Wie werde ich zu einem guten Podcast-Host? 3 Tipps für ein sicheres Auftreten
Der Markt professionalisiere sich derzeit sehr schnell, sagt Vreni Frost, ehemals Bloggerin und heute gelernte Synchronsprecherin sowie Podcasterin. Wer einen Podcast starten will, könne aber nicht einfach „drauflos labern“. Um ein Publikum zu gewinnen und sich von der Konkurrenz abzuheben, brauchen Moderator:innen neben einer guten Stimme und Sprechtechnik auch konzeptionelle Kompetenzen, die Fähigkeit, ein Gespräch gut lenken zu können, und eine „Host-Persönlichkeit“.
Was also macht gute Podcastsprecher:innen aus? Was müssen sie an Fähigkeiten und Eigenschaften mitbringen? Und was davon kann man sich selbst beibringen und antrainieren?
Tipp 1: Sprechtechnik
Wer als Podcaster:in überzeugen will, sollte möglichst lebendig sprechen. Nicole Krieger, Leiterin der Moderatorenschule Baden-Württemberg, empfiehlt Füllwörter wie ähm, äh, hm zu vermeiden. Sie sind Glaubwürdigkeitskiller. Sie verwirren die Zuhörer und unterbrechen den Redefluss. Einen allgemeinen Trick, um sie loszuwerden, gibt es allerdings nicht, erklärt die Expertin. Sprechen sei immer sehr individuell. In ihren Seminaren achte sie immer darauf, woher das Ähm eigentlich kommt. Meistens sei es nämlich keine Angewohnheit, sondern ein Symptom dafür, dass sich die Person beim Sprechen vor Publikum unsicher fühle. Das Wichtigste sei daher, dass sich der Sprecher beziehungsweise die Sprecherin möglichst wohl in der Aufnahme fühle. Ein effektiver Weg herauszufinden, wann du welche Füllwörter nutzt, ist, dich selbst aufzunehmen. Notiere dir, welche Füllwörter du wann verwendest. So kannst du nach und nach lernen, anstelle der Fülllaute eine Sprechpause einzulegen.
Vreni Frost gibt außerdem noch den Tipp: Pausen aushalten! Menschen tendieren dazu, jede Gesprächspause sofort füllen zu wollen, weil es sich irgendwie unangenehm anfühle. „Manchmal verpasst man dadurch aber tolle Gedanken oder spannende Antworten der Gäste. Deshalb: lieber einen Tick länger warten, ob da noch was kommt, auch wenn es schwerfällt.“
Tipp 2: Konzeptionelle Fähigkeiten
Eines der beliebtesten Podcast-Formate ist das Interview. Wer ein gutes Podcast-Interview führen will, muss die Kunst der Gesprächsführung beherrschen.
Was heißt das konkret? Für Krieger müssen Interviewer:innen in erster Linie auch gute Zuhörer:innen sein: „Du musst verstehen, was der andere sagt, und jederzeit bereit sein, von der Frageliste abzuweichen.“ Zum allgemeinen Handwerkszeug gehöre zudem, die unterschiedlichen Fragearten und -techniken zu beherrschen. Den Gesprächspartner:innen brisante oder neue Informationen zu entlocken, erfordere etwa eine investigative Fragetechnik.
Wer möglichst emotionale Interviews führen will, muss in allererster Linie gut beobachten und persönliche Fragen stellen. Zugegeben: Das ist in Remote-Podcast-Aufnahmen, bei denen sich die Gesprächspartner:innen nicht direkt gegenübersitzen, eine Herausforderung. Deshalb empfiehlt es sich, jede Remote-Produktion mit einer Videoübertragung durchzuführen, nicht rein audiobasiert. Auf diese Weise lassen sich Mimik und Gestik der Gäste besser interpretieren. Bemerkst du im Gesicht deiner Gesprächspartner:innen ein Strahlen oder sogar Traurigkeit, solltest du in jedem Fall nachfragen. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass dich das stark bewegt, was macht das mit dir?“
Der Meister der persönlichen Fragestellung ist vielleicht Matze Hielscher. In seinem Podcast „Hotel Matze“ macht er Emotionen perfekt sicht- beziehungsweise hörbar. Er befragt seine Gäste nach dem persönlichen Erleben und der persönlichen Betroffenheit. Vor allem deswegen sind die Interviews häufig sehr emotional und persönlich.
Tipp 3: Persönlichkeit
Neben der Sprechtechnik und den konzeptionellen Kompetenzen gibt es einen wichtigen dritten Punkt, den jeder Podcast-Host trainieren sollte – speziell in Interviewsituationen: Sei ein:e gute:r Gastgeber:in!
Wenn du jemanden in deinen Podcast einlädst, verhalte dich so, als wenn du Freunde empfängst. „Privat würdest du dich auch nicht den ganzen Abend in den Mittelpunkt stellen, ohne dich um deine Gäste zu kümmern. Du möchtest ja, dass die Leute gerne wiederkommen“, sagt Krieger.
Beispiele für hervorragende Gastgeber sind Jochen Wegner und Christoph Amend im „Alles Gesagt“-Podcast. Selbst wenn sie ihre Gäste fast neun Stunden am Stück interviewen, tun sie alles dafür, dass sich die Interviewpartner:innen wohlfühlen. Dazu gehört etwa, dass die beiden Moderatoren Essen vom Lieblingsitaliener des Gastes bestellen und während der Aufnahme gemeinsam speisen. Mit anderen Worten: Wem es gelingt, den Interviewraum (ob real oder virtuell) zum Wohnzimmer zu machen, schafft eine entspannte Interview-Atmosphäre.
Die Rolle als Gastgeber:in beginnt übrigens schon vor der eigentlichen Aufnahme, erklärt Vreni Frost. Ein gutes Interview erfordere immer ein Vorgespräch. So bekommst du schon vorab ein Gefühl dafür, wie der jeweilige Gast drauf ist, und baust Vertrauen auf.
Die Stimme
Neben diesen drei Tipps hilft es einem Podcast, wenn die:der Sprecher:in eine angenehm klingende Stimme hat und gut zu verstehen ist. Für Podcast-Neulinge bietet sich in diesem Zusammenhang eine Stimmanalyse an. „Texte laut vorzulesen, hilft ganz fantastisch. Wenn du dich zusätzlich auch noch mit dem Handy aufnimmst und es dir anhörst, ist das ein wahnsinniger Lerneffekt“, versichert Vreni Frost. Was du darüber hinaus beachten kannst, um deine Stimme zu deiner Stärke zu machen, erfährst du hier.
Natürlich machen euch diese Tipps nicht sofort zu einem Joe Rogan. Es gehört enorm viel Training zu jedem Punkt und manchmal muss man auf professionelle Hilfe von außen zurückgreifen. Das hilft, die Fehler zu verstehen und aus ihnen zu lernen. Mit jeder Aufnahme und jedem Training wirst du dann sicherer. Höre gerne in deinen Lieblingspodcast rein und scrolle zurück zur ersten Episode. Du wirst schnell merken, dass auch andere Podcaster:innen am Anfang ihrer Karriere unsicher waren.