Gegen den Druck der Aktionäre: Apple verteidigt Diversitätsprogramm

Apple sieht sich aktuell einem kontroversen Antrag von Aktionär:innen ausgesetzt, der darauf abzielt, das bestehende Diversitätsprogramm zu beenden. Doch während Konzerne wie Meta und McDonald’s ihre Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt und Inklusion bereits zurückgefahren haben, bleibt Apple standhaft. Wie Heise berichtet, argumentiert das Unternehmen, die Forderung stelle einen unzulässigen Eingriff in das Tagesgeschäft dar. Apple fordert deshalb seine Anteilseigner:innen dazu auf, bei der Hauptversammlung, die Ende Februar stattfindet, gegen den Vorschlag zu stimmen.
Apple will seiner bisherigen Strategie treu bleiben
Interessanterweise war die Situation vor einigen Jahren noch genau umgekehrt: Damals wollte das Unternehmen einen Antrag blockieren, der vorsah, das Gehalt von CEO Tim Cook an die Erfüllung bestimmter Diversity-Ziele zu koppeln. Trotz der anfänglichen Gegenwehr schuf das Unternehmen noch im selben Jahr einen Vorstandsposten für Diversity und Inklusion. Denise Young Smith, Apples erste Beauftragte in diesem Bereich, trat allerdings nach nur wenigen Monaten schon wieder zurück. Ihre Entscheidung folgte auf eine Äußerung über die Vielfalt weißer Männer, die für viel Unmut gesorgt hatte. Seither hatten vier verschiedene Personen den Posten inne, was für Apple eine ungewöhnlich hohe Fluktuation darstellt.
Die Aktionär:innen begründeten ihren Antrag damit, dass die Diversitätsvorgaben zu Diskriminierung von Mitarbeiter:innen und zu Klagen führen könnten. Sie beriefen sich dabei auf zwei Urteile des Obersten Gerichtshofs der USA. Apple entgegnet, dass der Konzern erprobte Verfahren implementiert habe, um rechtliche Risiken zu minimieren und bekräftigt, dass Diversität und Inklusion wesentliche Bestandteile der Unternehmensstrategie bleiben sollen.
Kritiker:innen sehen in Diversity-Maßnahmen eine schädliche Ideologie
Viele US-Unternehmen haben in den vergangenen Monaten ihre Initiativen für Vielfalt und Inklusion zurückgefahren oder sogar ganz eingestellt. Diese Entwicklung spiegelt einen breiteren gesellschaftspolitischen Wandel wider, der unter dem Schlagwort „Go woke, go broke“ diskutiert wird. Konservative Stimmen werfen Unternehmen vor, mit der Umsetzung von Diversity-Maßnahmen ideologisch motivierte Entscheidungen zu treffen, die wirtschaftlich nicht tragfähig seien. US-Republikaner:innen und prominente Tech-Größen wie Elon Musk, ein offener Kritiker solcher Programme, fordern stattdessen eine Fokussierung auf ökonomische Kernziele.
Welche Auswirkungen die aktuellen Entwicklungen auch auf den deutschen Arbeitsmarkt haben werden, bleibt abzuwarten. Viele Bewerber:innen legen noch immer großen Wert auf entsprechende Bemühungen ihrer zukünftigen Arbeitgeber:innen: So gaben in einer repräsentativen Umfrage der IU Internationalen Hochschule mehr als drei Viertel der zukünftigen Fachkräfte an, dass es ihnen wichtig ist, dass Unternehmen Maßnahmen zur Förderung von Diversity und Inklusion umsetzen.
Ein Wendepunkt in der Diversity-Debatte?
Trotz des wachsenden Drucks bleibt Apple seiner bisherigen Linie treu. Das Unternehmen argumentiert, dass Vielfalt und Inklusion nicht nur moralisch richtig, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil seien. Diversität fördere Innovation, verbessere die Unternehmensleistung und helfe, talentierte Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten.
Es bleibt abzuwarten, wie die Hauptversammlung im Februar ausgehen wird. Sollte der Antrag erfolgreich abgewendet werden, könnte das ein wichtiges Signal an andere Technologiekonzerne sein, die ihre Diversity-Programme ebenfalls verteidigen müssen. Klar ist aber schon jetzt, dass der Kurswechsel vieler US-Unternehmen das Thema Diversity und Inklusion wieder auf die Agenda gesetzt hat.