Das deutsche Startup Auto1, das unter anderem das Portal Wirkaufendeinauto.de betreibt, ist am Donnerstag erfolgreich an der Börse gestartet. Der Ausgabepreis lag letztlich am oberen Ende der Preisspanne, nämlich bei 38 Euro. Damit betrug das Emissionsvolumen rund 1,8 Milliarden Euro. Nach dem Start an der Frankfurter Börse schoss die Auto1-Aktie auf 55 Euro – ein Plus von 45 Prozent. Im Laufe des Vormittags ist der Kurs der Aktie leicht zurückgegangen.
Fulminanter IPO macht Gründer zu Milliardären
Der fulminante Börsenstart hat die Gründer des Online-Gebrauchtwagenhändlers, Hakan Koç und Christian Bertermann, beide noch keine 40 Jahre alt, auf einen Schlag zu Milliardären gemacht. Denn Auto1 wird aktuell mit knapp zwölf Milliarden Euro bewertet. Koç und Bertermann halten über ihre Firmen HKVV und BM Digital laut Manager-Magazin nach dem IPO jeweils rund ein Achtel an der Auto1-Group. Schon im Vorfeld galt das 2012 gegründete Auto1 lange als eines der wenigen Einhörner im deutschen Startup-Sektor, war also ein nicht an der Börse notiertes Unternehmen mit Milliardenbewertung.
Die vergleichsweise hohen Anteile der Gründer an Auto1 sind für den Tech-Sektor dem Manager-Magazin zufolge ein Novum – zumindest in diesem Preissektor. Bei den in den vergangenen Jahren an der Börse gestarteten großen deutschen Tech-Firmen wie Zalando, Delivery Hero oder Hellofresh hielten die Gründer nur geringe Anteile. Grund: Die rigide Finanzierungspraxis des Startup-Inkubators Rocket Internet, der praktisch alle großen Tech-Startup finanziert hatte. Hellofresh-CEO Dominik Richter etwa hielt vor dem IPO nur noch rund zwei Prozent der Anteile.
Auto1 bekommt 1 Milliarde Euro für den Ausbau
Auto1 war einen anderen Weg gegangen, ließ sich in der Startphase von Investoren wie Cherry Ventures finanzieren. Diese sollen dabei weniger Anteile an dem Unternehmen für sich beansprucht haben. Auch der japanische Technologieinvestor Softbank ist seit zwei Jahren an Bord. Auch für Softbank dürfte sich der Börsengang gelohnt haben, schließlich war Auto1 zum Zeitpunkts des Einstiegs des japanischen Unternehmens noch 2,9 Milliarden Euro wert. Eine Milliarde Euro aus dem Börsengang fließt übrigens Auto1 direkt zu. Damit soll weiteres Wachstum finanziert werden.
Mit dem Emissionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro ist der Auto1-IPO übrigens der größte Börsengang seit dem Teamviewer-Börsengang im Herbst 2019. Der schwäbische Softwarehersteller hatte damals 2,2 Milliarden Euro erlöst. Auto1 ist der erste Börsenneuling dieses Jahres in Deutschland. Dass der Börsengang lange der größte bleibt, ist aber unwahrscheinlich. Schon im März will Vodafone seine Funkmastentochter Vantage an die Börse bringen. Das Unternehmen könnte mit bis zu 18 Milliarden Euro bewertet werden.