Facebook: Interne Studie zeigt Schädlichkeit von Instagram

Facebook arbeitet an einer Instagram-Plattform für Unter-13-Jährige. Fachleute laufen dagegen Sturm.
(Foto: Roman Samborskyi/ Shutterstock.com)
Die Foto-zentrierte Social-Media-Plattform Instagram schadet großen Teilen ihrer Zielgruppe. Auf dieses Fazit kommt eine weitere Studie. Das Besondere: Ihre Ergebnisse waren Thema in einer internen Präsentation im Facebook-Konzern. Informanten spielten sie dem Wall Street Journal zu. Darin steht, dass besonders junge Frauen und Mädchen unter dem Druck leiden, dem sie durch Instagram ausgesetzt sind.
Ein Schwerpunkt lag auf Problemen der Selbstwahrnehmung. Jugendliche Mädchen seien zunehmend unglücklich mit ihrem Aussehen, weil es vermeintlich nicht dem Schönheitsideal entspricht. „Wir verschlimmern Körperwahrnehmungsprobleme bei drei von zehn Mädchen“, soll auf einer Präsentationsfolie gestanden haben. In Großbritannien führen 13 Prozent der befragten Jugendlichen mit Suizid-Gedanken diese auf Instagram zurück. In den USA sind es sechs Prozent. Teenager machen Instagram für die Zunahme von Angststörungen und Depressionen verantwortlich. Dennoch nutzen alleine in den USA 22 Millionen Jugendliche die App täglich. Bei Facebook sind es gerade mal fünf Millionen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Probleme ganz besonders stark auf Instagram auftreten. Bei Snapchat und Tiktok gehe es sehr viel weniger um Körper- und Lebensstil-Aspekte.
Prinzipiell sind die Facebook-Forscher jedoch zufrieden. Ihre Einschätzung lautet: „Instagram ist gut positioniert, um bei jungen Menschen anzukommen und dadurch zu profitieren. Sie weiterhin anzuziehen, ist ein Weg für Instagram, zu wachsen.“ Das soziale Medium macht über 100 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr, das entspricht dem kompletten Klimaschutz-Budget der EU. Zuletzt hatte Instagram-Chef Adam Mosseri noch behauptet, der Einfluss von Instagram auf das Wohlbefinden von Teenagern sei „sehr gering“.
Facebook gab eine Stellungnahme in Form eines Blogposts ab, in dem die Autorin versucht, die negativen mit positiven Faktoren aufzuwiegen. So würden 81 Prozent der Jugendlichen aussagen, dass sie sich durch soziale Medien stärker mit ihren Freunden verbunden fühlen. 26 Prozent gäben an, sich durch soziale Medien in ihrem Leben schlechter zu fühlen. Das Wall Steet Journal habe die veröffentlichten Daten in ein negatives Licht gerückt, heißt es. Das soziale Vergleichen oder Angststörungen gäbe es nun einmal in der Welt, folglich auch auf den sozialen Kanälen, schreibt die PR-Managerin von Instagram, Karina Newton. Die Forschung sei uneinheitlich in der Fragen, ob soziale Medien schlecht oder gut seien. Konkrete Zahlen zu ihrem Arbeitgeber bleiben außen vor. Stattdessen betont Newton, man arbeite an Mechanismen gegen Mobbing und negative soziale Vergleiche.
Der Artikel hat derweil in den USA für einige Furore gesorgt. Dort sind Eltern und Gesetzgeber momentan damit beschäftigt, Facebooks neues Projekt, Instagram für Kinder, aufzuhalten. Der Social-Media-Marktführer hält trotz massiven Widerstands unbeirrt an ihm fest. Nach den neusten Enthüllungen direkt aus dem Konzern sagte etwa Senator Richard Blumenthal aus Connecticut: Der Bericht zeige, dass Facebook seit Jahren von der schädlichen Wirkung von Instagram auf junge Menschen gewusst habe und dass die Warnungen der eigenen Mitarbeiter „zugunsten des Wachtsums beiseite geschoben wurden.“ Er sei entsetzt und alarmiert, dass Facebook auf der einen Seite Teenager mit gefährlichen Produkten anspreche und auf der anderen Seite die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die toxischen Wirkungen verheimliche.
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