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Kolumne

Das ist die größte Frage deines Berufslebens

Wofür willst du stehen? Diese Frage müssen Menschen sich immer wieder selbst beantworten. Anderer Leute Probleme zu lösen, macht stolz. Aber es schafft neue. Und zwar bei dir.

5 Min.
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Wofür man stehen möchte, ist eine der wichtigsten beruflichen Fragen, die es für sich zu beantworten gilt. (Foto: fizkes/Shutterstock)

Neulich habe ich mich vertan. Ich schrieb einer Beraterin, die ich für die perfekte Expertin für ein Thema hielt, eine Nachricht. Sie war die falsche und schrieb mir das auch direkt sehr nett zurück. Dann ergänzte sie noch in einem Satz, was sie eigentlich macht und im nächsten, dass sie sehr gern mit mir sprechen würde – aber über ihr Thema, nicht über meins.

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Ich war begeistert. Genau das brauche ich von den Menschen: schnelle, nützliche Antworten, gleichzeitig nett und ehrlich. Sie hat sie eine ganz entscheidende Sache richtig gemacht: Sie hatte ihren Fokus auf ihr Thema gesetzt.

Mit ihrer Entscheidung verzichtete sie auf zwei Dinge: die Reichweite, die eine Zusammenarbeit mit mir ihr gegeben hätte. Und: mein Problem für mich zu lösen. Beides wäre vielleicht kurzfristig schön für sie gewesen (und für mich erst!), hätte langfristig aber ein Problem erzeugt. Denn sie wäre dann bekannter geworden – aber für etwas, das nicht im Fokus ihrer Arbeit steht.

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Alle brauchen etwas

Es ist schön, anderen Menschen zu helfen. Ich habe in meinem Berufsleben gern Feuerwehr gespielt, Lücken gefüllt, Antworten gefunden – ausgeholfen, wo Not bestand. Und ich war immer sehr stolz auf mich. Aber Tatsache ist: So lange ich das getan habe, habe ich mich nicht auf ein Thema festlegen können. Ich hatte keinen Schwerpunkt. Ich stand für nichts. Und für nichts stehen kostet Geld und ist ausgesprochen anstrengend.

Sprechen wir heutzutage von Fokus, dann meinen wir damit meist Konzentration in einer Situation. Wir meinen damit, dass wir uns nicht ablenken lassen wollen. Aber Fokus ist mehr, Fokus hat eigentlich eine sehr große Dimension. Fokus bedeutet auch, zu entscheiden, was wir im Leben machen wollen – und andere Dinge auch mal nicht zu tun.

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Das erzeugt Konflikte. Gar nicht unbedingt große Streits. Aber wer sich auf einzelne Bereiche fokussiert, der sagt in anderen öfter Nein. Und das muss man erst einmal über sich bringen, was gar nicht so leicht ist.

Mir begegnet dieses Phänomen alle paar Wochen. Mal passiert es mir selbst, mal höre ich es von anderen. Gerade Menschen, die gerade in die Selbstständigkeit starten, trifft es. Oder Menschen, die in großen Konzernen starren Regeln unterworfen sind, bei maximal flexiblen Arbeitsverträgen.

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Wir müssen es lernen, wir müssen es uns angewöhnen und wir brauchen die Erfahrung, dass es okay ist, Nein zu sagen. Da passiert nichts Schlimmes.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Kompetenz

Das kann für manche Menschen die Gestaltung der eigenen Karriere schwierig machen. Durchsetzungsfähigkeit wird zwar viel gelobt – ist aber tatsächlich kein notwendiges Kriterium für Brillanz. Das birgt das Risiko, dass sehr gute Leute, die weniger durchsetzungsfähig sind, auf Karrierepfaden landen, die für sie nicht passen. Und auf denen sie deshalb versagen müssen. Hier geht es also um Kompetenzen:

  • Worin bist du gut?
  • Worin möchtest du gut sein?
  • Was willst du machen?
  • Und: Wofür willst du stehen?

