Temu: Hersteller warnen von Spielzeug-Schnäppchen aus China
Die Organisation Toy Industries of Europe (TIE) ist bei einer Stichprobenuntersuchung von Kinderspielzeug aus dem Angebot des Billig-Händlers Temu zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: Trotz strenger Sicherheitsstandards in der EU kamen aus dem Onlineshop zu 100 Prozent Spielzeuge, die diesen Vorgaben nicht entsprachen.
Bis auf ein einziges Spielzeug wurden zudem alle als für Kinder gefährlich eingestuft. Das Problem: Anbieter wie Temu nutzen ein Schlupfloch in der EU-Gesetzgebung und verstoßen mit ihren potenziell gesundheitsschädlichen Produkten somit nicht gegen geltendes Recht.
Temu: 3 teils lebensgefährliche Risiken allein bei einer Babyrassel festgestellt
TIE ist eine Art Lobbyverband für Spielzeughersteller in der Europäischen Union. Die Organisation setzt sich laut eigener Angaben für „seriöse Spielzeugproduzenten in der EU“ ein und versucht, im Dialog mit Gesetzgebern die Grundlagen für Sicherheitsstandards und wirtschaftliches Wachstum in der Branche zu schaffen.
Beim Test von 19 verschiedenen Spielzeugen aus dem Onlineshop Temu stellte der Experten-Verband erschreckende Mängel in Sachen Kindersicherheit fest. So wurden zum Beispiel bei einer einzigen Babyrassel sich lösende Kleinteile gefunden, die zu Verschlucken oder Ersticken führen können. Das Produkt barg außerdem durch scharfe Kanten und harte Ausformungen die Gefahr von Schnitt- und Schlagverletzungen.
Ein Schleimspielzeug enthielt das Halbmetall Bor-11 in der elffachen Maximalmenge, die in der EU für Spielzeuge zugelassen ist. Die volle Liste mit Mängeln der getesteten Produkte ist hier einsehbar.
TIE fordert bessere Kontrolle von Drittanbietern außerhalb der EU
Als Reaktion auf den Test nahm Temu sofort alle beanstandeten Spielzeuge aus dem Sortiment. Trotzdem kritisiert TIE, dass Händler wie Temu für ihre gefährlichen Produkte nicht zur Rechenschaft gezogen werden könnten.
Denn die Plattform der mittlerweile in Irland ansässigen Firma bietet in ihrem Angebot nur Erzeugnisse von Drittanbietern – beinahe ausschließlich aus der Volksrepublik China. Diese Situation sei von der derzeitigen Rechtslage nicht abgedeckt.
TIE fordert jetzt die Gesetzgeber auf, Plattformen wie Temu direkt durch entsprechende Regelungen dazu zu veranlassen, ihre Anbieter zu kontrollieren und darauf zu achten, dass EU-Vorgaben eingehalten werden.
In einer Stellungnahme erklärt Temu gegenüber t3n, man verfolge einen „umfassenden Ansatz bei der Überprüfung der Händler, die Produkte über unsere Plattform verkaufen, um einen hohen Standard der Qualitätskontrolle zu gewährleisten, der mit den Anforderungen der Märkte, für die sie bestimmt sind, übereinstimmt.“ Außerdem gibt der Onlinehändler an, eine „Sperrliste“ zu führen, „um zu verhindern, dass problematische Verkäufer die Plattform erneut betreten.“
Dieser Artikel wurde am 23. Februar um die Stellungnahme von Temu ergänzt.