
Der Diebstahl vertraulicher Daten könnte Simon Lancaster teuer kommen – und seine berufliche Perspektive zerstören. (Foto: Twinsterphoto/ Shutterstock.com)
Lancaster soll seine Position und Apples Vertrauen in ihn dazu missbraucht haben, systematisch geheime Informationen weiterzugeben. Speziell zum Zeitpunkt seiner Kündigung habe er sich einer Reihe von vertraulichen Dokumenten bemächtigt und Zugang zu internen Meetings verschafft. Die 18-seitige Klageschrift steht bei Scribd online, wie Apple Insider als Erstes herausfand.
Informationen im Austausch für gute Presse
Lancaster soll die Informationen an Medien herausgegeben haben, die im Gegenzug positiv über sein neues Unternehmen berichteten. Weder das Medium noch das Startup nennt Apple ausdrücklich. Die Geschäftsgeheimnisse seien in der Folge auf Berufung einer internen Quelle bei Apple veröffentlicht worden. Dabei handelte es sich um Produktpläne für unangekündigte Geräte und Updates für bestehende Produktreihen. Lancaster soll dem Journalisten zu den erfolgreichen Artikeln gratuliert haben, die auf den überbrachten Dokumenten fußten. Sie trafen sich auch physisch und Lancaster übergab händisch Informationen.
Die Klage stellt insbesondere auf Daten über „Projekt X“ ab. Beobachter vermuten aufgrund der zeitlichen Abfolge, dass es sich um Gerüchte über Apples AR-Brille Apple Glass beziehungsweise das kolportierte Headset handeln könnte. Vor und bei entsprechenden Meetings wurde Lancaster von Apple gewarnt. Kurz nach der Ankündigung seines Ausstiegs bat der Ingenieur um Zugang zu Dokumenten von zwei anderen Projekten, an denen er nicht direkt beteiligt war. Auch diese schickte er an den Korrespondenten.
Apple: Lancaster kann noch immer Geheimnisse abschöpfen
Selbst nach seinem Weggang hatte Lancaster Kontakt zu dem Journalisten. Nach Apples Angaben versuchte er weiter, an Geschäftsgeheimnisse heranzukommen. Lancaster wechselte nach elf Jahren als Apples Advanced Materials Lead und Product Design Architect schließlich im November 2019 zu der Materialforschungsfirma Arris. Noch an seinem letzten Tag soll er eine beträchtliche Anzahl vertraulicher Dokumente von Apple-Servern heruntergeladen haben. Angeblich hoffte er, darüber bei Arris einen guten Start zu haben. Apple stellt in der Schrift fest, das Startup sei ein Zulieferer Apples – so könnte Lancaster immer noch Zugang zu vertraulichen Informationen haben.
Apple beantragt, das Gericht möge dem Unternehmen Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche zusprechen sowie Strafantrag stellen. Außerdem fordert der Konzern einen Prozess durch eine Jury. Die Klage stellt Verstöße gegen den Defense of Trade Secret Act, dem California Uniform Trade Secret Act und Vertragsbrüche heraus.