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Ratgeber

Wie ihr zu Hause die Arbeit vom Leben trennt

Zu Hause arbeiten bedeutet, im Büro zu leben. Arbeit und Leben dabei voneinander abzugrenzen, fällt vielen schwer. Hier sind Lösungen für die häufigsten Probleme.

Von Isabell Prophet
4 Min.
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(Foto: Drazen Zigic / shutterstock)

Mein Schreibtisch steht im begehbaren Kleiderschrank, mein Freund und ich wechseln uns dort ab. Der andere sitzt am Esstisch, auf dem Sofa, auf dem Bett oder auf dem Fußboden im Badezimmer. Meine Freundinnen und Freunde arbeiten in Wohnzimmern, in Küchen, eine hat ihre anderthalb Quadratmeter kleine Abstellkammer zum Tonstudio ernannt, eine andere nutzt tagsüber das Kinderzimmer, um wenigstens mal „woanders“ zu sein.

So ein Umfeld kann nerven. Gleichzeitig ist das die Situation, in der viele von uns leben und arbeiten. Es sind die Glücklichen; die, die nicht von kurzsichtigen Unternehmen in Großraumbüros gezwungen werden.

Nicht perfekt – aber ihr könnt etwas draus machen

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Das neue Arbeitsumfeld hat einige große Vorteile, an erster Stelle steht wohl der Infektionsschutz. Dazu kommt: So ein Ortswechsel macht kreativ. Die eigenen Bücher können neue Ideen anregen. Wo keiner hinschaut, können zwischendurch Liegestütze oder Spaziergänge gemacht werden, auch das dient der Arbeit.

Die vollkommene Gestaltungsfreiheit erlaubt es einigen Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben, einen Arbeitsplatz nach den eigenen Bedürfnissen einzurichten. Das kann ein schönes Projekt sein – kann aber auch schiefgehen. Einige gängige Probleme und wie ihr sie lösen könnt:

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Problem: Lasst ihr Arbeit liegen, dann beobachtet sie euch beim Faulenzen

Lösung: Die naheliegendste Variante ist es, den Arbeitsplatz nicht zu überfrachten. Das erfordert eine gewisse Disziplin, lohnt sich aber. Wer nur ein Notebook und ein Notizbuch zum Arbeiten braucht, der kann abends beides zusammenklappen und ins Regal stellen. Das ist die schnellste Transformation. Wer mehr braucht, könnte dafür ein Fach freiräumen, idealerweise eines, das hinter einer Schranktür verschwindet. Ein Monitor ist zwar schwerer zu verstecken, aber auch dieser Handgriff schafft abends ein Gefühl der Freiheit, des Fertigseins. Einmal Stauraum geschaffen, dauert’s dann auch nicht mehr lange.

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Problem: Ihr lebt an dem Ort, an dem ihr arbeiten wollt

Lösung: Beruhigt euer Zuhause.
Bücher, Kleidung, das Geschirr vom Frühstück, ganz allgemein: Zeug. Überall liegt Zeug. Es fehlt die optische Ruhe des Arbeitsplatzes. Wenn ihr das ruhige Umfeld der Firma vermisst, dann beruhigt eure Arbeitsumgebung zu Hause. Rückt die Bücher gerade. Ich schaue direkt aufs Regal und habe meine so sortiert, dass die Bücherwand sehr ruhig aussieht, gerade Linien, wenig Versatz.

Aufräumen erfüllt gleich mehrere Funktionen: Ihr kommt in Bewegung, ihr tut euch selbst etwas Gutes, bei dem ihr die Wirkung sofort seht, und ihr schafft eine Ruhezone. Ihr beseitigt einen Anblick, der etwas von euch verlangt. Unordnung schreit selbst dem kreativsten Chaoten zu: Tu etwas! Wenn euch das stört, dann tut etwas. Es geht schneller, als ihr vorab denkt. Und das Ergebnis lohnt sich.

