Schon auf dem Gameboy: So brachte ein 17-jähriger Gamer die 3D-Ära zu Nintendo
Game-Historiker haben im Nachlass eines Spieleveteranen eine Entwicklungsversion von X, dem ersten 3D-Spiel auf dem Original Gameboy, entdeckt. Sie erzählten daraufhin auf gamehistory.com die Geschichte eines 17-jährigen Briten, der am Ende mit Nintendo-Legende Yoshio Sakamoto eine ganze Ära heraufbeschwor.
Vom ZX 81 auf den Gameboy
Argonaut Software in Edgware, einem Vorort von London, wurde zum großen Teil von Jugendlichen betrieben. Sie produzierten 3D-Spiele für Heimcomputer. Dylan Cuthbert fing mit 17 dort an.
Er hatte Erfahrung mit der Programmierung von 8-Bit-Maschinen wie dem ZX 81. Sein Chef Jez San hatte den Ehrgeiz, auf allen Maschinen 3D laufen zu lassen. Dann kam der Gameboy heraus und die Aufgabe war geboren: 3D auf den 8-Bit-Gameboy zu bringen.
Cuthbert erinnert sich: „Wir hatten kein Game-Boy-Entwicklungskit und so hackten wir ihn … Ich glaube, wir nahmen eine Tetris- oder Mario-Cartridge, nahmen den Deckel ab und verdrahteten die Adressbusse und so weiter, um sie mit unserem Amiga-System zu verbinden, anstatt mit dem eigentlichen ROM.“
Anschließend mixte er die Klassiker F18 Interceptor vom Amiga mit Micronaut One vom Spektrum und herauskam Eclipse. Jez San schickte die Demo herum.
30 Jahre später: X-Demo taucht wieder auf
Eine der Demos ging an den Produzenten Mark Flitman. Seine Tochter lud 30 Jahre später ein paar Spiele-Historiker ein, den Nachlass zu sichten.
Mittendrin lag eine nicht gekennzeichnete Cartridge mit der technischen Demo von Eclipse. Darin enthalten: ein Viewer, mit dem man die 3D-Objekte ansehen und rotieren lassen kann.
Eine Demo gelangte auch zu Mindscape, der Verlag bot es Nintendo an. Das 3D-Spiel, das mit einem gehackten Gameboy aus dem Elektronikmarkt entstanden war, landete so im Nintendo-Hauptquartier.
Nintendo-Entwickler Yoshio Sakamoto ließ Cuthbert in Japan einfliegen und gemeinsam machten sie aus Eclipse ein echtes Nintendo-Spiel samt typischem Humor, einigen Eastereggs und einer Prise Japan-Flair.
Aus Eclipse wird Lunar Chase wird X wird Star Fox
Cuthbert erinnert sich: „Ein paar Dinge davon stammen also von Nintendo oder aus dem japanischen Geist. Und all die anderen Dinge stammen aus dem ursprünglichen britischen Spiel, und es ist eine interessante Mischung aus beidem.“
Das Projekt erhielt ursprünglich den Namen Lunar Chase. Doch Nintendo-Präsident Hiroshi Yamauchi rief morgens um 8 Uhr Sakamoto an und kündigte an, das Spiel müsse X heißen. So kam es dann auch. Daraus wurde später der Evergreen Star Fox entwickelt.
X trug dazu bei, dass Nintendo seinen Schwerpunkt auf 3D-Spiele legte. Cuthbert arbeitete später direkt für Nintendo und Sony, bevor er 2001 ein eigenes Studio eröffnete. In dem Interview sagte er: „Ich würde gerne eine Fortsetzung machen, wissen Sie?“