
Unter dem Titel Scraper plante Apple TV Plus eine Verfilmung der Firmengeschichte von Gawker Media. Das Projekt wurde jedoch auf persönliche Anweisung von Apple-Chef Tim Cook gestoppt. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf interne Quellen. Nachdem Cook von dem Streaming-Projekt erfahren hat, soll er per E-Mail auf den zuständigen Manager eingewirkt und seine persönliche Abneigung gegen Gawker zum Ausdruck gebracht haben.
Apple und auch Cook selbst waren bis zum Konkurs des Blog-Netzwerkes immer wieder Thema bei Gawker und dessen Schwesterpublikationen. 2010 kaufte das zu Gawker Media gehörende Tech-Blog Gizmodo beispielsweise ein iPhone 4, das ein Apple-Mitarbeiter in einer Bar verloren hatte, und veröffentlichte Informationen über das Smartphone noch vor der offiziellen Vorstellung.
Das ebenfalls zu Gawker Media gehörende Blog Valleywag berichtete außerdem 2008 als erste Publikation über Cooks Homosexualität. Der Apple-Chef selbst äußerte sich zu seiner Homosexualität erst sechs Jahre später öffentlich. Gawker Media outete auch den bekannten Risikokapitalisten Peter Thiel gegen seinen Willen, was indirekt zum Ende des Blog-Netzwerkes führte.
Peter Thiel, Hulk Hogan und das Ende von Gawker Media
Gawker veröffentlichte 2012 ein privates Sexvideo, in dem der ehemalige Wrestler Hulk Hogan zu sehen war. Der wehrte sich mit einer Unterlassungserklärung gegen die Veröffentlichung. Gawker-Gründer Nick Denton weigerte sich jedoch, das Video zu entfernen. Das führte zu einem Rechtsstreit, der zum Teil auch von Thiel finanziert wurde. Thiel finanzierte zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben ein ganzes Team von Anwälten, das gezielt nach Menschen suchte, die einen Klagegrund gegen Gawker hatten, und unterstützte dann auch diese Klagen finanziell.
Gawker Media verlor den Prozess gegen Hulk Hogan und wurde zu einer Strafzahlung in Höhe von 140 Millionen US-Dollar verurteilt. Das Unternehmen meldete daraufhin Konkurs an und sämtliche Blogs mit Ausnahme von gawker.com wurden kurze Zeit später an den Medienkonzern Univision verkauft. Gegenüber der New York Times erklärte Thiel später: „Ich habe gesehen, wie Gawker einen einzigartigen und unglaublich schädlichen Weg beschritten hat, um Aufmerksamkeit zu erlangen, indem sie Leute schikanierten, selbst wenn es keinen Zusammenhang mit dem öffentlichen Interesse gab.“
Die Rechte für Apples geplante Gawker-Serie sollen jetzt wieder auf den Markt kommen. Außerdem hält Anonymous Content, die Produktionsfirma hinter Amazons Mr Robot, die Filmrechte an einem Artikel über das Ende von Gawker. Trotz Cooks Einschreiten könnte es langfristig also durchaus eine filmische Aufarbeitung des Stoffes geben.
Das Ende von Gawker zu beschreiben ist sicher eine Sache, die öffentlich nachvollziehen notwendig ist. Allein schon um aufzuzeigen, wie schädlich sich manche „Geschäftsmodelle“ auf davon betroffene Personen und Gruppen auswirken.
Gerade der unregulierte Markt der Instant-Medien ist geradezu dazu geboren, die schon aus dem Mittelalter bekannten Wirkmechanismen des Stalkens und Mobbings im großen Stil zu betreiben. Immer im Blick die geifernde Zustimmung fehlorientierter, geistig fehlgeprägten Naturen, die es nunmal in der menschlichen Gesellschaft gibt. Bzw. die Naivität uninformierter Persönlichkeiten, die sich bei ihren altruistischen Gefühlen gepackt fühlen und dann heftig reagieren, weil sie nicht in der Lage sind, ernsthafte Wahrheiten auszufiltern.
Umsomehr wird es wichtig, diesen „Medien“ ganz klar Leitplanken für den zivilisierten Umgang mit ihrer Klientel und Nutzer einzuziehen. Die EU geht ja in dieser Sache jetzt zügig voran und es ist schon abzusehen, dass das auch im Rest der Welt als Blaupause angenommen wird. Höchst Zeit, damit diese Welt nicht noch mehr vergiftet wird.