Mit dem Start des Landers Hakuto-R vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida hat sich Ispace eine Chance auf die erste erfolgreiche private Mondmission überhaupt gesichert. Möglich ist indes, dass sie noch von konkurrierenden Missionen aus den USA überholt wird.
Weißer Hase will ganz langsam zum Mond hoppeln
Denn Ispace hat sich einen besonders ökonomischen Weg zum Mond ausgesucht. Dabei wird die Schwerkraft der Erde und der Sonne zu Antriebszwecken mitbenutzt. Die Landung auf dem Mond wird daher erst für Ende April 2023 erwartet.
Die Konkurrenz von Astrobotic und Intuitive Machines will hingegen einen direkteren, mehr Energie verzehrenden Weg nehmen und könnte daher trotz eines Starts erst Anfang nächsten Jahres früher als die Japaner auf dem Mond ankommen. Dabei ist auch Hakuto-R bereits der zweite Versuch des japanischen Unternehmens.
Das R im Namen Hakuto, der übersetzt übrigens „Weißer Hase“ bedeutet, steht für Reboot, also einen Neustart. Dieser Neustart musste seinerseits bereits mehrfach verschoben werden.
Seinen Ursprung hat der Hakuto-Lander in dem Wettbewerb „Lunar X“ des US-Technologiekonzerns Google aus dem Jahr 2007. Google hatte einen Preis ausgeschrieben, den das erste nicht staatliche Projekt erhalten sollte, das eine erfolgreiche Mondlandung schafft. Allerdings hatte Google eine Frist auf das Ende des Jahres 2018 gelegt. Die konnte weder Ispace mit seinem Hakuto-Projekt noch einer der anderen Wettbewerber einhalten.
Das ist Hakuto-R
Nun wagt Ispace mit Hakuto-R, der umfangreich in Ottobrunn bei München getestet worden war, einen neuen Versuch. Der Lander ist 2,3 Meter hoch und im Landezustand 2,6 Meter breit. Er hat ein Startgewicht von rund einer Tonne, wird aber nach der Landung auf dem Mond nur noch ein Drittel dessen wiegen, weil der Großteil des Volumens aus Treibstoff besteht.
Trotz seiner eingeschränkten Frachtkapazität von nur 30 Kilogramm transportiert Hakuto-R einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen zweirädrigen Roboter der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa.
Bevor Hakuto-R in der Mondregion um den Atlas-Krater aufsetzt, wird der Lander rund zwei Wochen um den Mond gekreist und dabei immer näher an dessen Oberfläche geflogen sein.
Größere Vision einer Stadt auf dem Mond
Dabei besteht für Ispace der Erfolg nicht im bloßen Absetzen eines Landers auf dem Mond. Das von Takeshi Hakamada gegründete Unternehmen hat eine weit größere Vision.
Ispace will sich nicht nur als eine Art Logistiker für den Gütertransport zum und vom Mond etablieren. Das Unternehmen will sogar ein „Moon Valley“ errichten. Das soll eine kleine Siedlung mit etwa 1.000 Bewohnern und einer entsprechenden Infrastruktur werden. Die werde, so Hakamadas Erwartung, zum Touristenmagneten und etwa 10.000 Besucher jährlich anziehen.
Gegenüber dem New Scientist bekräftigt Hakamada: „Unsere Vision ist es, ein wirtschaftlich tragfähiges Mondökosystem zu schaffen“. Falls ihr euch jetzt fragt, wieso der Lander „Weißer Hase“ heißt, sei noch erwähnt, dass der Name der asiatischen Mythologie entspringt, wonach ein weißer Hase auf dem Mond leben soll. Mit viel Fantasie und der richtigen Perspektive lässt sich das Bild eines Hasen bei Vollmond tatsächlich schemenhaft auf der Mondoberfläche erahnen.