„Hey Mercedes“: Daimler stellt neues 3D-Betriebssystem vor
Mercedes will die Jungen vom Auto überzeugen – und bringt eine „3D-Betriebssystem“ genannte Oberfläche in die Daimler-Fahrzeuge, die in Ästhetik und Benutzung an moderne Computerspiele erinnert. MBUX – Mercedes-Benz User Experience – nennt Daimler die neue Schnittstelle zwischen Fahrer und Auto, die nicht etwa zuerst in der Oberklasse eingeführt wird, sondern in der neuen A-Klasse, die am 2. Februar vorgestellt und im Mai auf den Markt kommen soll. Danach soll MBUX nach und nach in sämtliche anderen Mercedes-Modelle kommen. „Wir glauben, dass wir damit vor allem die junge Generation überzeugen werden“, sagte Daimler-Vorstandsmitglied Ola Källenius in Las Vegas.
„Es sind die natürlichsten Gespräche, die man je mit einem Auto geführt hat.“
Natürlich setzt Daimler dabei auf die Trends, die die Computerbenutzung in den vergangenen Jahren verändert haben und noch immer verändern: „Das Auto selbst wird zum Menü“, sagte Källenius. Die Steuerung funktioniert über Touchscreens, Touchpads am Lenkrad oder per Sprachassistent, der mit „Hey Mercedes“ angesprochen wird – offenbar inspiriert von „Hey Google.“ „Es sind die natürlichsten Gespräche, die man je mit einem Auto geführt hat“, versprach der Mercedes-Manager. Bei der Sprachsteuerung hat Mercedes mit der Firma Nuance zusammengearbeitet.
„Hey Mercedes, kann ich morgen meine Flip-Flops tragen?“
Statt einfach nur zu fragen, wie das Wetter morgen wird, soll der Mercedes-Assistent auch Fragen verstehen wie „Kann ich morgen meine Flip-Flops tragen?“. Auch mit Akzenten und Slang soll die Software klarkommen, wie Mercedes in einem Video zeigt: Eine Frau fragt mit breitem deutschen Akzent nach „German bread“ in Las Vegas, ein Hip-Hopper, ob das Auto die Temperaturen auf „ein bisschen mehr Ostküste“ einstellen könne. Ob das wirklich so reibungslos funktioniert, werden erste Testes zeigen – Google, Amazon und Apple haben mit ihren Sprachassistenten noch häufig Schwierigkeiten mit natürlicher Sprache, sobald diese über einfache Phrasen hinausgeht.
Sämtliche Armaturen werden bei MBUX durch Touchscreens ersetzt und sind damit auch anpassbar. So lassen sich einerseits die jeweils gewünschten Daten anzeigen – aber auch die Optik verändern. Fahrer können beispielsweise zwischen einem extrem minimierten „Silent Mode“ oder dem optisch auffälligen „Sport Mode“ wählen. Unter der Haube stecken unter anderem die 3D- und KI-Chips von Nvidia.
Mercedes‘ Auto-Technik soll zum Smartphone aufschließen
Bei den Fähigkeiten der neuen Software orientiert sich Mercedes klar an dem, was die Smartphone-Assistenten von Google und Apple und diverse Smartphone-Apps heute schon können: Eine Deep-Learning-Software soll von den Gewohnheiten des Nutzers lernen und beispielsweise die passende Musik für den Weg von der Arbeit nach Hause, die nächste Location für die Navigation oder Nummern für gerade passende Anrufe vorschlagen.
Mercedes betont außerdem die Update-Fähigkeit der Software – etwas, das Tesla der restlichen Autobranche lange Zeit voraushatte. Nur so besteht die Chance, dass die Software mit dem schnellen Tempo des Fortschritts von Smartphones und Konsumenten-Elektronik mithalten kann.
t3n.de konnte das System nach der Präsentation kurz in Augenschein nehmen. Die flüssigen und hochauflösenden 3D-Grafiken stellen tatsächlich eine Qualität dar, die man bisher aus Infotainment-Systemen in Autos nicht gewohnt ist. Die Bedienung erinnert stark an das, was Nutzer heute von Smartphones gewohnt sind. „Das Schöne ist: Das ist alles in Sindelfingen entstanden, ganz ohne Apple oder Google“, sagte einer der Mercedes-Entwickler am Rande der Messe.
Disclosure: Die Reise unseres Autors zur CES wurde von Mercedes-Benz finanziert. Einfluss auf die Berichterstattung hat das nicht.