Es ist noch gar nicht so lange her, da rangierten in Umfragen dieser Art stets die Work-Life-Balance oder Weiterbildungsangebote an erster Stelle. Nun scheint die Stimmung sich zu ändern: 51 Prozent der deutschen Berufseinsteigenden geben an, dass angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Höhe des Gehalts wieder wichtiger für sie geworden ist. Für 18 Prozent der Befragten sind Benefits, ein weiterer finanzieller Faktor, bedeutender geworden. Zu dem Ergebnis kommt der Young Professional Attraction Index (YPAI) von Academic Work.
Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit am wichtigsten
Der Spezialist für die Vermittlung und Rekrutierung von Studierenden, die kurz vor dem Hochschulabschluss stehen, sowie Akademikerinnen und Akademikern mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung ermittelt jedes Jahr die Attraktivität von Unternehmen für deren junge Klientel. Im Rahmen der diesjährigen Studie wurde neben dem Ranking der beliebtesten Arbeitgebenden auch untersucht, in welchem Maße die gegenwärtige wirtschaftliche Situation sich auf die Entscheidung für oder gegen eine Stelle für die Berufseinsteigenden auswirkt.
Lediglich sieben Prozent sagen, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Lage für sie keine Auswirkungen auf die Auswahl des Jobs hat. Für finanziell schwächere Unternehmen wird es somit bedeutend schwieriger, qualifizierte Young Professionals für sich zu begeistern. Die jungen Talente sind sich der schwierigen wirtschaftlichen Lage bewusst. Wenig überraschend blicken sie deshalb stärker auf Komponenten wie Gehalt oder Benefits, wo Unternehmen zuvor auch noch mit Chancen, Werten und spannenden Projekten punkten konnten.
Neben dem Gehalt erlebt auch die Arbeitsplatzsicherheit einen Aufschwung. 38 Prozent gaben an, dass sie größeren Wert als früher auf eine sichere Anstellung legen. Außerdem ist die finanzielle Situation eines Unternehmens für 20 Prozent der jungen Fachkräfte wichtiger bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgebenden geworden. Daher schätzen 14 Prozent der Befragten größere Unternehmen als attraktiver ein als zuvor. Das verschärft den Fachkräftemangel vor allem auch für Startups und Scaleups – nicht zuletzt in der IT.
Interessant ist auch, dass selbst die Nebenkosten, die bei der Entscheidung für ein Unternehmen anfallen, stärker bei der Jobsuche berücksichtigt werden. So hat der Standort des Büros aufgrund der damit zusammenhängenden Pendelkosten für 23 Prozent der Befragten an Bedeutung gewonnen. Arbeitgebende können dem vor allem mit Remote- und Hybrid-Arbeitskonzepten entgegenwirken. Eine Ifo-Studie kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass 56 Prozent der Deutschen ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten könnten.
Wirtschaftliche Situation für Deutsche relevanter
Für den YPAI 2023 hat Academic Work rund 12.100 Young Professionals in sechs Ländern befragt, darunter rund 1.330 aus Deutschland. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Situation die Jobsuche von jungen Talenten nirgendwo so sehr prägt wie in Deutschland. International geben elf Prozent der Befragten an, dass sich ihre Kriterien nicht verändert hätten. Verglichen mit Deutschland sind das vier Prozent mehr, die sich weniger Sorgen bezüglich des Gehalts sowie der Arbeitsplatzsicherheit machen.