördert: „Gemeinsames Neues“ und Raum für Problemlösungsfähigkeit kann sich erst dort entfalten, wo jede und jeder Einzelne werden darf, wer sie oder er sein will und wo die verschiedenen Kompetenzen und Stärken an den Stellen eingebracht werden, an denen bestmöglich gestaltet werden kann. Verantwortung liegt dann besonders dort, wo das meiste Wissen steckt, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst. Eine gute Führungskraft muss in dieser Arbeitswelt vielmehr begleitender Coach des gesamten Organismus im Unternehmen sein – einem flexiblen Netzwerk, bestehend aus agilen, selbstorganisierten Teams. Nur so ist Erfolg und Umgang mit stetiger Veränderung möglich.

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen euch bei der Karriere
Weiterbildung: Die Udacity-App ist eine kostenlose Online-Akademie für iOS und Android. Zusammen mit Partnern wie Google und Salesforce werden Kurse entwickelt, die klassische Bildung mit technischen Berufsfähigkeiten verbinden sollen. (Grafik: t3n / dunnnk)

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Sascha A. Carlin

Gutes Management sollte immer an guten langfristigen Ergebnissen orientiert sein. Als Trend würde da nur Dezentralität durchgehen, die übrigen sind im besten Sinne Evergreens.

(Das heisst nicht, das »früher alles besser war«. Lediglich, dass die falschen Ansätze schon immer falsch waren. Natürlich hören viele FK das nicht so gerne, sondern reden lieber von den »neuen« Regeln. Mir soll‘s egal sein, Hauptsache, es wird besser.)

Antworten
dennis

Das ist ja alles schön und man will es, aber all die genannten Dingen sind nur im Idealfall so, wie beschrieben. Es gibt dabei immer den Faktor „Mensch“ und der Mensch ist als solches erstmal auf der Suche nach den Ernergie unaufwändigsten Weg, was nichts anderes bedeutet, als dass sie faul sind. Ja, sind wir ehrlich: Niemand arbeitet gerne viel, sondern versuch das Maß gering zu halten und versucht am meisten abzugreifen.

Was ist also das Problem. Das alles, was genannt wurde funktioniert nur, wenn auch alle mitmachen. Machen sie aber nicht. Das hat allein die Corona-Home-Office-Zeit gezeigt. Kann ich aus eingener Erfahrung sagen.

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