
Ein aktueller Teardown der Google-App für Android gibt Hinweise darauf, dass der Konzern an einer speziell auf Kinder ausgelegten Version seiner KI Gemini arbeitet. Im Quellcode ist die Rede von „kid users“ und von „Geschichten ausdenken, Fragen stellen, Hilfe bei den Hausaufgaben erhalten und mehr“.
Für ein derartiges Projekt gibt es nicht einen guten Grund, da bleibt wirklich nur die Frage: Was zur Hölle, Google? In welchem Universum ist das eine gute Idee?
Gemini für Kinder: Dein Ernst, Google?
Wenn wir eins von den zahlreichen Social-Media-Plattformen gelernt haben, dann ist es doch das: Kindersicherungen und spezielle Schutzfunktionen funktionieren nicht. Es gibt genug findige Kinder, denen es gelingt, sie zu umgehen. Und – noch schlimmer – es gibt genug findige und definitiv nicht wohlgesonnene Erwachsene, denen es gelingt, gefährlichen oder zumindest nicht kinder- oder jugendgerechten Content einzuschleusen.
Und dann sind da ja auch noch die – nach wie vor – halluzinierenden künstlichen Intelligenzen. Wie hilfreich deren von Google angedachte „Hilfe bei den Hausaufgaben“ wirklich ist, erleben am Ende die Lehrer:innen, die den Kindern dann mühsam darlegen müssen, was Fakt und was Fiktion ist.
Erst mal bestehende Probleme lösen, anstatt neue zu schaffen
Versteht mich nicht falsch: Natürlich ist technologischer Fortschritt nicht aufzuhalten, natürlich sollte er sich auch in Schulen und Ausbildungsstätten niederschlagen. Und machen wir uns nichts vor – natürlich nutzen längst viele Kinder und Jugendliche ChatGPT, Gemini und Co., ganz ohne Kindersicherung und schlimmstenfalls ohne Wissen oder Einordnung der Eltern.
Natürlich ist es absolut sinnvoll, dass Dienste und Produkte kindgerecht aufbereitet werden. Aber seien wir ehrlich: Wir kriegen es aktuell doch nicht mal für uns selbst, für die Erwachsenen, vernünftig hin. „KI gone rogue“ sorgt immer wieder für Schlagzeilen – und der Ausgang ist schlimmstenfalls tödlich.
Wie vermessen muss man also sein, um nach alldem zu denken „Dieses Mal wird es bestimmt klappen“? Oder anders gefragt: Wie oft wollen wir noch dabei zuschauen – und zulassen –, wie Tech-Giganten denselben Fehler wieder und wieder machen? Aber vielleicht besinnt man sich bei Google ja auch noch – und legt das Projekt sang- und klanglos zu den Akten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.