Letzteres ist die wichtigste Frage deines Berufslebens: Wofür willst du stehen? Tust du immer wieder Dinge, die du eigentlich nicht tun willst, dann wirst du deinen guten Ruf in diese Richtung verschieben. Die Menschen werden es lieben! Du bist dann die Person, die richtig super ist in etwas, das sonst niemand machen wollte. Da spricht grundsätzlich nichts gegen – es sei denn, du selbst wolltest es auch nicht machen. Dann spricht ungefähr alles dagegen.

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Du kannst die Lage retten – aber du musst nicht

Und natürlich ist es gut, wenn die Arbeit geschafft wird. Es tut auch gut, die Person zu sein, die Dinge schafft, die einspringt, die die Lage rettet. So viel Lob, so viel Dank, das fühlt sich gut an. Bitte nicht falsch verstehen: Ein gewisses Maß an Flexibilität und Leistungsbereitschaft ist wichtig. Ohne würde nichts in unserer VUCA-Welt funktionieren. Doch wer sein Berufsleben strategisch plant, der muss den Pfad voraussehen, auf den er sich gerade begeben hat: Ist dies wirklich der Weg, den du gehen willst?

Gerade unter Selbstständigen und Freiberuflern erlebe ich momentan sehr oft, dass die Anforderungen verschärft werden. Das Gleiche gilt für jene Mitarbeitenden, die als besonders pflichtbewusst, zuverlässig und flexibel gelten. Sie sollen auffangen, was an anderer Stelle verbockt wurde. Was hier passiert: Unternehmen fehlen die Fachleute für ihre Projekte. Einer der häufig zitierten Sätze in meinem Freundeskreis: „Sie haben neue Leute eingestellt, aber denen fehlt die Erfahrung.“ Dicht gefolgt von: „…und die wollen auch ihre Schwerpunkte anders setzen. Und ich soll das jetzt auffangen.“

Was musst du?

Tja nun. Das ist natürlich ärgerlich. Hier ist ein Fehler bei der Personalplanung passiert. Es wurden Menschen eingestellt, die Bock auf Arbeit haben – nur halt nicht auf die Arbeit, die sie machen sollen.

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Das heißt aber nicht automatisch, dass die Pflichtbewusst-Flexibel-Zuverlässigen die Lücke füllen müssen. Wir leben in einer seltsam luxuriösen Zeit des Mangels: Es sind Aufträge da, es ist Arbeit da, es ist sehr oft Budget da. Alle wollen wachsen, aber kaum jemand hat noch die Leute, um das wirklich zu tun. Eigentlich ist das eine schöne Situation: Wir haben mehr Wahlfreiheit und mehr Verhandlungsmacht. Es führt aber auch zu zwischenmenschlicher Unsicherheit: Sollte ich dem Wunsch nachgeben, wenn die Zusammenarbeit immer so gut war, ich aber in einen völlig neuen Bereich rein muss?

Diese Entscheidung muss jede:r für sich treffen. Eine neue Richtung kann beleben, sie kann das Berufsleben in eine Richtung schieben, in der wir ganz neue Kreativität entdecken. Sie kann aber auch auf einen Pfad führen, auf den du nicht willst. Wenn du weißt, wofür du stehst, dann merkst du das schnell und kannst gegensteuern. Also finde das heraus. Du kannst dich jederzeit umentscheiden, aber eine grobe Idee von dir selbst solltest du haben.

Die Beraterin, von der ich eingangs erzählt habe, landete nach ihrer Absage sofort in meiner Ideensammlung. Der Fehler hatte schließlich bei mir gelegen: Ich hatte nicht gut genug hingeschaut, wo ihr Schwerpunkt wirklich liegt. Und es war nicht ihre Aufgabe, mein Problem zu lösen. Demnächst kontaktiere ich sie wieder für einen Artikel – diesmal aber zu ihrem Thema. Denn mit ehrlichen, pragmatischen und fokussierten Menschen arbeite ich wirklich gern.

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Dein t3n-Team

Bernd Colve

Dies ist ein wirklich wichtiger Hinweis,
er erinnert mich an meine selbst erlebten beruflichen Situationen.
Das sollte jeder Berufsanfänger wissen.

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