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Interview

Wie wird generative KI auf Publisher wirken? Taboola-CEO Adam Singolda gibt einen Ausblick

Wie wird künstliche Intelligenz unsere Zukunft verändern? Laut Taboola-Chef Adam Singolda nur zum Positiven – sofern wir lernen, mit ihr umzugehen.

5 Min.
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Adam Singolda hat Taboola vor über 15 Jahren gegründet und ist noch immer CEO des Unternehmens. (Foto: picture alliance / Charles Sykes/Invision/AP | Charles Sykes)

Künstliche Intelligenz ist branchenübergreifend Trend-Thema: Auch Taboola-CEO Adam Singolda setzt sich damit intensiv auseinander. Taboola ist ein Werbe-Unternehmen, das Werbung auf die Websites von Publishern bringt. Sie bieten außerdem individuelle Lösungen für die Publisher an und arbeiteten unter anderem mit Ströer und Yahoo.

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t3n: Glauben Sie, dass Menschen wegen KI ihren Job verlieren werden?
Adam Singolda: Ich glaube, niemand wird deshalb seinen Job verlieren. Vielmehr werden neue Chancen generiert: KI gibt uns die Möglichkeit, unsere Zeit für die Dinge zu nutzen, die nur wir Menschen machen können. Ich glaube, die Angst vor Veränderung besteht immer. Aber wenn wir mit Technologien umzugehen lernen, können wir unsere Zeit auf eine bessere Art und Weise nutzen. Ich glaube auch, dass generative KI niemals Journalist:innen ersetzen wird, da wir menschliche Vielfalt für die Themenauswahl brauchen. Außerdem werden Maschinen kein Vertrauen bei Leser:innen aufbauen können. Das gilt auch für die Moderation von Content: Dafür brauchen wir Menschen, weil sie ein Gefühl dafür haben, was bestimmte Inhalte in Zukunft bewirken könnten. Maschinen hingegen sind gut darin, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Wenn etwas bereits einmal passiert ist, kann es auch wieder passieren. Menschen können hingegen sagen: Es fühlt sich falsch an – ich glaube, die gefühlte Perspektive wird nicht an Relevanz verlieren. Das zeigt sich auch bei Unternehmen: Ihre größten Innovationen entstehen dank Menschen. Insgesamt glaube ich, wir werden uns dank KI in Zukunft mehr auf die Dinge konzentrieren, die eine größere Bedeutung für uns haben.

t3n: Sie haben mal einen Artikel darüber geschrieben, dass es für sie in Ordnung ist, wenn ihre Kinder KI nutzen – es komme nur darauf an, die KI mit guten statt mit bösen Daten zu trainieren. Was sind für sie gute und böse Daten?
Ich liebe ja Stars Wars, und damit auch die Idee von einem C-3PO in meinem Haus, mit dem ich sprechen und interagieren kann. Für mich wäre es okay, wenn meine Kinder mit einer generativen KI sprechen, die gut ist, etwa mit einem freundlichen Roboter – der wäre mir lieber in meinem Haus, als wenn meine Kinder bei Tiktok sind. Die Maschinen müssen aber mit diversen Inhalten trainiert sein. Ich sehe es da wie die Computerwissenschaft, die, vereinfacht gesagt, sagt: Gibst du Müll hinein, kommt Müll heraus. Die größte Frage ist damit: Wie fütterst du das Biest? Dafür brauchen wir Content von High-Quality-Publishern, die erfolgreich sind. Wenn wir diese nicht haben, ist das, womit das Biest gefüttert wird, nicht gut genug, nicht divers genug, nicht tiefgründig genug, und wir werden eine Menge Müll erhalten, der dabei herauskommt.

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t3n: Was sind denn für Sie hochwertige Publisher? Welche Standards legen Sie da an?
Wenn ich „hochwertig“ sage, geht es mir nicht um die Größe der Publisher – ich denke, es ist nicht ausschlaggebend, nur mit großen Publisher zusammenzuarbeiten. Es geht darum, dass Publisher eine individuelle Rolle einnehmen, dass sie authentische und inspirierende Inhalte erstellen können und Leser:innen neue Sichtweisen vermitteln. Qualität bedeutet für mich, dass die Inhalte auf eine Art und Weise moderiert werden, sodass sie sicher und divers sind. Dazu sollten natürlich auch keine Fake News oder Hass verbreitet werden. Wichtig ist auch, dass es mehr als zwei große Publisher auf dem Markt gibt. In so einer Welt würde ich nicht leben wollen.

