General Motors gibt Robotaxidienst Cruise auf: Was der Hersteller stattdessen vorhat

Bald ein Bild aus vergangenen Tagen: Cruise stellt Robotaxidienst ein. (Foto: Michael Vi / Shutterstock)
General Motors (GM), der größte US-Autobauer mit einem führenden Marktanteil von rund 17 Prozent und einem Jahresumsatz von über 170 Milliarden US-Dollar, hat angekündigt, die weitere Finanzierung des Robotaxisausbaus seiner Beteiligung Cruise einzustellen. GM verfügt bereits über 90 Prozent der Anteile an Cruise und will nun die restlichen 10 Prozent dazukaufen.
GM übernimmt Cruise zu 100 Prozent und strukturiert es neu
Nach der vollständigen Übernahme soll eine „Umstrukturierung und Neuausrichtung“ des dann einstigen Robotaxidienstes Cruise stattfinden, die bereits in der ersten Jahreshälfte 2025 abgeschlossen sein soll. So will GM jährlich mehr als eine Milliarde Dollar einsparen.
Geplant ist, die technischen Teams von Cruise und GM zu fusionieren, damit sie sich auf den Ausbau des autonomen Fahrens für Pkw konzentrieren können. So will sich GM gegen die stärker werdenden Bemühungen des Wettbewerbs, autonomes Fahren in deren Elektroautos voranzutreiben, aufstellen. Immerhin haben die Techniker:innen von Cruise auf diesem Segment ein erhebliches Know-how.
GM verspricht sich neben der Kosteneinsparung mehr Schwung in die Entwicklung fahrerloser Autos und Fahrerassistenzsysteme geben zu können. Zwar trifft die Ankündigung des Schritts die Cruise-Belegschaft unvorbereitet, wirklich überraschen kann er indes nicht.
So geriet Cruise ins Straucheln
Nachdem ein Cruise-Robotaxi im Oktober 2023 einen Fußgänger angefahren hatte, war das Unternehmen ins Straucheln geraten. So hatten die kalifornischen Behörden die autonomen Taxis monatelang von den Straßen verbannt.
Cruise führte danach eine Umstrukturierung des Unternehmens durch, die Entlassungen und den Abschied des bisherigen Chefs Kyle Vogt nach sich zog. Zudem stellte Cruise freiwillig die Tests in anderen Bundesstaaten ein und legte die Pläne für sein Shuttle-ähnliches Origin-Robotaxi auf Eis.
Im Juli 2024 wurde Marc Whitten zum neuen CEO ernannt. Whitten hat bereits etliche Führungspositionen bei Technologieunternehmen bekleidet. So war er bei Microsoft etwa Gründungsmitglied des Xbox-Teams. Bei Sonos arbeitete er als Chef-Produktentwickler und bei Amazon leitete er als Vice President Projekte wie Fire TV und Kindle.
Im November 2024 musste Cruise zugeben, einen falschen Unfallbericht zu dem genannten Fußgängervorfall eingereicht zu haben. Das Unternehmen wollte damit die Sicherheitsuntersuchung der Bundesbehörden beeinflussen. Mit der Zahlung einer Strafe von einer halben Million Dollar war es Cruise gelungen, die Strafverfolgung zumindest aufzuschieben.
Kosteneinsparung wohl primäres Ziel
Mehr als ein Jahr nach dem Vorfall steckt Cruise noch immer in Schwierigkeiten und muss zusehen, wie Hauptkonkurrent Waymo davonzieht. Es ist daher für GM eine rein wirtschaftliche Zwangsläufigkeit, über die Fortführung der Bemühungen in diesem sich schnell verändernden Markt nachzudenken.
Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass sich der Gesamtmarkt für Elektrofahrzeuge zunehmend abschwächt und so GM zusätzlich unter finanziellen Druck setzt, dürfte es dem Unternehmen primär um Kostensenkung gehen. Dass auf diese Weise ein bisher auf Robotaxis verwendetes Know-how für die Produktion von Privat- und Firmenfahrzeugen frei wird, wird eher ein interessanter Nebeneffekt sein.
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