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Problem: Ihr schlaft im Büro

Lösung: Gestaltet ein wenig um. Eine Freundin von mir schaut vom Bett aus direkt auf ihren Computer und vom Computer aus direkt aufs Bett. Kein befriedigender Zustand. Homeoffice ist die ultimative Steigerung von „Arbeit mit nach Hause nehmen“. Homeoffice bedeutet, dass das Zuhause der Arbeitsplatz ist. Was immer ihr gerade tut – die Alternative ruft euch.
Doch der Schreibtisch kann so stehen, dass ihr mit dem Rücken zum Bett oder zum Sofa sitzt. Für Linkshänder ist ein Lichteinfall von rechts gut, für Rechtshänder einer von links. Wohnbereiche könnt ihr durch Paravents, faltbare Raumteiler, voneinander trennen. Wenn ihr mit eurem Schlaf unzufrieden seid, wählt nicht ausgerechnet das Schlafzimmer als den Ort, an dem ihr eure Arbeitsmittel lagert. Schon eine Sitzbox mit Stauraum kann im Wohnzimmer oder im Flur ein geeigneteres Versteck schaffen.

Problem: Rückenschmerzen

Lösung: Bewegt euch. Nicht jede*r möchte einen professionellen Schreibtischstuhl im Wohnzimmer stehen haben, es gibt aber auch schlichtere Lösungen. Ergonomische Sitzhocker fördern das aktive Sitzen. Ihr könnt auch schlicht einen Stuhl auf den Esstisch stellen und öfter mal im Stehen arbeiten. Anleitungen für Rücken- und Bauchübungen findet ihr im Internet, ich habe mir dafür gerade einen Schlingentrainer gegönnt. Wechselt den Standort, wenn ihr eine Aufgabe abgeschlossen habt. Hauptsache, ihr bewegt euch regelmäßig. Die gesündeste Sitzhaltung ist immer die nächste.

Problem: Ihr seid ständig in Alarmbereitschaft

Lösung: Schafft Signale, die um Ruhe bitten, damit andere euch nicht aus dem Flow reißen. Manche Menschen brauchen ständig Unterstützung. Sie haben hier eine Frage, da eine Idee, irgendwo etwas verloren, dort einen Gedanken – und schon ist wieder Zeit für eine Kaffeepause. Falls ihr gerade feststellt, dass euer Partner oder eure Partnerin ein solches Exemplar ist: Redet darüber! Manche Menschen arbeiten verbal sehr aktiv, andere eher still. Ein klares Signal, dass eine Störung eher unangebracht wäre, ist es ja schon, dass der oder die andere gerade schreibt. Besser als die direkte Ansprache kann dann auch eine Textnachricht sein: Päuschen? Aber gern – sobald Zeit dafür ist.
Wenn Kinder im Haus sind: Entlastet euch so gut es geht gegenseitig. Zeiten, in denen die ganze Familie für zwei Stunden definitiv aus dem Haus ist, schaffen ein Gefühl von produktiver Sicherheit.

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Problem: Ohne Hin- und Heimweg fehlt eine Grenze

Lösung: Schafft eine Trennung. Es ist schwer, nach einem stressigen Tag direkt auf Familienmodus umzuschalten. Ein Spaziergang am Morgen und eine Dusche am Nachmittag können eine Trennung sein. Eine kurze Laufeinheit, wenn ihr Zeit dafür habt.
Tatsächlich wird es aber wohl vielen Menschen eher so gehen, dass die Pufferzone zwischen Job und Privatleben schlicht fehlt. Sie stehen vom Schreibtisch auf und stürzen direkt ins Private, wo am Nachmittag gerade die letzte Entscheidungsschlacht des Familienlebens tobt.
Belasst es nicht dabei. Vielleicht geht ihr ohne Smartphone aufs Klo, oder ihr tanzt noch zehn Minuten zu Musik. Der Übergang in den Feierabend ist notwendig, weil unsere Gehirne in dieser Zeit verarbeiten, was sie gelernt haben. Die Autorin Eva Siegmund sagt dazu: „Wir brauchen eine Dekontaminierungsschleuse.“ Vielleicht müssen wir die Arbeit am Ende eines Tages wirklich abwaschen, um wieder im Leben anzukommen.

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