Das sind die innovativsten Unternehmen der Welt
Deutschland scheint „back in the game“: Im jährlichen Innovationsranking der Boston Consulting Group (BCG) haben neun deutsche Firmen erstmals den Sprung unter die weltweit 50 innovativsten Unternehmen geschafft, meldet die Strategieberatung.
„Deutsche Unternehmen erfinden Prozesse neu und bauen Partnerökosysteme auf.“
Die innovativste deutsche Firma sei der Sportartikelkonzern Adidas, der es auf Rang zehn des Rankings geschafft hat. Den Spitzenplatz hat zum ersten Mal der Google-Mutterkonzern Alphabet erobert, während Technologie-Wettbewerber Apple als bisheriger Seriensieger auf den dritten Platz hinter Online-Händler Amazon gerutscht ist.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „The Most Innovative Companies 2019 – The Rise of AI, Platforms, and Ecosystems“, für die die BCG weltweit über 2.500 Topmanager nach ihrer Wahrnehmung in Sachen Innovation befragt und Kennzahlen der Unternehmen analysiert hat.
Deutsche Unternehmen hätten verstanden, dass im digitalen Zeitalter echte Innovation weit über inkrementelle Verbesserungen am Produkt hinausgehe. Dies spiegele sich auch im diesjährigen Innovationsranking wieder. Die Unternehmen würden „inkrementelle und disruptive Ideen fördern“ – aber sie würden „nicht nur an neuen Produkten arbeiten, sondern auch an neuen Dienstleistungen und Kundenschnittstellen“, sagt Carsten Kratz, Chairman der BCG für Deutschland und Österreich: Deutsche Unternehmen würden Prozesse neu erfinden und Partnerökosysteme aufbauen.
USA und Deutschland an der Spitze
Gegenüber dem Vorjahr haben sich viele deutsche Unternehmen im Innovationsranking „deutlich verbessert“, ist in der Studie zu lesen. Mit neun Firmen ist die Bundesrepublik nach den USA am zweitstärksten in den Top 50 vertreten. Nach Sportartikelhersteller Adidas, der um 25 Plätze zugelegt hat, haben zwei weitere Konzerne aus Deutschland den Sprung in die Top 20 geschafft: Der Chemiekonzern BASF hat sich von Rang 23 auf 12 hochgearbeitet, der Technologiekonzern Siemens von Rang 21 auf 16.
Darüber hinaus sind der Chemie- und Pharmakonzern Bayer (24), das Versicherungsunternehmen Allianz (26), der Autohersteller BMW (27), die Softwarefirma SAP (28) sowie die beiden Autobauer Volkswagen (38) und Daimler (47) unter den 50 innovativsten Unternehmen platziert.
Dass so viele deutsche Vertreter so weit vorne sind, bestätige den Trend der vergangenen Jahre, schreiben die Studienautoren. „Deutsche Unternehmen profitieren von ihrer starken globalen Präsenz sowie ihrer installierten Basis an Geräten, Maschinen und Anlagen. Die gigantischen Mengen an Maschinendaten aus dem laufenden Betrieb werden zunehmend konsequent genutzt und verschaffen den deutschen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil“, schätzt Kratz die Lage ein.
Mangel an digitalen Innovationsprojekten
Ein „gespaltenes Bild“ zeige sich allerdings dann in Deutschland, wenn es um die Bewertung der eigenen Unternehmen gehe. Zwar haben 84 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte Innovation eine hohe Bedeutung in ihren Unternehmen eingeräumt, doch setzen offensichtlich nur wenige Firmen bisher digitale Innovationsprojekte um.
So bauen nur jeweils etwa ein Fünftel der Unternehmen auf Plattformökosysteme, Datenanalyse oder digitales Design. Das sind im Schnitt fast elf Prozentpunkte weniger als im globalen Vergleich. Beim Thema Künstliche Intelligenz sehen sich zwar ein Viertel der Befragten als Vorreiter, jedoch auch fast ein Fünftel als Nachzügler.
„Die starke Präsenz deutscher Unternehmen in den Top 50 zeigt, dass es hierzulande immer mehr Unternehmen schaffen, sich zu Innovationsführern zu entwickeln. Gleichzeitig ergibt die Selbsteinschätzung der Unternehmen, dass es in der Breite noch Aufholbedarf hinsichtlich der Innovationskraft gibt“, sagt Florian Grassl, Partner bei BCG und Ko-Autor der Studie.
Arbeit mit Inkubatoren beliebt
Insgesamt machen die Digitalkonzerne aus den USA die Spitzenplätze im Ranking unter sich aus. Hinter Alphabet folgen mit Amazon, Apple und Microsoft weitere amerikanische Tech-Konzerne. Führende Unternehmen setzen dabei immer stärker auf Partnerschaften. Drei von vier dieser Firmen arbeiten im Innovationsprozess mit Inkubatoren, während mehr als vier Fünftel Partnerschaften mit Wissenschaft und anderen Unternehmen nutzen.
Die Fähigkeit, funktionierende und nachhaltige Partnerschaften aufzubauen, sei eine wesentliche Voraussetzung für digitale Innovationen, sagt Kratz: „Auch in Deutschland denken vor allem die Vorreiter zunehmend in Plattformen, das sehen wir zum Beispiel an der Autoindustrie. Dabei geht es nicht allein um geringere Entwicklungskosten. Vielmehr entsteht aus der Kombination unterschiedlicher Fähigkeiten und Positionen ein größerer Mehrwert für den Kunden – und damit ein erheblicher Vorteil im Wettbewerb.“