Funny Money: Steigt der Bitcoin oder fällt nur der Euro?
Bitcoin und Co eilen aktuell wieder von Hoch zu Hoch, als habe jemand die Physik des Geldes dauerhaft ausgehebelt. Für Otto Normal ist es doch so: Geld kann man nicht herbeizaubern. Wer sich etwas leisten will, muss dafür arbeiten. Doch das trifft ausgerechnet dann nicht mehr zu, wenn die Summen am größten sind: Finanzminister:innen, Zentralbänker:innen und Finanzjongleur:innen können nämlich genau das machen, was ironischerweise gern Bitcoin und anderen Kryptowährungen vorgeworfen wird: Geld einfach zu erfinden und es verteilen, ohne rot zu werden.
Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Bitcoin ist auf 21 Millionen Einheiten limitiert und staatliches Geld wächst seit 20 Jahren unaufhörlich. Der Beweis: Die Europäische Zentralbank (EZB) garantiert aktuell mehr als 8.000 Milliarden Euro – das sind gut 80 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone. Das kann man wöchentlich dem Balance-Sheet der EZB entnehmen. Die amerikanische Federal Reserve (FED) garantiert zwar ein paar „Milliardchen“ mehr, allerdings entspricht das auf der anderen Seite des großen Teiches nicht mal 40 Prozent der Wirtschaftsleistung – weil die Dollar-Ökonomie viel größer ist als die in Euroland.
Während Euro und Dollar sich gegenseitig entwerten, weil EZB und Fed die inzwischen längst voll-digitalisierte Gelddruckmaschienerie auslasten, schützt den Bitcoin die Blockchain-Technologie vor menschlicher Willkür.
Hohe Nachfrage, knappes Angebot
Manche vergleichen den Bitcoin daher mit einer Immobilie in einer gefragten Gegend wie Manhattan: Es gibt wenig Platz, aber alle wollen genau hier leben oder Geschäfte machen. Während die Nachfrage hoch ist, der Markt aber eng bleibt, explodieren die Preise Jahr um Jahr. Auch Rücksetzer werden immer wieder aufgeholt. Wer in einem solchen Vermietermarkt vor der Wahl steht, kauft lieber gleich, weil sich das langfristig immer lohnt.
Sicherlich steigt nicht nur der Bitcoin auf immer neue Allzeithochs: Gepusht durch die wundersame, aber anhaltende Vermehrung des Geldes sind alle börslich gehandelten Aktien der Welt derzeit zusammen gut 122.000 Milliarden Euro wert, was einer Verdopplung seitdem Einbruch durch die Coronakrise entspricht. Bitcoin ist mit einer Marktkapitalisierung von „gerade mal“ rund 1.000 Milliarden Euro noch ein kleiner Fisch.
Allerdings können Aktiengesellschaften jederzeit durch mehrheitlichen Beschluss die Anzahl ihrer ausstehenden Anteile vermehren oder einen Rückkauf beschließen. Wenn Nachfrage auf Angebot trifft, wird so der Börsenpreis durch die Gesellschafter selbst beeinflusst. Das geht beim Bitcoin nicht.
Bitcoin-Anzahl festgesetzt
Die planbare Festlegung auf 21 Millionen zu produzierende Bitcoin-Einheiten (aktuell sind fast 19 Millionen Bitcoin im Umlauf, einige jedoch unwiederbringlich verschlampt worden), macht dabei den entscheidenden Unterschied.
Man drehe den Spieß gedanklich nur einmal um: Aus Sicht von Bitcoin-Besitzer:innen steigt nicht die Kryptowährung selbst – Euro oder Dollar verlieren an Wert, weil es sie im Überfluss gibt.