Der Gender-Pay-Gap drückt aus, wie hoch die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen sind. Das Statistische Bundesamt misst diesen Wert seit Jahren. 2019 lag der unbereinigte Verdienstunterschied erstmals unter 20 Prozent. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap drückt den Unterschied im durchschnittlichen Stundenlohn von Männern und Frauen aus. Dadurch werden vor allem strukturelle Probleme deutlich – beispielsweise dass Frauen mehr Care-Arbeit leisten. Berufliche Care-Arbeit wie in der Kinderbetreuung oder Pflege wird grundsätzlich schlechter bezahlt, was ein Problem an sich ist. Auf der anderen Seite sind es aber auch vor allem Frauen, die zu Hause bleiben, um die Kinder zu betreuen oder Familienangehörige zu pflegen. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap liegt laut Statistischem Bundesamt aktuell bei 18 Prozent.
Der bereinigte Gender-Pay-Gap zeugt von der Ungleichheit in der Bezahlung von Männer und Frauen. Hier geht es um den Stundenlohn von Männern und Frauen mit gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit in der gleichen Branche. Dabei geht es weniger um strukturelle Probleme im System, sondern schlicht um Benachteiligung in der Bezahlung von Arbeitskraft. Der bereinigte Gender-Pay-Gap liegt bei sechs Prozent. Um das nochmal zu verdeutlichen: Eine Frau mit gleicher Qualifikation in derselben Branche verdient sechs Prozent weniger Gehalt als ein Mann – nur weil sie eine Frau ist. Denn das ist der einzige Unterschied zwischen den verglichenen Personen: ihr Geschlecht.
Frauen arbeiten seit dem 10. November unbezahlt
Der Gender-Pay-Gap ist der Grund, weshalb Frauen seit dem 10. November statistisch gesehen kostenlos arbeiten: Wird das Gehalt von Männern als 100 Prozent auf ein Jahr betrachtet, so arbeiten Frauen seit Mittwoch, ohne dafür bezahlt zu werden.
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Dazu gibt es auch den Equal-Pay-Day, den internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern. Dieser findet in Deutschland am 7. März statt. Auch hier wird der Bruttolohn von Männern als 100 Prozent über ein Jahr betrachtet und damit das Gehalt von Frauen gegengerechnet. Nächstes Jahr also erhalten Frauen statistisch gesehen im Vergleich zu Männern erst ab dem 7. März Geld für ihre Arbeit. Wer den Gender-Pay-Gap für den eigenen Beruf in der eigenen Branche mal sehen möchte, kann den Gehaltsrechner des Statistischen Bundesamtes mal ausprobieren. Bei Brand eins findet ihr eine interaktive Gender-Pay-Gap-Karte mit regionalen Unterschieden.
Am 7.März ist Equal Pay Day in Deutschland.
Da Männer wiederrum viel mehr Stunden arbeiten als Frauen, ist der 24.04. des Jahres der Equal-Work-Day.
(siehe statistisches Bundesamt, Gegenüberstellung der Jahresarbeitsstunden von Männern und Frauen)
Der Equal-Work-Day bezeichnet den Tag, an dem Frauen anfangen zu arbeiten, um bei einem normalen 8-Stunden-Tag zum Jahresende auf ihre Jahresarbeitsstunden zu kommen.
Das heißt, da die Frauen zu diesem Zeitpunkt bereits über einen Monat ihr Gehalt beziehen, ohne gearbeitet zu haben, stoßen sie vollkommen erholt zu ihren männlichen Kollegen, die bereits seit Jahresanfang arbeiten.
Hi John!
Die Stundenzahl hängt mit strukturellen Problemen in der Care-Arbeit zusammen. In vielen Fällen arbeiten Frauen weniger Stunden, weil:
– nach dem Kind ist die Betreuungssituation so mau, dass nur ein Elternteil wieder Vollzeit arbeiten gehen kann. Da der Mann mehr verdient, geht die Frau in Teilzeit. Das ist keine Frage des Wollens, sondern finanziell erzwungen.
– irgendjemand in der Familie gepflegt werden muss. Das machen in der Regel auch Frauen. Wenn eine Frau aber ihren oder den Papa des Partners pflegen muss, kann sie auch nicht mehr Vollzeit arbeiten.
– es in der Firma nicht genügend Flexibilität gibt, um Care-Arbeit und einen Vollzeitjob unter den Hut zu kriegen. Wenn die Arbeitszeiten eben festgelegt sind und sich mit der Pflege oder der Betreuung beißen, dann geht das eben und nicht und auch da ist Teilzeit oder gar nicht arbeiten keine wirkliche Entscheidung.
Auf der anderen Seite werden Männer immer noch geshamed, wenn sie Elternzeit nehmen, siehe sowas fetziges hier: https://t3n.de/news/palantir-gruender-vaeter-elternzeit-loser-1422113/
Natürlich gibt’s Frauen, die sich bewusst entscheiden, weniger zu arbeiten. (Genauso wie es Männer gibt, die sich das mehr wünschen würden, aber es gerade einfach nicht können – weil die Frau eben keinen gleichwertigen Lohn erhält und das also finanziell einfach nicht drin ist.)
Der Großteil ist aber einfach strukturell bedingt und keine freie Entscheidung. Wenn wir anerkennen, dass es da strukturelle Benachteiligungen und Probleme gibt, dann hilft das nicht nur Frauen, sondern bietet auch Männern deutlich mehr Entscheidungsfreiheit. :)