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MIT Technology Review News

Neuer Rekord bei den CO2-Emissionen – doch es gibt auch kleine Lichtblicke

Sie steigen und steigen: Auch 2024 erreichen die CO₂-Emissionen neue Rekordwerte, wie der Global Carbon Budget-Bericht meldet. Das Ziel des Pariser Klimaabkommens rückt damit außer Sichtweite. Zwei Forscherinnen heben aber Positives hervor.

Von Hanns-J. Neubert
4 Min.
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Trübe Aussichten: Der Bericht zum Globalen Kohlenstoffbudget berechnet die CO₂-Emissionen aus Kohle, Öl und Gas. (Foto: Bilanol/Shutterstock.com)

Wie Wissenschaftler:innen im aktuellen Bericht zum Globalen Kohlenstoffbudget für dieses Jahr (Global Carbon Budget 2024) berechneten, werden die CO₂-Emissionen aus Kohle, Öl und Gas mit 37,4 Milliarden Tonnen CO₂ einen neuen Höchststand erreichen. Das sind 0,8 Prozent mehr als vergangenes Jahr.

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Um aber bis zur Mitte dieses Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssten die Emissionen nach Berechnungen des Weltklimarates IPCC bis 2030 um 43 Prozent fallen. Da das augenscheinlich nicht passiert, sieht der aktuelle Emissionslückenbericht der Vereinten Nationen praktisch keine Möglichkeit mehr, das Klimaabkommen von Paris einzuhalten, die Erderwärmung nicht über 1,5 Grad hinaus steigen zu lassen. Würden die Staaten alle ihre versprochenen Klimaschutzbeiträge wirklich erfüllen, dann könnte die Erde bei 3,1 Grad landen, so heiß wie seit mehr als drei Millionen Jahren nicht mehr.

CO₂-Emissionen und die Folgen für die Klimaschutzziele

In ihren jährlichen Berichten zum Kohlenstoffbudget berechneten die mehr als hundert Klimaforscher:innen aus aller Welt die Trends der globalen Kohlendioxidemissionen und die daraus folgenden Konsequenzen für die Klimaschutzziele. Die Reports liefern aktuelle Informationen zu den Emissionen aus Kohle, Öl und Gas, zu Entwaldungsraten und auch zum Zustand der natürlichen Kohlenstoffsenken an Land und in den Ozeanen.

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Auch in diesem Jahr sehen die Autor:innen immer noch keine Anzeichen dafür, dass die Welt den Höhepunkt der fossilen CO₂-Emissionen erreicht hat.

CO₂-Quellen von Wäldern und Landmassen

Zu den fossilen Quellen addieren sie noch die Emissionen, die in Folge sogenannter Landnutzungsänderungen entstehen, etwa aus Rodungen und verbrannten Wäldern. Die machen noch einmal 4,2 Milliarden Tonnen CO₂ aus, sodass sich die gesamten CO₂-Emissionen auf 41,6 Milliarden Tonnen summieren – eine Milliarde Tonnen mehr als vor einem Jahr.

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Anders als in früheren Jahren nehmen die CO₂-Emissionen aus zerstörten Wäldern im Moment zu. So setzt der südöstliche Amazonas-Regenwald inzwischen mehr CO₂ frei, als er in Biomasse einbaut. Das gilt auch für die Wälder in Deutschland, wie die aktuelle Bundeswaldinventur zeigt.

CO₂-Rückgang bei einigen der bisherigen Klimasünder

Doch die Autor:innen sehen auch Lichtblicke. Denn immerhin sinken die fossilen Emissionen in den Ländern, die historisch für die höchsten CO₂-Freisetzungen in die Atmosphäre verantwortlich sind. In Europa nehmen sie um 3,8 Prozent ab, in den USA immerhin um 0,6 Prozent.

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In China könnten die CO₂-Emissionen ebenfalls sinken; sollten sie dennoch steigen, dann höchstens um marginale 0,2 Prozent.

Indien dagegen, das zwischen seinem Energie- und Armutsproblem fest steckt, wird trotz des massiven Ausbaus regenerativer Energietechnik seine Emissionen um 4,6 Prozent steigern.

Schwerpunkt Indien

Wer mehr über Indien erfahren möchte, dem sei die neueste Ausgabe von MIT Technology Review empfohlen. Das Heft 8/2024 ist im heise shop bestellbar und im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich.

