Halbleiterbranche und Autoindustrie kommen sich näher

Volle Bänder wird es 2021 wegen des weltweiten Chipmangels nicht so häufig geben. (Foto: Jenson/Shutterstock)
Warum? Der Chipmangel ist so eklatant, dass die Autoindustrie selbst im zweiten Halbjahr kein belebendes Element für die deutsche Wirtschaft sein könnte. Im Juni produzierten deutsche Autobauer saisonbereinigt bereits 13 Prozent weniger Autos als im Vormonat. Dabei waren es schon im Mai rund 20 Prozent weniger gewesen als zuvor. Diese Zahlen verheißen für die Autoindustrie nichts Gutes. Doch das Abkommen zwischen Renault und ST Microelectronics könnte exemplarisch für eine Lösung sein.
Deutsche Autobauer haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie durchaus flexibel und zupackend auf Probleme reagieren können – die E-Auto-Offensive von VW sorgte in der Branche für Aufsehen und belebte auch die bis dahin eher verhaltene Entwicklung der Aktie. Gut möglich, dass hinter den Kulissen bereits an neuen Geschäften zwischen Autoherstellern und Chipindustrie gearbeitet wird. Profiteure dieser Geschäfte wären einerseits die Chiphersteller, die ohne Zwischenhändler direkt an die Autobranche verkaufen könnten. Möglicherweise sorgt der Input der Autokonzerne sogar für Innovationen. Zu den Gewinnern zählen dürften andererseits auch die Autobauer. Der Markt preist aktuell kein deutliches Wachstum der Absatzzahlen ein. Wenn das Chipproblem allerdings gelöst ist und die Produktion wieder Fahrt aufnimmt, könnte der allgemeine Aufschwung in der deutschen Wirtschaft auch bei Autobauern ankommen. Das Beste daran: Der Autobauer, der das Chipproblem zuerst löst, kann der Konkurrenz die Rücklichter zeigen.
Die Aktien von Halbleiterherstellern, wie Infineon und ST Microelectronics, sind angesichts der potenziellen Aufträge aus der Autobranche vielversprechend. Auch dürften die Titel derjenigen Autobauer, die es Renault gleichmachen, ebenfalls profitieren. In die Röhre gucken dürften langfristig dagegen Autozulieferer, die bislang das Geschäft mit Chips für die Autoindustrie kontrolliert haben. Es sei denn, auch hier bahnen sich innovative Lösungen mit Chipherstellern an oder aber Zulieferer produzieren Chips künftig vermehrt in Eigenregie. Ein gutes Beispiel dafür ist die neue Halbleiterfabrik von Bosch in Dresden.
Der Markt rund um Chips für die Autoindustrie ist zweifelsohne in Bewegung. Da die Nachfrage auch weiterhin groß sein wird und vor dem Hintergrund des autonomen Fahrens sicher auch nicht schwindet, könnten Aktien geeigneter Chiphersteller attraktive Aussichten bieten. Wie sich der Markt konkret sortiert, dürften wir in den kommenden Monaten erfahren. Anleger können diese Entwicklung entspannt verfolgen – lediglich Aktionäre von Autozulieferern sollten ihr Engagement gegebenenfalls überdenken.
Bitte beachtet den Haftungsausschluss.
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien
Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.
Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.
Dein t3n-Team