Hirnimplantat trifft künstliche Intelligenz: Synchron bringt ChatGPT in die Köpfe seiner Patienten
2016 wurde das Unternehmen Synchron in den USA gegründet. Das Ziel: Menschen mit körperlichen Einschränkungen sollen Hirnimplantate bekommen und über ihre Gedanken technische Geräte steuern. Mittlerweile gibt es zehn Patient:innen, die ein solches Synchron-Hirnimplantat haben.
Der Vorteil: Dafür ist keine Operation am offenen Hirn nötig. Das Implantat wird über Katheter und Stents eingesetzt. Jetzt präsentiert Synchron einen weiteren Schritt für seine Patient:innen: die Anbindung an OpenAIs ChatGPT.
So funktioniert das Hirnimplantat mit ChatGPT
In einem Demo-Video zeigt Synchron den Patienten Mark. Er hat ALS und kann seine Hände nicht mehr nutzen. Das Implantat ermöglicht ihm bereits die Steuerung seiner technischen Geräte per Gedanken. In Kombination mit ChatGPT kann er jetzt auch wieder Messenger nutzen. Im Beispiel bekommt er eine Nachricht seines Doktors.
Die Nachricht wird auf dem Laptop empfangen und ChatGPT generiert daraufhin passende Antworten. In diesem Fall etwa eine Zu- oder Absage zu einem Terminvorschlag des Arztes. Mark kann aus einer Reihe von Antworten wählen, indem er den Cursor per Gedanken steuert. Ist die Antwort ausgewählt, wird sie direkt an den Arzt weitergeleitet.
Kommt eine neue Nachricht, kann ChatGPT weitere Antworten generieren und hat dabei noch den vorherigen Konversationsverlauf im Blick. Sollte unter der Auswahl keine passende Antwort dabei sein, kann Mark diese noch einmal neu generieren lassen oder eine eigene Antwort eingeben. Laut Synchron benötigen Patient:innen mit Hirnimplantat durch die ChatGPT-Anbindung keinen Augen-Tracker oder Stimmensteuerung mehr.
Wie CNET berichtet, soll die KI nach einiger Zeit auch erste Sprachmuster von Mark aufgeschnappt haben. So baut die KI jetzt selbstständig bei wenigen Antworten Schimpfworte ein, die Mark laut eigener Aussage „hin und wieder“ benutzt. Künftig muss Synchron dabei nicht unbedingt an ChatGPT festhalten, wie CEO Tom Oxley betont. Man würde sich für das Modell entscheiden, das aktuell den meisten Nutzen für Patient:innen einbringt.
Das Hirnimplantat von Synchron soll in der finalen Version zwischen 50.000 und 100.000 US-Dollar kosten. Das sei vergleichbar mit den Kosten für Herzschrittmacher oder Cochlea-Implantate. Allerdings könnte die Zulassung der Geräte – und damit die weitere Verbreitung – noch einige Jahre in Anspruch nehmen.