Mit 7,8 Prozent gegenüber 2023 werden aber die CO₂-Emissionen aus dem Flug- und Schiffsverkehr gewaltig zunehmen, wobei ihr Vor-Corona-Niveau noch nicht einmal erreicht ist.

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Aufforstungen, Emissionsgutschriften, CO₂-Entfernung: Was bringt das?

Alle bisherigen Anstrengungen, um den CO₂-Ausstoß irgendwie zu kompensieren, reichen bei Weitem nicht aus. Neue Aufforstungen wären zum Beispiel eine Option, doch sie können gerade einmal die Hälfte der Emissionen aufnehmen, die durch Abholzungen und Zerstörung von Wäldern entstehen. Auch der Markt für Emissionsgutschriften aus Klimaprojekten, mit denen Staaten und Unternehmen ihre Klimaschutzverpflichtungen erfüllen und Privatpersonen ihre Flugemissionen ausgleichen können, ist nach einer aktuellen Metastudie größtenteils wirkungslos.

Technische Versuche der CO₂-Entfernung spielen praktisch keine Rolle. Mittels großer Filter scheiden sie das Treibhausgas direkt aus der Umgebungsluft ab und speichern es unter der Erde. Die existierenden Anlagen schaffen vielleicht ein Millionstel der CO₂-Menge aus der Luft, die aus Gas-, Öl- und Kohleverbrennung in die Atmosphäre gelangt.

Bleiben die natürlichen Senken an Land und in den Ozeanen, die zusammen genommen etwa die Hälfte der gesamten CO₂-Emissionen aufnehmen – obwohl sie durch den Klimawandel inzwischen durchaus nicht mehr so vital sind wie früher. Der Rest verbleibt in der Atmosphäre.

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Somit wird die atmosphärische CO₂-Konzentration in diesem Jahr auf 422,5 ppm steigen, 52 Prozent mehr als 1750.

CO₂-Berechnungen für die nächsten Jahre

Das verbleibende CO₂-Budget schätzen die Forscher:innen am Ende nicht für ein einzelnes Jahr ab. Denn die 1,5-Grenze des Pariser Klimaabkommens gilt erst dann als überschritten, wenn die Erde diese Grenztemperatur mehrere Jahre hintereinander übersteigt.

Bei der derzeitigen Emissionsrate schätzt das Autorenteam, dass die globale Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent in etwa sechs Jahren dauerhaft über 1,5 Grad liegen wird. Es könnte aber auch früher sein, denn eine zusätzliche Erwärmung durch Methan, Lachgas und Aerosole lässt sich nur schwer abschätzen.

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Im Ergebnis dürfte die Menschheit jetzt nicht mehr als insgesamt 235 Milliarden Tonnen CO₂ emittieren. Das ist das Budget, das rein rechnerisch noch aufgefüllt werden kann, um die globale Erwärmung nicht über 1,5 Grad steigen zu lassen. Für die Zwei-Grad-Grenze könnten noch 1,11 Billionen Tonnen CO₂ sein, die nach 27 Jahren Mitte dieses Jahrhunderts aufgebraucht wären.

22 Länder mit weniger CO₂-Emissionen

Für die beiden deutschen Mitautorinnen Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München gibt es aber auch Hoffnung. „Wir zeigen in diesem Bericht, dass es 22 Länder gibt, die ihre Emissionen reduzieren und in denen gleichzeitig die Wirtschaft wächst. Das sind vier Länder mehr als in der vorangegangenen Dekade“, meinte Hauck während einer Präsentation der Studie beim Science Media Center.

Pongratz ergänzte: „Die Wiederaufforstung wird ausgebaut. Es werden strengere Kriterien angelegt am freiwilligen Kohlenstoffmarkt, damit man dort Greenwashing vermeiden kann.“ Sie denkt aber auch, dass die Aufmerksamkeit für den Klimawandel trotz aller anderen Krisen vermutlich zunehmen wird. Denn: „Es sterben jetzt auch im Globalen Norden Menschen durch den Klimawandel. Wir hatten das Klimaproblem bislang immer diffus in andere Regionen und nächste Generationen geschoben. Das ist nicht mehr der Fall. Wir sind ganz akut selbst davon betroffen.“

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