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MIT Technology Review Analyse

Hitzewellen auf der Erde: Welche Hotspots die Klimamodelle übersehen haben

Bestimmte Gebiete auf der Erde waren in der Vergangenheit von extremen Hitzewellen betroffen. Ihre Intensität überstieg die Vorhersagen bisheriger Klimamodelle. Eine neue Weltkarte will Abhilfe schaffen.

Von Hanns-J. Neubert
3 Min.
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Welche Regionen künftig immer mehr unter Extremwetter wie Hitzeperioden leiden werden, könnte bald präziser vorausgesagt werden. (Foto: Piyaset/Shutterstock)

Die weltweiten Durchschnittstemperaturen steigen unaufhörlich. 2024 ist jetzt offiziell das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, und das erste Jahr, an dem die Erde mehr als 1,5 Grad wärmer war als vor der industriellen Revolution. Die Paris-Obergrenze von 1,5 Grad ist damit allerdings noch nicht überschritten; das wäre sie erst, wenn die mittlere Temperatur über 20 Jahre hinweg nicht mehr darunter sinken würde.

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Gemeinhin legen die Szenarien der Klimamodelle eine gleichmäßige und kontinuierlich steigende Erderwärmung nahe. Doch dieses populäre Bild verdeckt, dass unterschiedliche Regionen auf der festen Erde durchaus auch verschieden auf den generellen Temperaturanstieg reagieren.

Hitzewellen, die über bisherige Vorhersagen hinausgehen

So sind bestimmte Gebiete ganz besonders von Hitzewellen betroffen. Hier kommt es wiederholt zu Hitzeperioden, die so extrem sind, dass sie weit über das hinausgehen, was jedes bisherige Modell der globalen Erwärmung vorhersagen oder erklären konnte.

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Es sind Phänomene, die fleckenartig auf allen Kontinenten auftauchen. Eine neue Studie dokumentiert sie jetzt und legt damit die erste Weltkarte solcher Extremregionen vor. Nicht erfasst wurde die Antarktis.

„Die großen und unerwarteten Spannen, mit denen die jüngsten Extreme auf regionaler Ebene frühere Rekorde gebrochen haben, warfen Fragen auf, inwieweit Klimamodelle passende Schätzungen für Beziehungen zwischen globalen mittleren Temperaturänderungen und regionalen Klimarisiken liefern können“, heißt es in der Studie.

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Wenn auch Klimamodelle an ihre Grenzen stoßen

Können also die herkömmlichen Klimamodelle wirklich gute und passende Schätzungen für die Unterschiede zwischen den globalen und den regionalen Temperaturänderungen liefern?

„Hier geht es um extreme Trends, die das Ergebnis physikalischer Wechselwirkungen sind, die wir vielleicht nicht ganz verstehen“, erklärt Hauptautor Kai Kornhuber vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien und Professor an der Columbia Climate School in New York.

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In der Studie untersuchten er und sein Team die weltweiten Hitzewellen der letzten 65 Jahre. Dabei kristallisierten sich immer wieder dieselben Gebiete heraus, in denen die Thermometer deutlich höhere Messwerte anzeigten als die sowieso erwarteten Extremtemperaturen unter dem Klimawandel. Und das auch noch in einem Tempo, das weit über dem liegt, was die modernsten Klimamodelle in den letzten Jahrzehnten voraussagten. Zwar gab es auch in den frühen 2000er Jahren vereinzelte besonders starke Extremhitzewellen, aber es war schon auffällig, wie sich die Höchsttemperaturrekorde vor allem in den vergangenen fünf Jahren in bestimmten Gebieten wiederholten.

Auch Europa ist von unerwarteten Hitzewellen betroffen

Die herausragendste Region mit wiederkehrenden, unerwartet heißen Hitzewellen ist Nordwesteuropa.

Über Deutschland, Frankreich, England und den Niederlanden traten Hitzeperioden in den vergangenen Jahren in der Tat gehäuft auf. Auch jüngst wieder im September dieses Jahres, als Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden neue Höchsttemperaturrekorde meldeten. Bis in den Oktober hinein lieferten auch der Südwesten der USA und Kalifornien Rekordtemperaturen.

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Zu den Gebieten auf der Erde, die unter den höchsten Extremtemperaturen ebenfalls zu leiden hatten und in Zukunft wohl auch leiden werden, gehören Zentralchina, Japan, Korea, die arabische Halbinsel, Ostaustralien, Patagonien und vor allem die Arktis.

„In den von uns aufgezeigten Hotspots haben sich die heißesten Tage besonders schnell erwärmt, was verschiedene Gründe haben könnte. An einigen Orten könnten bestimmte Wettermuster häufiger auftreten, die eine Hitzewelle auslösen. Oder die Bodentrockenheit könnte die heißesten Temperaturen verstärken. Es wird wichtig sein, diese spezifisch lokalen Faktoren zu entschlüsseln“, sagt Koautor Samuel Bartusek.

Bisherige Hypothesen erklären nicht alle Extreme

In früheren Studien wurden Hitzewellen und Dürren in Europa und Russland auf Schwankungen des Jetstreams zurückgeführt, beeinflusst durch die schnell wärmer werdende Arktis auf Grund des langfristigen Klimawandels. Doch diese Hypothese scheint nicht alle Extreme zu erklären. So könnten auch kleinräumige Turbulenzen im Jetstream eine Rolle spielen oder einfach nur der Zufall. Möglich auch, dass die jahrzehntelang langsam steigenden Temperaturen die regionale Vegetation austrockneten, so dass die Pflanzen bei einer Hitzeperiode weniger Wasserreserven hatten, die für Verdunstungskühle hätten sorgen können.

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Doch es gibt auch Coldspots auf der Erde, wie die Studie zeigt. Denn in vielen Regionen fällt der Temperaturanstieg durchaus geringer aus als vorhergesagt. Dazu gehören weite Gebiete in Sibirien, im nördlichen Zentrum der USA und im südlichen Zentrum Kanadas, aber auch in Nordafrika, Nordaustralien und in inneren Teilen Südamerikas.

Die großen Killer, wie Wetter-Zuordnungsforscherin Friederike Otto sie einst nannte, sind und bleiben aber die Hitzewellen. „Aufgrund ihrer beispiellos hohen Temperaturen haben die Hitzeperioden in der Regel schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit und können katastrophale Folgen für die Landwirtschaft, die Vegetation und die Infrastruktur haben“, fügt Kornhuber hinzu. „Wir sind nicht darauf vorbereitet und können uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen.“

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