Massive Probleme bei Amazon: Cyberkriminelle täuschen weiterhin Kunden in Deutschland

(Grafik: Shutterstock)
Amazon: Fake-Listings schaden nicht nur Kunden
Gehackte Seller-Accounts bei Amazon sind weiter ein massives Problem – auch für Kunden aus Deutschland. t3n.de liegen Berichte von Nutzern vor, die – zumindest beinahe – auf die fiese Masche hereingefallen wären. Die meisten Amazon-Kunden schauen sicher zweimal hin, wenn ein teures Markenprodukt auf einmal zum halben Preis zu haben ist.
Manch ein Schnäppchenjäger fällt aber offenbar dennoch auf die fiese Masche der Cyberkriminellen herein, bei der Produkte verkauft werden, die es gar nicht gibt. Die Verlierer sind letztlich nicht nur die betrogenen Kunden, sondern vor allem die Händler der echten Ware. Aber auch Amazon verliert, wie Tim Nedden von der Marktplatz-Consultingagentur Finc3 im Gespräch mit t3n.de betont.

„E-Mail-Adresse, bitte“: Beispiel eines Fake-Listings bei Amazon. (Screenshot: Amazon/t3n)
Die Masche, die Nedden bei einigen seiner Kunden, die als Händler auf Amazons Plattform unterwegs sind, beobachtet hat, läuft so: Die Betrüger kapern bevorzugt Accounts von Händlern mit einer hohen Zahl an guten Bewertungen – das steigert Glaubwürdigkeit und Conversion-Rate – oder fälschen kurzerhand einen Account. Darüber erstellen sie dann beliebige Listings meist hochpreisiger Produkte.
Am beliebtesten sind dabei die Bestseller in bestimmten Kategorien wie Möbel oder TV-Geräte, erklärt Nedden. Diese Fake-Listings unterbieten die Preise der echten Produkte deutlich, meist um 30 bis 50 Prozent. „Der gehackte Händler-Account bekommt dadurch meist sofort die Buy-Box, und der eigentliche Anbieter des Produkts geht leer aus“, sagt Nedden.
Fake-Listings: Die Masche der Betrüger
Anschließend ändert der Fake-Verkäufer den Namen des Accounts, so dass darin eine Aufforderung an den potenziellen Kunden versteckt ist, sich per E-Mail an den Verkäufer zu wenden, um das Produkt zu erhalten. Geht der Kunde darauf ein und schickt eine E-Mail mit einer Bestellung an die angegebene Adresse, erhält er die Antwort, dass das Produkt für ihn reserviert sei und er das Geld auf das angegebene Konto, oft ein polnisches oder italienisches, überweisen soll. Das Ende vom Lied: Das Geld ist dahin, der Kunde erhält das Produkt nicht.
Der betrügerische Vorgang habe aber weitreichendere Folgen, als man zuerst denken könnte, meint Nedden. Denn oftmals müssen die „echten“ Verkäufer für Kundenbeschwerden herhalten und bekommen schlechte Bewertungen – ihr Renommee sinkt. Darüber hinaus halten die Fake-Preise mögliche Interessenten vom Kauf des eigentlichen, doppelt so teuren Produkts ab. Die Seller leiden unter teils massiven Umsatzeinbrüchen, die Conversion-Rate und später der Sales-Rank sowie die Sichtbarkeit im Amazon-Universum gehen deutlich zurück. Die Abwärtsspirale trifft aber auch Amazon selbst.
„Manche unserer Kunden haben Umsatzrückgänge von 50 bis 70 Prozent bei betroffenen Produkten“, sagt Nedden. Die Agentur berät demnach Kunden, bei denen pro Tag rund 30 Fake-Listings für ihre Produkte erstellt werden, für die sie eigentlich die exklusiven Markenrechte haben. Jedes Mal, so klagen die Händler, müssten sie dann den Amazon-Support anfragen, damit das Listing entfernt werde.