Galt als verschollen: Forscher entdecken älteste Sternenkarte von Hipparchos
Die Astronomie faszinierte im Laufe der Menschheitsgeschichte zahlreiche Gelehrte. Doch der erste, der die Himmelskörper aus wissenschaftlicher Sicht betrachtete und mathematisch festhielt, war der griechische Astronom und Mathematiker Hipparchos.
Schon um 130 vor Christus soll Hipparchos laut den Überlieferungen den allerersten Sternenkatalog mit Koordinaten verfasst haben. Doch das historisch so bedeutende Werk der Antike galt lange als verschollen.
Dass es überhaupt existierte, wissen die Historiker durch einen Nachfolger und Bewunderer von Hipparchos, Claudius Ptolemäus. Sein Himmelskatalog, in dem er Bezug auf Hipparchos Daten nimmt, erschien allerdings rund 300 Jahre später.
Wo also war die ursprüngliche Quelle?
Versteckt in einem Palimpsest
Gefunden hat sie ein Team aus französischen Wissenschaftlern des Forschungszentrums CNRS. Im Archiv des Katharinenklosters auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten entdeckten die Forscher um Victor Gysembergh einen Ausschnitt des Sternenkatalogs auf einem Pergament: insgesamt 146 Seiten, die in einem Manuskript namens Codex Climaci Rescriptus versteckt waren.
Dabei kam neueste Technik zum Einsatz. Denn der Ausschnitt von Hipparchos war ein sogenanntes Palimpsest. Darunter versteht man ein neu beschriebenes Manuskript, dessen ursprünglicher Inhalt vorher entfernt wurde.
In der Antike und besonders im Mittelalter war Pergament ein kostbares Material, das nicht immer verfügbar war. Also wurde es einfach wiederverwendet, indem alte Inhalte abgekratzt oder abgeschabt wurden.
Wie es den französischen Forschern gelang, die alten Inhalte sichtbar zu machen, beschreiben sie im Fachmagazin Journal for the History of Astronomy. Sie analysierten spezielle multispektrale Aufnahmen, die schon 2017 vom Codex Climaci Rescriptus gemacht wurden, mit einer neuen Software.
Forscher erhoffen sich weitere Ausschnitte
Die Ergebnisse beeindruckten: So waren Hipparchos Daten schon bis auf ein Grad genau, also sehr präzise für die damalige Zeit.
Außerdem waren die Himmelskörper bereits mit äquatorialen Koordinaten angegeben, ähnlich wie das auch heute noch der Fall ist. Mit der neuen Software sollen nun noch weitere Manuskripte analysiert werden – um vielleicht noch mehr Ausschnitte des Sternenkatalogs zu rekonstruieren.