Was Führungskräfte von Verbrecherbanden lernen können
„Die 10.4 hält immer total zusammen“, schwärmt meine Tochter regelmäßig. „Beim Völkerballturnier haben wieder alle am Rand gestanden und angefeuert. Kein Wunder, dass die den Pokal geholt haben.“ Sie wolle das auch. Aber irgendwie funktioniere das in der 10.1 nicht so recht. Ein Problem, vor dem auch Unternehmen stehen.
Gutes Team: Ein Zufallsprodukt?
„Es gibt genügend Vorgesetzte, die führen Teams, die funktionieren – und sie wissen nicht warum“, weiß Olaf Kapinski, IT-Führungskräfte-Coach und Betreiber des „Leben Führen Podcast“, aus Erfahrung. Genauso gäbe es Führungskräfte mit Teams, die nicht funktionierten – ohne zu wissen, warum. Wie kommt es, dass Menschen sich begeistert im Sportverein engagieren und mit ihrer Mannschaft durch Dick und Dünn gehen? Und woran liegt es, dass manche Teams so gar kein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln?
Mit Zufall habe Teambildung nichts zu tun. Vielmehr käme es darauf an, Kohäsion zu erzeugen. „Kohäsion entsteht, wenn das Team besonders attraktiv für die Mitglieder ist“, so Kapinski. Wenn innerhalb einer Gruppe gemeinsame Werte befriedigt würden, wie beispielsweise sportlicher Ehrgeiz. „Besteht Zusammenhalt im Team, mindert das die Fluktuation“, weiß der Coach. „Außerdem sorgt eine hohe Kohäsion für eine Vereinheitlichung von Verhalten und Auftreten.“ Das Team fühle sich als Einheit und werde auch von außen als solche wahrgenommen. Doch wie lässt sich Kohäsion erzeugen?
10 Punkte, die den Zusammenhalt fördern
- Interaktion im Team fördern. Sorge dafür, dass es eine Kaffeeküche gibt, dass ihr ins Gespräch kommt und gemeinsam feiert.
- Klein bleiben. Wenn die Geschäfte richtig gut laufen, ist Wachstum vorprogrammiert. Schnell wird dein Team, oft auch ungewollt, zu groß. Größe setzt jedoch Kohäsion außer Kraft. Wird dein Team zu groß, dann teile es und gib Führung ab.
- Mitgliedschaft im Team sichtbar machen. Im Sportverein tragen alle Trikots. Wie kannst du das auf deine Organisation übertragen? Dabei geht es nicht darum, dass ihr euch zwangsweise mit der gleichen Krawatte outen müsst. Aber eine sichtbare Zugehörigkeit herzustellen, hilft dem Zusammenhalt.
- Teamreputation erzeugen. Wer hat Lust, Teil eines Teams zu sein, für das man sich schämen muss? Niemand. Logisch. Je schlechter ein Team von außen gesehen dasteht, desto geringer ist die Kohäsion. Rühre die Werbetrommel und heb dein Team auf die Bühne.
- Gemeinsamkeiten schaffen. Wenn Mitglieder deines Teams gleich ticken, dann bilden sie schnell eine Einheit. Dabei geht es nicht um die gleiche Augen- oder Haarfarbe. Vielmehr stärken gleiche Werte oder auch der gleiche Humor den Zusammenhalt. Stelle dein Team so zusammen, dass es diese Bindungsmasse gibt.
- Wettstreit suchen. Gehe mit deinem Team bewusst in Wettbewerbssituationen. Sucht euch ein Team – ob intern oder im Marktumfeld –, das ihr überholen wollt. Wettkämpfe sind ein Kohäsions-Garant.
- Mitgliedern Einfluss geben. In einem gut aufgestellten Verein haben die meisten Mitglieder eine Art Mitspracherecht, wenn es um die Aufnahme neuer Mannschaftskameraden geht. Auch wenn es kein echtes Aufnahmeritual sein muss, eine Art selbstgewählter Filter stellt sicher, dass in deinem Team alle ähnlich funktionieren.
- Gemeinsame Ziele. Im Pflegebereich, trotz schlechter Bezahlung und heftigen Arbeitszeiten, arbeiten immer noch Menschen. Warum? Weil sie eine direkte Wirksamkeit ihres Handelns erkennen können. In erfolgreichen Teams sehen die Mitglieder einen Sinn.
- Gleiche Maßstäbe setzen. Ungleichheit bedeutet nicht, dass es keine Hierarchie gibt. Ungleichheit bedeutet eine ungleiche Behandlung ohne Sinn. So wie in diesem häufigen Fall: Der Papa ist Trainer, der Sohnemann hat eigentlich nichts drauf und bekommt trotzdem die wichtigste Position im Team. Lass nicht zu, dass in deinem Team geklüngelt wird.
- Private Konflikte bleiben draußen. Unstimmigkeiten gibt es in jedem Team. Sind diese privater Natur, sollten sie stets außerhalb des Teams besprochen und gelöst werden.
Und weißt du, wo diese Punkte kompromisslos berücksichtigt werden? In richtig heftigen Verbrecherbanden. „Das ist der Grund, warum diese Banden in ihrem ureigenen Sinne gut funktionieren“, so Kapinski.
Mehr zum Thema: Diese Studie zeigt die 5 wichtigsten Faktoren für gute Teamarbeit