t3n: Was sind denn genau „böse“ Daten?
Wenn sie Hass- oder Fake-Meldungen enthalten. Ich glaube, alles, was Nutzer:innen Schaden zufügen könnte, ist schlecht. Genauso wie fehlende Vielfalt immer schlecht ist. Ich liebe beispielsweise die New York Times, aber ich würde eine Welt nicht gutheißen, in der sie der einzige Publisher ist. Vielfalt bringt für jeden Chancen, sie ermöglicht Kreativität und schafft Räume, neue Dinge zu tun.

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t3n: Wie stellen Sie bei Taboola sicher, mit guten Daten zu arbeiten?
Wir arbeiten mit herausragenden Publishern zusammen, die unsere Werte teilen – mit mehr als 10.000 Publishern auf der ganzen Welt. Deren Redaktionen wachen morgens mit dem Ziel auf, guten Content zu kreieren. Denn das Problem mit schlechten Daten ist, dass Menschen für diese verantwortlich sind, da sie diese erstellt haben. Und um ein menschliches Problem zu lösen, glaube ich, brauchen wir ebenfalls Menschen. Wir achten außerdem darauf, dass wir in unseren Entscheidungen, welche Inhalte wir teilen und wie wir diese moderieren, konstant bleiben. Statt aus der Situation heraus auf Inhalte zu reagieren, halten wir uns an unsere Policy. Diese steht auf unserer Website, damit jeder sie einsehen kann und wir so für Transparenz sorgen. So können sich auch Menschen melden, denen etwas an den Richtlinien fehlt oder die Teile davon für falsch halten. Ein Beispiel: Während der Corona-Pandemie gab es Inhalte, in denen es hieß, dass eine bestimmte Maske die richtige sei, um Viren abzuhalten – das war allerdings falsch. Bloß war das Thema so neu, dass wir erst noch darauf reagieren mussten. Wir haben dann unsere Policy angepasst: dahingehend, dass solche Inhalte nicht erlaubt sind.

t3n: Was sind die Grenzen dieser Policy? Wenn etwa ein Corona-Leugner sagt, Inhalte seien falsch, weil er an Fake News glaubt – was passiert in solchen Fällen?
Wenn es andere Meinungen gibt, ist das okay. Die Ausgangsfrage ist immer, ob jemand, wenn er eine Entscheidung auf Basis dieser Information trifft, dadurch verletzt werden könnte. Es geht um den Call-to-Action, an dem wir uns orientieren, um Grenzen zu setzen.

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t3n: Taboola hat Mitarbeitende, die manuell die Ads checken – haben sie dabei auch Unterstützung durch KI?
Ja, sie nutzen KI, um auf bisherige Entscheidungen zu blicken und daraus Einordnungen für die Zukunft abzuleiten.

t3n: Wann kommt KI an ihre Grenzen?
Ich glaube, bei allem, was wir noch nicht gesehen haben, was noch nie vorher dagewesen ist. KI ist sehr gut darin, die Vergangenheit zu analysieren. Die Vergangenheit lässt sich einordnen, die Zukunft hingegen ist ungewiss. Beim Blick in die Zukunft kommt KI daher an ihre Grenzen. Wenn etwas neu ist, ist es schwer, dafür Erwartungen abzugeben, weil es ja vorher noch nie passiert ist.

t3n: Abschließende Frage: Wie schauen Sie in die Zukunft?
Ich glaube, insgesamt ist es eine gute Entwicklung. KI kann Unternehmen und Menschen dabei helfen, besser zu werden. Wir müssen jetzt nur lernen, damit umzugehen. Es ist eine sehr beeindruckende Angelegenheit, weil wir damit eine sehr komplexe Welt etwas einfacher machen können. Ich bin ein positiver Mensch. Wir sollten daran denken, warum wir auf diesem Planeten sind. Wir sind nicht nur hier, um morgens aufzuwachen und zu warten, dass der Tag vorübergeht. All diese Tools geben uns vielleicht mehr denn je die Möglichkeit, das zu tun, was mein Vater stets sagt: sehr glücklich zu sein, wenn wir etwas kreieren können. Wir müssen nur sicher sein, dass wir dabei keine bösartigen Ergebnisse erwirken.

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